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Schäden zwischen Rehberg und Molkenberg werden erst nach dem Hochwasser ausgebessert Grabenböschung rutscht auf etwa hundert Metern ab

Von Ingo Freihorst 28.01.2011, 05:28

Dass es wichtig ist, auch bei der Alarmstufe III die vom Hochwasser bedrängten Deiche im Auge zu behalten, zeigte sich dieser Tage am Haveldeich zwischen Rehberg und Molkenberg: In einem Druckwassergraben rutschte auf einer Länge von insgesamt 100 Metern an vier Stellen die Böschung ab.

Molkenberg. Böschungsabrutschung im Graben. Das hört sich erst einmal nicht gefährlich an. Doch muss man wissen, dass ein Druckwassergraben die gleiche Aufgabe wie ein Qualmpolder zu erfüllen hat: Das im Graben stehende Wasser erzeugt einen Gegendruck, so dass der angrenzende Deich durch den enormen Hochwasserdruck der Havel nicht unterspült werden kann.

Erste Schäden an der Böschung waren dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz LHW von der Deichwache am Dienstag kurz nach dem Mittag gemeldet worden. Da war die Böschung nur an zwei Stellen auf drei Metern Länge abgerutscht. Einen Tag später um 16 Uhr waren an einer Stelle – am Havelkilometer 17,8 – schon um die 15 Meter abgesackt. Die Böschung befindet sich unmittelbar an der stark aufgeweichten Deichberme, weshalb es derzeit problematisch ist, mit schwerer Technik die Schäden zu beheben. Immerhin stand die Havel hier am Mittwoch noch bis zur mittleren Deichhöhe.

Deshalb wurde versucht, mittels Wasserumleitung und Anstau den Wasserstand im Graben zu erhöhen. Doch klappte das nicht, das umgeleitete Wasser lief in einen tieferen Graben ab, wo es nicht angestaut werden konnte.

Arno Mahlke, der zuständige LHW-Ingenieur aus Havelberg, war am Mittwoch nochmals vor Ort, um die Schäden mit der Digitalkamera zu protokollieren. Deutlich zeichneten sich im Graben weiße Stellen ab: Ausgespülter Sand aus dem Untergrund. Woher er stammt, ob aus dem Deich oder aus dem Graben, ist unklar. An einer Stelle war in der Grabensole sogar einströmendes Wasser sichtbar.

Solche Unterspülung mit Böschungsabrutsch könnte bei der Alarmstufe IV, also der höchsten, trotz der Berme zu einem Deichbruch führen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Doch zurzeit ist das Wasser der Havel im Rückzug begriffen, Sofortmaßnahmen sind also nicht nötig. Dennoch muss die Stelle im Auge behalten werden, so Arno Mahlke. Die Böschung soll saniert werden, wenn das Hochwasser vorbei und der Deich abgetrocknet ist.

Voraussichtlich noch bis Sonnabend bleibt die Alarmstufe III an der Havel bestehen, die Havel kann in die ebenfalls Hochwasser führende Elbe nur langsam abfließen. Am Mittwoch zeigte der Pegel 4,15 Meter an, unter 4 Metern gilt die Stufe II. Solange werden hier auch die Deichwachen laufen müssen.

Das Hochwasser in der Havel war mit einem Pegelstand von bis zu 25,96 Metern über Normalnull – gemessen in Havelberg – das zweithöchste nach der Sommerflut von 2002. Die vor neun Jahren erreichten Werte von 26,00 Metern (entspricht etwa 4,40 Meter) über NN kamen allerdings durch die Flutung der Polder zustande, die Havel selbst hatte damals kein Hochwasser geführt.

Arno Mahlke hat noch einen Hinweis: Der Durchfluss am Pegel Havelberg wird im Telefon derzeit falsch durchgeben, es gibt Probleme mit der automatischen Messung. An dem Problem wird gearbeitet. Genaue Zahlen liefert das Internet.