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Annemarie Stern veröffentlicht zweites Buch mit Abenteuern der Mäusekinder Mim und Mum "Das Schreiben gibt mir Kraft"

Von André Ziegenmeyer 27.12.2014, 02:08

Die Schriftstellerin Annemarie Stern hat ihr zweites Buch veröffentlicht. Darin geht es um weitere Abenteuer der beiden Mäusekinder Mim und Mum. Nicht nur bei kleinen Lesern dürften sie für Begeisterung sorgen.

Althaldensleben l "Das Schreiben ist neben meinem Mann das Wichtigste in meinem Leben. Es gibt mir Sinn und Auftrieb und macht mir einfach Freude", sagt Annemarie Stern lächelnd. Vor rund einem Jahr hat sie mit "Mim und Mum. Eine Mäusegeschichte" ihr erstes Buch herausgebracht. Darin geht es um zwei kleine Mäuschen, die auf einem Feld zur Welt kommen. Neugierig und lebensfroh wachsen sie auf und entdecken die Welt um sich herum. Diese Geschichten haben Annemarie Stern jahrzehntelang begleitet. Aber es war kein leichter Weg, bis aus den Erzählungen fertige Bücher wurden.

Ursprünglich hat die heute 73-Jährige die Kurzgeschichten für ihre beiden Kinder Christina und Toralf ersonnen. Menschen- und Mäusekinder wuchsen gemeinsam auf. Mim und Mum sollten Annemarie Sterns eigenen Kindern dabei helfen, die Welt um sich herum zu begreifen. Sei es bei Bauchschmerzen nach zu vielem Naschen oder beim ersten Schultag. "Christina und Toralf haben die Geschichten sehr geliebt. Aber als beide erwachsen wurden, traten die Texte in den Hintergrund", erinnert sich die Autorin.

Später sollten die kleinen Feldmäuse allerdings in Annemarie Sterns Leben noch eine ganz andere Rolle spielen. Denn sie erlitt eine Massenhirnblutung. Die Auswirkungen sind ähnlich wie bei einem Schlaganfall. "Ich konnte zuerst weder sprechen noch schreiben oder lesen. Ich verstand den Sinn des Gesprochenen nicht, kannte keine Begriffe oder konnte sie nicht den alltäglichen Dingen zuordnen. Ich war in meinem Körper wie in einem Kokon gefangen." Trotzdem gab Annemarie Stern nicht auf. Sie erkämpfte sich ihren Weg ins Leben zurück. Dabei halfen Therapeuten, die Familie - aber eben auch Mim und Mum. "Das `Mich-Erinnern` und das Aufschreiben der Erlebnisse der Mäusekinder sind die beste Gedächtnistherapie", sagt die Schriftstellerin.

"Beim ersten Band habe ich gar nicht gewagt, `Ende des ersten Buches` zu schreiben, weil ich nicht wusste, wie mich das Schicksal bedenken würde. Aber ich bin sehr froh, dass ich das geschafft habe."

Denn seit Kurzem gibt es nun neue Erlebnisse der beiden Feldmäuschen zu lesen. Wie viele andere Kinder lassen sie ihre Heimat hinter sich. Mim und Mum ziehen in die Fremde, wo es viele weitere Abenteuer zu bestehen gilt. Das ist nicht leicht. Oft finden die kleinen Hauptfiguren nur mithilfe neuer Freunde einen Weg - sei es die Spinne Silvana, Wellensittich Koko oder Feldhamster Leopold.

Einige Episoden enthalten sogar Biographisches. Denn auch im Haus der Familie Stern waren einmal Mäuse zu Besuch. Eine saß plötzlich im Kinderwagen, eine lief Annemarie Sterns Mann Knut im Schlaf über das Gesicht. Nun hat die Autorin diese Erlebnisse aus der Sicht von Mim und Mum neu erzählt. Darüber hinaus ist das Buch ausgesprochen liebevoll illustriert. Die Bilder dafür stammen von Tochter Christina Schwarz und Cousine Christine Wilde.

Erst nach vielen Seiten finden Mim und Mum den Weg zurück zu ihren Eltern. "In der ursprünglichen Geschichte sind die Mäuse nie nach Hause gekommen. Aber ich wollte es zu einem guten Ende führen", erläutert Annemarie Stern.

Damit spricht die Autorin einen wichtigen Punkt an. Denn das neue Buch ist keine reine Fortsetzung. Es geht über das hinaus, was Annemarie Stern ihren Kindern vor rund 45 Jahren erzählt hat. Die Geschichten werden nicht nur allmählich länger, je älter Mim und Mum werden. Die letzten Texte sind ganz neu. Denn auch nach Mim und Mum möchte Annemarie Stern weiterschreiben. "Ich bin jetzt dabei, wahre und halbwahre Geschichten aus meinem eigenen Leben festzuhalten", sagt Annemarie Stern. Dabei komme ihr der Winter gut zupass: "Da kann ich nicht oft nach draußen und habe viel Zeit zum Schreiben." Erste Kostproben hat Annemarie Stern bereits bei verschiedenen Lesungen vorgestellt.

Nicht zuletzt ist die 73-Jährige weiterhin im Haldensleber Schreibzirkel aktiv. "Das ist gut für mich. Dort bekomme ich viele Anregungen." Denn auch wenn die Abenteuer von Mim und Mum jetzt ein glückliches Ende gefunden haben - eines ist für Annemarie Stern gewiss: "Ich werde auf jeden Fall weiterschreiben, weil es mich ausfüllt und mir Kraft gibt."