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Buchpremiere Eine Ziegelei-Geschichte auf 552 Seiten

Die feierliche Premiere eines Buches über die Ziegelei Westeregeln
findet am Sonntag auf dem Gelände dieses Industriedenkmals statt. Das im
Oschersleber dr. ziethen verlag erschienene Buch hat 552 Seiten, in
denen der in Gröningen geborene weltweit bekannte Ringofen-Erfinder
Friedrich Hoffmann eine sehr bedeutende Rolle spielt.

Von René Döring 20.02.2015, 02:14

Gröningen/Westeregeln/Oschersleben l Um so näher der Sonntag rückt, um so aufgeregter werden Christine Urbat und Karl-Heinz Schreiber. Denn am Sonntag wird für sie ein Traum in Erfüllung gehen. Am Sonntag erscheint das Buch "Die alte Ziegelei Westeregeln - Geschichte und Geschichten vom Kalkberg". Ein 552-seitiges Werk über die Geschichte und die Gegenwart des heutigen Industriedenkmals, das Christine Urbat und Karl-Heinz Schreiber sehr am Herzen liegt.

Während Karl-Heinz-Schreiber bereits Anfang der 1970er Jahre nach Westeregeln gezogen ist, hat Christine Urbat hier 20 Jahre später ihr neues Zuhause gefunden. Und beide hatten sich sofort in die Ziegelei verliebt und für deren Erhalt und Sanierung schließlich im Jahr 1998 einen Verein gegründet.

Zustand heute besser als in den Produktionsjahren

Seither haben sie gemeinsam mit zahlreichen Mitstreitern und vor allem gemeinsam mit den Besitzern des Geländes viel erreicht, wie sie einschätzen. "Der Zustand der Ziegelei ist heute als Industrie- und Naturdenkmal besser als er in den letzten Produktionsjahren war", sind sich Christine Urbat und Karl-Heinz Schreiber einig.

Ziegel werden hier seit dem Jahr 1991 nicht mehr hergestellt. Jedoch hat jeder Besucher die Möglichkeit, sich umfangreich zu informieren und sich anzuschauen, wo und wie hier einst jährlich mehr als drei Millionen Ziegel produziert worden sind.

Was vor allem Dank eines Sohnes der Stadt Gröningen möglich war. Denn der am 18. Oktober 1818 in Gröningen geborene Friedrich Hoffmann hatte 1858 einen Ringofen zur Herstellung von Ziegeln erfunden und damit die Ziegelherstellung revolutioniert. Seine Erfindung wurde binnen kurzer Zeit in der ganzen Welt bekannt und genutzt. Hoffmann wurde Königlich-Preußischer Regierungsbaurat, erhielt viele Auszeichnungen in solchen Ländern wie England, Österreich oder Russland und bekam für seine Erfindung 1867 während der Pariser Weltausstellung von Napoleon III. höchstselbst einen großen Preis verliehen. In Gröningen trägt beispielsweise die Grundschule den Namen des großen Erfinders, ist eine Straße nach ihm benannt und wird die Dauerausstellung im Heimatmuseum von ihm und seiner Erfindung bestimmt.

Der vermutlich längste Ringofen der Welt

Auf dem Ziegelei-Gelände in Westeregeln ist ein Hoffmannscher Ringofen im Original zu bewundern. Und nicht irgendeiner. "Es ist der vermutlich längste Ringofen der Welt", wie Christine Urbat und Karl-Heinz Schreiber sagen. Im Jahr 1894 gebaut und im Jahr 1936 erweitert, ist der ovale Ofen 122 Meter lang. Er hat ein Volumen von 564 Kubikmetern, 28 Brennkammern und ein Fassungsvermögen von 250000 Ziegeln.

Wer noch mehr über diesen gigantischen Ringofen erfahren möchte, oder auch noch mehr über das Leben von Friedrich Hoffmann, über die Geschichte der Westeregelner Ziegelei, über die Ziegelherstellung im Allgemeinen, über die Arbeit und Erfolge des "Fördervereins Ziegelei und Gipshütten Westeregeln" oder auch über die Biotope und Geotope, die im Laufe der zurückliegenden Jahre auf dem etwa 70 Hektar großen Gelände entstanden sind, dem wird jetzt geholfen. Denn das alles und noch viel mehr ist auf 552 Seiten im Buch "Die alte Ziegelei Westeregeln" zu lesen, das im Oschersleber dr. ziethen verlag erscheint. 14 Autoren haben über all die genannten Themen mehr als 20 Beträge geschrieben.

Schulklassen und andere Besuchergruppen

Herausgeber dieses Buches ist Andreas Beaugrand von der Sozial-Aktien-Gesellschaft Bielefeld, der 1997 gemeinsam mit seinem Partner Frank Schaible das Ziegelei-Areal von der Treuhand gekauft hatte. Mit dem Ziel, es gemeinsam mit dem Förderverein und mit weiteren Mitstreitern für die Nachwelt zu erhalten. Was nach Meinung von Christine Urbat und Karl-Heinz Schreiber bisher auch "sehr gut" gelungen sei. Nicht nur, dass in den zurückliegenden Jahren beispielsweise mit Hilfe von Bürgerarbeit und weiteren Arbeits-Fördermaßnahmen etliches saniert worden ist, würde die Ziegelei auch immer mehr Besucher aus nah und fern anziehen. So finden hier beispielsweise bundesweite Zieglertagungen sowie jeweils im Juni Ziegeleifeste statt. Wie zudem Schulklassen und andere Gruppen zur Besichtigung kommen.

Etliche Besucher werden nun auch wieder am Sonntag erwartet, wenn in der Zieglerstube die Buchpremiere stattfindet. Um 15 Uhr beginnt der offizielle Teil, in dem sowohl Verleger und Herausgeber als auch der eine oder andere Autor zu Wort kommen werden. Überdies besteht danach die Möglichkeit, die Ziegelei zu besichtigen und mit Fachleuten zu sprechen. Auch werden die Studenten der Bielefelder Fachhochschule zugegen sein, die das Buch gestaltet haben.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf der Seite museumsziegelei.de.