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14800 Menschen treiben Sport in Vereinen

01.12.2014, 09:52

Es sind etwa 95000 Euro, die jährlich aus dem Landkreis-Haushalt in den Sport des Jerichower Landes fließen. Der Kreissportbund zählt aktuell 462 lizenzierte Übungsleiter.

Burg/Genthin l "Mindestens doppelt so viele Trainer und Übungsleiter ohne Lizenzen kommen noch hinzu", sagte Kreissportbund-Geschäftsführer Bernd Mittelstädt kürzlich im Sportausschuss des Kreistages. In diesem Jahr feierte der Sportbund 20-jähriges Bestehen.

In dieser Zeit ist die Zahl der KSB-Mitgliedsvereine von 98 auf 133 gestiegen. Um mehr als 4300 Köpfe geklettert ist die Anzahl der Vereinsmitglieder auf aktuell 14800. Mittelstädt: "Statistisch sind damit mehr als 15 Prozent aller Einwohner des Jerichower Landes in Sportvereinen organisiert. Das bedeutet im Landesvergleich Platz vier für unseren Landkreis."

Die 14800 Vereinsmitglieder betreiben 38 Sportarten (1994 waren es 31). 4900 Sportler sind 50 Jahre und älter. Im Gegensatz dazu sind 640 kleine Talente sechs Jahre und jünger. Derzeit größter Verein im Kreis ist Eintracht Gommern mit 1015 Mitgliedern. Gefolgt von Chemie Genthin (974) und dem Fischereiverein Burg (695). Zum Vergleich: Lokomotive Jerichow hat aktuell 421 Mitglieder. Mittelstädt zufolge haben die meisten Vereine etwa 200 Mitglieder: "Der Trend geht dahin, dass sich kleine Vereine den großen in der Nachbarschaft anschließen."

Die meisten Akteure betreiben Wettkampfsport. Beispiele sind Fußballer, Leichtathleten oder Volleyballer. Aber: "Der nicht wettkampfgebundene Sport hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt", sagte Mittelstädt. Er spricht von Gesundheitssport, von Senioren- und Behindertensport sowie von Angeboten im Rehabereich oder für Vorschulkinder. Der Geschäftsführer sagte auch: "Um solche Angebote noch intensivieren zu können brauchen wir ganztägig nutzbare Sportstätten."

Diesbezüglich sieht der Sportbund bei den Schulen noch Reserven. Vorsitzender Lothar Finzelberg: "Wir zählen derzeit 60 Arbeitsgemeinschaften im Landkreis, es könnten ruhig mehr sein." Dazu sagte Bernd Mittelstädt: "80 Prozent der Übungsleiter in diesen Arbeitsgemeinschaften kommen aus den Vereinen. Lediglich 20 Prozent sind Lehrer."

In vielen Gemeinden (beispiel Genthin) wird derzeit über die künftige Finanzierung der Sportstätten-Betriebskosten debattiert. Unter anderem geht es darum, dass sich die Sportler an den Gebühren für Strom, Wasser und anderer Nebenkosten beteiligen. Geschäftsführer Mittelstädt sagte dazu: "Grundsätzlich sind wir nicht dagegen, dass sich die Vereine an den Kosten beteiligen. Jedoch sind wir der Meinung, dass die Kommunen Maß halten müssen - nicht mehr Geld fordern, als unbedingt nötig."

Seiner Meinung nach kommen die Sportvereine nicht herum, "im Rahmen der Möglichkeiten und Vorschriften auch wirtschaftlich tätig zu werden. Das fängt mit dem Verkauf von Getränken und Würstchen bei Veranstaltungen an." Laut seiner Auffassung müsste sich die Talentförderung sichtbar ändern: "Bei der vergangenen Olympiade gab es nicht viel Jubel von den Athleten aus unserem Bundesland. Von daher ist ein Sichtungssystem für die Entwicklung und Förderung von Talenten von Vorteil. Entsprechende Projekte gibt es bereits."

Für Sportlehrer Steffen Hartwig aus Gommern gibt es derzeit viele Reserven in punkto Schulsport: "Die Sportlehrer im Landkreis haben ein Durchschnittsalter von 53,4 Jahren. Hinzu kommen die Dauererkrankungen einiger Kollegen", sagte er und nannte ein Beispiel für ungünstige Voraussetzungen: "In Möser gibt es Sportstunden in der Halle mit 48 Schülern und zwei Lehrern. Das kann nicht funktionieren."

Ein anderes Thema ist die Inklusion - also das Einbinden von Kindern mit unterschiedlichen Handicaps: "Alle Schüler mit verschiedenen Voraussetzungen zu fordern und zu fördern ist mit der geringen Zahl an Lehrern und Betreuern in der Praxis kaum leistbar."

Der Kreissportbund hat einen ehrenamtlichen Vorstand und mit Geschäftsführer Mittelstädt sowie Reinhard Dannat und Stefan Reschke drei hauptamtliche Mitarbeiter. Derzeit arbeitet der KSB noch in den Räumen an der Kesselstraße in Burg, jedoch ist ein Umzug in die Alten Kasernen (gegenüber der Stadtverwaltung) geplant.