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Ethikkomitee des Agaplesion-Diakonie-Krankenhauses Seehausen thematisiert die Palliativ-Medizin Ziel ist, den Tagen mehr Leben zu geben

Von Diana Scholz und Ralf Franke 24.01.2015, 01:11

Das Ethikkomitee des Seehäuser Krankenhauses organisiert seit vier Jahren Aktionstage zu verschiedenen Themen. Am Mittwoch stand das Thema "Palliativmedizin" auf dem Programm.

Seehausen l Sylke Raboldt-Werthe, Leitende Abteilungsärztin im Krankenhaus und Vorsitzende des Ethikkomitees, begrüßte zahlreiche Gäste aus der Bevölkerung und Mitarbeiter des Krankenhauses zu der Vormittagsveranstaltung.

Anschließend erläuterte Dr. med. Angelika Schulze, Hausärztin in Seehausen, was unter Palliativmedizin zu verstehen ist. Nämlich die umfassende Behandlung von Patienten mit nicht heilbaren Erkrankungen inklusive der Betreuung der Angehörigen. Ziel ist es, die Schmerzen und Symptome zu kontrollieren. "Dabei steht jedoch immer die Lebensqualität im Vordergrund, nicht die Lebensverlängerung," betonte Dr. Schulze.

Auf die psychischen, sozialen und seelsorgerischen Bedürfnisse des Kranken und auch der Angehörigen werde entsprechend eingegangen und versucht, dem Patienten eventuell noch ein aktives und kreatives Leben zu ermöglichen. Das Motto dafür: "Dem Leben nicht mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben" zu geben. Vor allen Dingen aber den Wunsch nach einem Sterben zu Hause zu erfüllen, das sei das wichtigste Anliegen in der ambulanten Palliativmedizin. Eine Befragung dazu hat ergeben, dass 75 Prozent der Betroffene das wollen, es aber nur 33Prozent ermöglicht wird.

Die Arbeit der SAPV (Spezialisierte ambulante palliative Versorgung), in der auch Dr. Schulze seit Jahren tätig ist, wurde durch Koordinatorin Sabine Gesekus vorgestellt.

Betreuung erfolgt stationär und ambulant

Das evangelische Hospiz Stendal betreibt die ambulante neben der stationären Versorgung. Seit 2007 hat jeder Versicherte einen Anspruch auf diese spezialisierte Palliativversorgung, die bei Erfüllung aller Voraussetzungen zu 100Prozent von den Krankenkassen finanziert wird. Es gibt ein Netzwerk an Partnern mit Ärzten, Pflegediensten und -heimen, Apotheken, Sanitätshäusern, Physiotherapien, Hospizdiensten, und Seelsorgern , die diese ambulante Versorgung ermöglichen. Sabine Gesekus unterstrich die Vorteile der SAPV, wie die zentrale Beratung durch eine Koordinatorin, den 24-Stunden-Ruf- und Notfallbereitschaft, den individuelle Behandlungsplan und vor allen Dingen die Sicherheit für Patient, Familie und Pflegekräfte, die das umfangreiche Netzwerk vermittelt.

Inge Röhrs: "Es ist Geben und Nehmen"

Zur Entlastung und Unterstützung der Angehörigen sind auch ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Inge Röhrs ist eine von ihnen. Sie berichtete beim Ethiktag über ihre Motivation, ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst tätig zu sein, über die Vorbereitung auf diese Aufgabe und die gute Begleitung. "Es ist ein Geben und Nehmen, mit Lachen und mit Weinen", so Röhrs über ihre Arbeit mit den Patienten und deren Angehörigen. Dr. Schulze betont, dass der Tod als Teil des Lebens angenommen werden muss. Aus der verbleibenden Zeit sollte eine "gute" Zeit gemacht und ein "warmes Nest" bereitet werden. Dann sind auch die Erinnerungen der Angehörigen an die Zeit des Sterbens gute Erinnerungen. Ganz wichtig ist auch das Vorliegen der Patientenverfügung, damit der Wille des Patienten befolgt werden kann. Da sollte jeder bereits rechtzeitig tätig werden.

Am Nachmittag wurde das Thema durch die Referenten noch spezieller für das medizinische Personal des Krankenhauses und für Pflegedienste der Umgebung vertieft. Zum Schluss bedankte sich das Ethikkomitee bei den Referenten und wart sich mit diesen einig, dass noch viel Öffentlichkeitsarbeit nötig ist, um die Möglichkeiten der Palliativmedizin noch bekannter zu machen.