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Christenlehre in den Gemeinden des Pfarrsprengels Ströbeck / Im Pfarrhaus Sargstedt wird der heutige Weltgebetstag vorbereitet Geschichten zum Staunen und Nachdenken

Von Ulrich Baxmann 04.03.2011, 04:27

Gespielt, gebastelt, gesungen und natürlich auch gelesen wird immer freitags ab 15 Uhr im alten Pfarrhaus von Sargstedt. Mädchen und Jungen aus dem Ort treffen sich hier mit Pfarrerin Evelyne Dege zur Christenlehre.

Halberstadt/Sargstedt. Jonas schneidet akribisch mit der Schere Brote und Brötchen aus, deren Umrisse auf Karton aufgezeichnet sind. Die ebenfalls neunjährige Verena malt derweil mit Wasserfarben die Buchstaben "BÄCKEREI" auf einen Bogen Papier. Dritter im Bunde ist der elfjährige Axel. Gemeinsam mit Pfarrerin Evelyne Dege bereiten die jungen Sargstedter in ihrer Christenlehre-Stunde ein Spiel vor, das sie am heutigen Weltgebetstag der Frauen, der unter dem Motto "Wie viele Brote habt Ihr?" steht, in Ströbeck aufführen wollen. Um Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, also um zentrale christliche Werte, kreist das Stück mit dem Titel "Brot am Haken", das Evelyne Dege dafür ausgewählt hat.

"Die vielen Brotsorten, die es bei uns in einem Bäckerladen gibt, symbolisieren unseren Reichtum", erläutert die Theologin, "anderen Menschen geht es aber nicht so gut". Dass der Einzelne seinem Mitmenschen in der Not ganz konkret helfen könne, zeige dieses Stück.

Bereits seit ihrem ersten Schuljahr nehmen die drei Sargstedter, die mittlerweile die dritte und vierte Klasse besuchen, an den regelmäßigen Christenlehrestunden im alten Sargstedter Pfarrhaus teil.

"Christenlehre" - dieser aus der DDR überlieferte Begriff, gefalle ihr persönlich nicht so besonders, gesteht Evelyne Dege. Denn es gehe dabei nicht nur um "Lehre", sondern es werde gemeinsam viel gemalt, gebastelt und gesungen. Der Begriff habe sich nun aber mal so eingebürgert. Klassischen Religionsunterricht wie heute gab es in den Schulen des atheistischen Staates DDR bekanntlich nicht.

"Dadurch entsteht von Anfang an ein guter Kontakt zur Gemeinde."

Die Kirchengemeinden organisierten deshalb damals für die Mädchen und Jungen der ersten bis siebenten Klassen einen Ersatz für den fehlenden Schulunterricht - eben die "Christenlehre", die auch heute noch Zuspruch findet, obwohl in den öffentlichen Schulen längst konfessionell gebundener Religionsunterricht und Ethikunterricht angeboten werden. "Wir verbinden die religiösen Themen mit Spaß und Spielen", erläutert Evelyne Dege ihr Konzept, "und wir wollen mit unseren Darbietungen anderen Menschen eine Freude machen".

Gelegenheiten dazu finden sich viele, vor allem in den Gottesdiensten und an kirchlichen Feiertagen. So machen die "Christenlehre-Kinder" häufig bei den Andachten mit, führen Spiele auf oder singen. "Dadurch entsteht von Anfang an ein guter Kontakt zur Gemeinde", lobt die Pfarrerin. Die Kinder und deren Eltern würden zu einer lebendigen Kirchengemeinde viel beitragen, ist ihre Erfahrung.

So wurde mithilfe der Eltern ein Krippenspiel einstudiert, dessen Text im Internet gefunden worden war. "Die Mütter haben die Proben geleitet, die Väter aus einem Partyzelt die Krippe gebaut", erinnert sich Evelyne Dege. Jonas hatte die Rolle des Josef inne, Verena stellte die Maria dar. Der spielerische Umgang mit den Themen von Religion und Glauben wecke Neugier und rege an, biblische Texte auch einmal selber zu lesen.

"Die Speisung der 5000" - ebenfalls ein Thema, bei dem es um Brot, satt werden und Hunger geht - stand unlängst auf dem Programm. "Fünf Brote und zwei Fische haben ausgereicht für 5000 Leute", staunt Axel, als er sich an die Wundergeschichte aus dem Neuen Testament erinnert, "und alle wurden satt". Auch das zentrale Gebet der Christen, das "Vaterunser" mit seiner Zeile "Unser tägliches Brot gib uns heute", stand bereits auf dem Programm. Manchmal werde auch ein vertonter Text spontan gemeinsam gesungen, berichtet die Pfarrerin. Besonderen Spaß hat Axel dann an den Rhythmus-Instrumenten, die er mit Vorliebe zum Klingen bringt.

Auch das Tansania-Projekt des früheren Athenstedter Pfarrers Hartmut Barsnick war bereits Gesprächsgegenstand. Besonders spannend fanden die Mädchen und Jungen die Geschichte des Reformators Martin Luther und seiner Bibelübersetzung: "Er musste sich auf einer Burg verstecken", erinnert sich Verena.

Auch in diesem Jahr haben die Christenlehre-Kinder große Pläne: Am 13. Juni, dem Pfingstmontag, wollen sie eine inzwischen selten gewordene Feier mitgestalten, nämlich eine Taufe in der Sargstedter Kirche. Zuvor muss aber noch der Oster-Gottesdienst vorbereitet werden, und auch beim Erntefest sowie dem kirchlichen Erntedank-Gottesdienst eine Woche später wollen Verena, Jonas und Axel in diesem Jahr wieder mit dabei sein.

Übrigens: Zur Christenlehre unter der Leitung von Pfarrerin Evelyne Dege wird jeweils freitags um 15 Uhr (außer in den Ferien) in das Pfarrhaus Sargstedt eingeladen. Bis auf Weiteres noch, weiß die Pastorin des Pfarrsprengels zu berichten, denn das Haus sei verkauft worden und müsse irgendwann geräumt werden. Ein Ausweichort - auch für die Christenlehre - soll dann im Kirchengebäude entstehen, gleichzeitig nutzbar als Winterkirche, so die Vorstellung der Pfarrerin.

Christenlehre-Stunden finden einmal monatlich auch in Ströbeck, das nächste Mal am Donnerstag, dem 31. März, um 15.30 Uhr, und in Aspenstedt am Donnerstag, dem 10. März, ebenfalls um 15.30 Uhr statt. In den beiden Orten leitet die Religionspädagogin Wilke die Zusammenkünfte, zu denen - wie natürlich auch in Sargstedt - neugierige Kinder (und Eltern) stets willkommen sind.