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Eine Schatztruhe symbolisiert Gedanken, Ideen und Wünsche

25.01.2014, 06:15

Der Wettbewerb "Fair bringt mehr" lädt Kinder und Jugendliche dazu ein, sich mit wirksamen Maßnahmen und Projekten für mehr Zusammenarbeit und Partnerschaftlichkeit um attraktive Preise zu bewerben. Die Grundschule "Miriam Lundner" beteiligt sich daran mit ihren Purim-Projekt .

Halberstadt l Eine Schatztruhe mit Kostümen und Gegenständen, die beim Purimfest verwendet werden, sowie Briefen, die einen regen Kontakt zu ehemaligen Halberstädtern in Israel dokumentieren, ging in dieser Woche auf die Reise nach Magdeburg. Gefüllt wurde sie in der Grundschule "Miriam Lundner".

"Mit dieser besonderen Sendung wollen wir unsere Bewerbung im Wettbewerb ,Fair bringt mehr\', der von den Volksbanken Raiffeisenbanken für Kindergärten und Schulen veranstaltet wird und für den Ministerpräsident Dr. Haseloff die Schirmherrschaft übernommen hat, unterstützen", erklärt Schulleiterin Dr. Bettina Oelmann.

Oben auf gelegt wurden noch eine Projektbeschreibung und ein Video, das buchstäblich in letzter Minute dank Unterstützung von Harald Kruse kurzfristig entstanden ist. Darin präsentieren fünf Schülerinnen und Schüler ihr Purim-Projekt und begründen, warum sie an dem Wettbewerb teilnehmen.

"Ich möchte, dass alle Kinder auf der Welt gleichberechtigt sind", sagt Annabel Oelmann (9). Der Wunsch von Klassenkamerad Valentin Schatz (9) ist, dass sich alle Menschen gut verstehen. Die gleichaltrige Rebecca Kämpfe treibt die Neugier, sie möchte gern ein jüdisches Fest kennenlernen und mehr über die Bräuche erfahren. "Weil man mit Fairness mehr Freunde gewinnen kann", ist Marek Grote (10) überzeugt. Jasmin Ebers (7) aus der 1. Klasse mag nicht, wenn sich andere Kinder streiten. Deshalb ist sie dabei.

Bereits dreimal haben Lundner-Schüler das Purim-Spiel bereits aufgeführt. 2003 und 2010 in Halberstadt und 2005 an der Heinz-Galinski-Schule in Berlin, zu der seit Jahren ein enger Kontakt besteht. Die diesjährige Aufführung findet am 16. März um 15 Uhr in Zusammenarbeit mit der Moses Mendelssohn Akademie in deren Räumen statt.

Bis dahin stehen noch einige Proben der Theater-AG unter Leitung von Angelika Brücke und Sabine Wenske auf dem Programm.

Zur Aufführung sind auch die Mitglieder der Wettbewerbsjury herzlich willkommen, so jedenfalls hat es Marek Grote in seiner Videobotschaft formuliert. Rebecca Kämpfe hofft, dass die Erwachsenen durch die Bewerbung neugierig werden auf ihr Spiel.

"Für uns bedeutet das, fair miteinander umzugehen, keine Gewalt und keine Schimpfwörter zuzulassen, hilfsbereit, freundlich und weltoffen zu sein."

Bettina Oelmann, Schulleiterin

Annabel Oelmann unterstreicht noch einmal die Bedeutung des Purimfestes und zitiert aus einem Brief von Judith Biran aus Tel Aviv. Sie erinnert an ein Purimfest in der jüdischen Halberstädter Schule, das sie als Kind erlebt hat, und vom traditionellen Fest in Israel in der Gegenwart erzählt. "Frau Biran hat uns schon oft besucht. Doch sie ist schon sehr alt und krank und weiß nicht, ob sie in diesem Jahr wieder in ihre Heimatstadt kommen kann", sagt die Schülerin. Sie sei stolz darauf, dass die Schule gute Kontakte zu ihr sowie zu Benjamin ­Pappenheim und Ehrenbürger Izchak Auerbach, den letzten in Halberstadt geborenen Juden, hat.

Valentin Schatz verweist auf das Gemälde eines Mädchens ohne Gesicht: "Die Künstlerin hat es so gemalt, weil leider kein Foto von Miriam Lundner existiert, die 1942 an ihrem vierten Geburtstag mit Eltern und Geschwistern sowie den letzten Halberstädter Juden deportiert und ermordet wurde. Unsere Schule trägt ihren Namen. Das soll auch dazu beitragen, dass das Mädchen und dieses große Unrecht, was damals geschehen ist, niemals vergessen werden."

Das Motto "Fair bringt mehr" ist an der Grundschule nicht unbekannt, wird es doch seit Jahren täglich gelebt. Seit 2009 ist sie "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". "Für uns bedeutet das, fair miteinander umzugehen, keine Gewalt und keine Schimpfwörter zuzulassen, hilfsbereit, freundlich und weltoffen zu sein", sagt Schulleiterin Bettina Oelmann.

Sie verweist zudem auf die Worte von Ministerpräsident Haseloff. Der Schirmherr ­formulierte in seinem Grußwort unter anderem: "Jeder will fair behandelt werden, Kinder und Jugendliche ebenso wie Lehrer und Erzieher. Das setzt voraus, dass jeder auch fair zu anderen ist. Nur so können wir gemeinsam etwas erreichen und voran kommen. Nur so sind wir ein starkes Team." Außerdem sei Fairness eine Grundvoraussetzung für das Funktionieren der Gesellschaft. "Deshalb müssen wir uns gegen Ausgrenzung und Diskriminierung stark machen. Wo wir sie entdecken, dürfen wir nicht wegschauen, sondern müssen Zivilcourage zeigen", gibt er den jungen Menschen mit auf den Weg.