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Allgemeine Enttäuschung in Lichterfelde und Umgebung über Fernsehbeitrag bei "Exakt" "Unser Ort wurde nur trostlos dargestellt"

Von Andreas Puls 03.03.2012, 05:26

Am Mittwoch war es endlich soweit. Das MDR-Fernsehen strahlte im Rahmen der Sendung "Exakt" den vor einigen Wochen in Lichterfelde gedrehten Beitrag aus. Doch viele Menschen sind über den Inhalt enttäuscht beziehungsweise verärgert.

Lichterfelde l "Dieser Beitrag zeigte nicht das Leben in Lichterfelde und der Wische, wie es wirklich ist. Unbestritten werden Dinge gezeigt, die wahr sind. Schließlich haben wir Probleme, die wir natürlich nicht wegradieren können. Aber Lichterfelde hat auch schöne Seiten. Dazu zähle ich ein funktionierendes Dorfleben, eine funktionierende Feuerwehr, schöne Häuser, schöne Grundstücke. Es gibt hier viele Menschen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben. Sie sehen die Probleme, die mit dem demografischen Wandel und den stetig sinkenden Landeszuweisungen verbunden sind. Genau darum haben sie sich zusammengetan, um selbst etwas zu tun. So wurde vor einer Zeit der Dorfclub Lichterfelde gegründet, mit dem Ziel vor allem das kulturelle Leben zu erhalten und zu fördern. Von den Mitgliedern wurde und wird eine Menge auf die Beine gestellt. Und es gibt ein funktionierendes Rentnerleben. All das wurde in dem Fernsehbeitrag des MDR leider nicht gezeigt", sagt Karsten Reinhardt, Bürgermeister der Gemeinde Altmärkische Wische, gegenüber der Volksstimme.

"Der Stachel sitzt tief bei denen, die hier etwas machen"

Als normaler Fensehkonsument, so Reinhardt weiter, würde er sich wahrscheinlich nicht einmal über den Beitrag ärgern, da er ohnehin schnell wieder vergessen sei. "Aber der Stachel sitzt tief bei denen, die hier etwas machen und den Kopf eben nicht hängen lassen. Und das ist sehr schade", ergänzt Reinhardt. Er selbst sei im Urlaub gewesen, als der MDR in der Wische gedreht habe. "Aber ich bin mir sicher. Auch wenn ich selbst als Interviewpartner zur Verfügung gestanden hätte, wäre der Beitrag trotzdem negativ ausgefallen - eben so wie es von den Journalisten von vorn herein geplant war."

Besonders ärgert sich der Bürgermeister über den Beginn des Beitrags. Darin wird dargestellt, dass Göring einst aus der Wische rund um Lichterfelde ein Elchreservat habe machen wollen. Reinhardt: "Gerade diese politische Aussage finde ich völlig daneben."

Sehr enttäuscht über das Ergebnis der Dreharbeiten in Lichterfelde ist auch Gemeinderatsmitglied Hermann Klinghammer. Der Landwirt hatte dem Fernsehteam den Ort gezeigt und auch Interviews gegeben. "Der Sechs-Minuten-Beitrag stellt Lichterfelde und die Region einfach nur trostlos dar. Aber so ist es nicht. Denn viele Leute, die hier noch sind, fühlen sich wohl. Und sie wissen warum. Es gibt hier wirklich schöne Seiten, die jedoch in der Sendung überhaupt nicht gezeigt wurden. Ich bin einfach nur enttäuscht." Mit Blick auf die Sendung findet er auch den Namen des Magazins, "Exakt", fehl am Platze. Klinghammer: "Mein Duden von 1968 hat dazu folgende Definition: ,genau, sorgfältig, pünktlich\'. Der Name steht für mich im Widerspruch zur Berichterstattung. Es stellt sich die Frage nach der Glaubwürdigkeit."

Auch Lichterfeldes Wehrleiter Herbert Kieckhäfer äußerte sich gegenüber der Volksstimme: "Ich finde, der Beitrag hat Lichterfelde in ein Licht gestelllt, in das es nicht gehört - und damit im Grunde eine ganze Region. Ich selbst wohne seit 1991 hier. Ich schätze und liebe diese Gegend. Und es gibt viele Menschen, denen es genauso geht. Das wurde verschwiegen." Enttäuschend findet Kieckhäfer auch, dass der Dorclub Lichterfelde überhaupt nicht zu Wort kam. "Der Verein wurde interviewt und einige Mitglieder sind dafür extra früher von der Arbeit gekommen. Wirklich sehr schade, dass davon gar nichts gebracht wurde."

Einseitig negativ findet den Beitrag auch Kieckhäfers Frau Claudia, Mitglied des Dorfclubs. "Sicher, in Lichterfelde gibt es zwei leerstehende Wohnblöcke. Aber es gibt auch drei volle. Mit anderen Worten, die Sendung enthielt viel Wahrheiten. Wahr ist aber auch, dass es viel Positives in unserem Ort gibt. Und das wurde ausgeblendet. Ist so etwas ausgewogen? Es gibt viele Leute, die hier leben und sich bewusst entschieden haben, hier zu bleiben. Warum lässt man die nicht zu Wort kommen?"

Wer die Sendung verpasst hat, hat die Möglichkeit, sich den Beitrag via Internet anzuschauen. Die Adresse: www.mdr.de/exakt