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Stadtratsmitglieder besichtigen Baustelle des Osterwiecker Fachwerkhauses "Bunter Hof" Expertin: "Wir liegen absolut im Kostenrahmen"

Von Mario Heinicke 29.04.2013, 03:28

Bei der Sanierung des Osterwiecker "Bunten Hofs" wird nicht mit einer Kostensteigerung gerechnet. Das ist den Stadträten beim Baustellenbesuch mitgeteilt worden.

Osterwieck l "Wir liegen absolut im Kostenrahmen", sagte Claudia Hennrich, Chefin des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg, am Donnerstagabend beim Besuch der Stadtratsmitglieder auf der Baustelle. In einigen Bereichen seien die Kosten bisher sogar unter dem Plan geblieben. Für die Sanierung des städtischen Gebäudes steht ein Budget von 2,56 Millionen Euro zur Verfügung. 83 Prozent des Geldes sind Fördermittel.

Am Freitagabend ist ein Bildungsseminar mit Wandergesellen aus ganz Deutschland zu Ende gegangen. Im Ergebnis sind jetzt fast alle Gefachfelder auf der Nordseite des Gebäudes verputzt worden. Auf den anderen Fassadenseiten wurde an der Holzkonstruktion gearbeitet. Dabei wurde nur so wenig altes Holz wie möglich durch neues ersetzt. "Das sind Arbeiten, in die man sich tief hineindenken muss", erklärte Hennrich den Politikern. "Die Eingriffe sind minimal, aber die Handwerkskunst ist umso größer." Sie sei insgesamt überrascht gewesen, wie gut das Fachwerk erhalten ist.

"Jeder sagt jeden Tag, heute habe ich wieder viel gelernt", zog Hennrich ein positives Fazit des Bildungsseminars am "Bunten Hof". Der Fachwerkbau ist eines von zwei Modellprojekten zur nachhaltigen, ökologischen und energieeffizienten Sanierung. Das andere Projekt läuft in Halberstadt.

Die Chefin vom Fachwerkzentrum hob besonders die Unterstützung der Osterwiecker Bevölkerung hervor. Mehrere Gastronomen hätten die beteiligten Wandergesellen zum Essen eingeladen. Die jungen Handwerker hatten in den drei Wochen ohne Bezahlung, nur für Kost und Logis gearbeitet.

Moritz Meyer ist einer von ihnen. "Ich konnte hier unwahrscheinlich viel lernen, vor allem beim Arbeiten mit Eichenholz", sagte der Zimmermann zu den Stadträten. Eichenholz werde heute nur noch selten verbaut. Meyer gehört dem "Rolandschacht" an. Dieser wurde am 1. Mai 1891 gegründet. Derzeit seien etwa 55 der 500 Mitglieder aktiv auf Wanderschaft. Das alljährliche Gründungstreffen des "Rolandschachtes" wird nun am 1. Mai in Osterwieck auf dem Schäfers Hof stattfinden.

Der "Bunte Hof" wird künftig fünf Wohnungen für körperbehinderte Schüler des Fallstein-Gymnasiums, die Stadt- und Schulbibliothek sowie den alten "Rittersaal" für Veranstaltungen beherbergen. Die Fertigstellung wird Ende 2015 erwartet. Zur Erschließung ist ein separates Treppenhaus mit Fahrstuhl notwendig. Dieser soll an die Südseite gebaut werden. Claudia Hennrich erläuterte, dass dieser Anbau wie das benachbarte Gymnasium verklinkert wird und die Ausrichtung zur Lage des Schulhauses erfolgt. Fachwerkbau und Treppenhaus werden durch einen verglasten Gang miteinander verbunden. "Wir rücken damit bewusst vom \'Bunten Hof\' ab."

Eine kleine Schlappe gab es indes unmittelbar nach dem Baustellenbesuch auf der Stadtratssitzung. Dort sollten Aufträge für drei Gewerke zum Bau des Treppenturms vergeben werden. Weil die detaillierten Unterlagen aber erst am Vortag von der Stadtverwaltung verschickt werden konnten und daher aus dem Stadtrat Widerspruch gegen die Auftragsvergabe drohte, wird sich der Rat in der Sitzung am 6. Mai erneut damit beschäftigen.