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Wanderung durch den nächtlichen Wohld bei Diesdorf Die Welt der Amphibien hautnah erlebt

Von Christina Bendigs 07.04.2014, 03:28

Eintauchen in die Welt der Amphibien - das war am Freitagabend im Wald zwischen Diesdorf und Dähre möglich. Die Naturbegeisterten entdeckten viele der heimischen Arten. Nur der Kammmolch war nicht zu finden.

Diesdorf/Dähre l Die Vögel singen noch ihr Abendlied, als sich eine kleine Gruppe von Naturbegeisterten am Freitagabend im Wohld zwischen Diesdorf und Dähre trifft. Doch schon bald darauf ist finstere Nacht, die Vögel haben ihren Gesang eingestellt. Nur die Schritte der Wanderer über Wiese und durch Unterholz sind noch zu hören. Mit sparsamem Taschenlampenlicht bahnen sie sich, angeführt von Förster Ralf Knapp, ihren Weg zu einer ehemaligen Kuh- weide.

Erdkröten: Je tiefer der Ton, desto älter das Männchen

Am Weiher angekommen muss Förster Ralf Knapp nicht lange suchen. Schwupp, schon hat er eine Erdkröte aus dem Wasser gefischt und hält sie unter den kleinen Scheinwerfer, unter dem die Kröte gut zu erkennen ist. Die Weibchen kommen nur alle zwei Jahre zur Paarungszeit an den Tümpel. Ralf Knapp hält jedoch ein Männchen in seiner Hand. Und als alle Wanderer mucksmäuschenstill sind, ist das Geräusch zu hören, mit dem das Krötenmännchen sein Revier absteckt. "Je älter, desto tiefer ist der Ton", berichtet Ralf Knapp. Und wenn ein junges und ein altes Männchen aufeinandertreffen, so tritt das jüngere beim tiefen Unkenruf schnell den Rückzug an. Nur wenn sie gleichaltrig sind, kommt es zu Auseinandersetzungen, erzählt der Förster, der sich schon als Kind für Amphibien begeisterte und ein geschultes Auge besitzt. Kein Wunder, dass er die Tiere mühelos im Wasser entdeckt, wo andere nur suchend auf ein Gemisch aus Wasserpflanzen, hineingefallenes Laub und Schatten blicken. Als nächstes fängt Knapp einen Bergmolch, ein Weibchen. Diese Art ist anhand ihrer Blaufärbung sehr gut zu erkennen. Sie ist eine Besonderheit für die Altmark und gehört zu den besonders geschützten Arten.

Einen Grasfrosch, wie er gehofft hatte, kann Ralf Knapp noch nicht entdecken. "Aber sie sind auch schon so gut wie durch und treten nur noch vereinzelt auf", erzählt er von der nahezu abgeschlossenen Wanderungszeit der Grasfrösche. Dafür leuchtet er mit seinem Scheinwerfer wenig später auf einen Feuersalamander, der im Laub sitzt und sich von den nächtlichen Gästen nicht aus der Ruhe bringen lässt. Er ernährt sich von Regenwürmern und Nacktschnecken und kann bis zu 20 Zentimeter groß werden. Doch nicht nur mit seiner einzigartigen gebänderten Gelbfärbung fasziniert er die Besucher. Auch die hohe Lebenserwartung beeindruckt. "Der Feuersalamander kann bis zu 50 Jahre alt werden", erzählt Knapp. Die Tiere sind an den Wald gebunden. Offene Wiesen würden sie nicht betreten.

Auf der Suche nach dem verschwundenen Kammmolch

Über die Milchstraße geht es weiter zu einem kleinen Quellbach. Dort sehen die Besucher Larven des Feuersalamanders. "Wenn er sich paart, nimmt er das Weibchen huckepack", erzählt Ralf Knapp. Selbst gesehen habe er das allerdings noch nicht.

Im Tümpel entdeckt Knapp dann noch zwei Erdkröten, die gerade für den Erhalt ihrer Art sorgen. Mit seiner wasserdichten Kamera hat Knapp flugs ein Filmchen davon aufgenommen. Und darin sehen die Besucher sehr gut die wie Perlen aufgefädelten Eier. Vom Kammmolch allerdings keine Spur. Stattdessen zeigt der Förster einen Teichmolch. Und dann wird die Tour fortgesetzt in Richtung eines Grabensystems im Wald. Aber auch dort hat sich die Amphibie rar gemacht. "Gibt es hier Graureiher?", fragt Knapp den Revierförster Rüdiger Glaß, der ebenfalls mit von der Partie durch das Landschaftsschutzgebiet ist. "Ja", antwortet er, und es seien nicht wenige. Wovon sich der Reiher ernährt? Von Molchen, die er aus dem Wasser fischt.

"Die Zahl der Amphibien hat aber generell stark abgenommen", berichtet Ralf Knapp. Woran das liegen könnte, darüber kann er nur spekulieren. Vielleicht der Klimawandel, vielleicht eine Viruserkrankung. Untersucht sei das jedoch noch nicht.

Nach gut zwei Stunden kehren die Teilnehmer der Wanderung, die vom Naturschutzbund und der Urania Salzwedel organisiert wurde, zum Ausgangspunkt zurück - mit vielen interessanten Informationen und Eindrücken. Fast alle heimischen Arten haben sie gesehen und bedanken sich herzlich bei Ralf Knapp für die Führung.

Nächste Tümpeltour am 11. April in Brietz

Wer neugierig geworden ist und die Tour verpasst hat, hat am nächsten Freitag, 11.April, noch einmal die Chance in die Welt der Amphibien einzutauchen. Vielleicht ist dann sogar ein Kammmolch zu sehen. Los geht`s um 20.30Uhr in Brietz. Ziel sind die Brietzer Teiche. Gummistiefel und Taschenlampe nicht ver- gessen!