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Unterversorgung im Altmarkkreis nach wie vor gravierend/Hoffnung für Arendsee Kein Patentrezept gegen Ärztemangel

Von Antje Mewes 28.05.2015, 03:22

13,5 unbesetzte Hausarztstellen gibt es im Altmarkkreis. So sagt es die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung aus. Im Raum Gardelegen liegt der Versorgungsgrad bei 78,5 Prozent und damit nur wenig über der absoluten Schmerzgrenze.

Salzwedel l Das Problem ist nicht neu. Schon 2001 sei erkannt worden, dass eine Unterversorgung mit Hausärzten in Sachsen-Anhalt und speziell in ländlichen Räumen wie der Altmark droht, erklärte Martin Wenger, Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), am Dienstag im Kreis-Sozialausschuss. Im Planungsgebiet Salzwedel der KV (siehe Grafik) sind 9 Stellen unbesetzt, im Raum Gardelegen 4,5. Dort liegt der Versorgungsgrad aber nur noch knapp über den 75 Prozent, bei deren Unterschreitung die KV "größere Interventionen einleiten müsste", wie Wenger erklärte.

Der Ärztemangel im Kreis hat dazu geführt, dass im Jahr 2013 für 1846 Einwohner je ein Versorgungsauftrag, sprich Vertrag der KV mit einem Hausarzt, zur Verfügung stand. Die allgemeine Zahl dafür liegt bei 1671. Laut Wenger sei das Verhältnis von Versorgungsaufträgen, Ärzten und Einwohnern im Altmarkkreis noch halbwegs im Plan und die Verteilung über die Fläche nicht so schlecht wie in anderen Gebieten. Es sei jedoch zu bedenken, dass der Altersdurchschnitt der Bevölkerung recht hoch sei und stetig steige. Das ziehe unweigerlich höhere Erkrankungsraten und mehr Arztbesuche nach sich.

Die westaltmärkischen Allgemeinmediziner selbst sind im Schnitt 54,54 Jahre alt. Zwölf von ihnen sind 60 Jahre und älter und acht haben das Renteneintrittsalter bereits überschritten. "Wir sind froh, dass wir diese Kollegen haben, aber Nachwuchs muss kommen", appellierte Wenger angesichts der Alterstruktur der Hausärzte, die sich mit der im gesamten Land decke.

Die KV hat in den zurückliegenden Jahren selbst Niederlassungen eingerichtet, von denen die meisten von freiberuflichen Ärzten übernommen wurden. Momentan seien es noch zwei KV-Praxen, eine für Psychiatrie in Salzwedel und eine allgemeine in Klötze.

Studienplätze gekauft

Zudem habe die Vereinigung Studienplätze gekauft. Vier Studenten pro Jahr würden mit Stipendien gefördert. Sie müssen sich verpflichten, als Hausärzte nach Sachsen-Anhalt zurückzukehren. Zudem werde massiv im Internet geworben. Diese Praxisbörse funktioniere gut und es gebe viele Kontakte. Zudem wurden Kooperationsverträge mit Kommunen, so auch mit dem Altmarkkreis, geschlossen. Erhofft worden sei, dass KV und kommunale Ebene Pakete schnüren, in denen finanzielle Förderung kombiniert mit Praxis, Wohnumfeld und weiteren Standortfaktoren angeboten würden. Das habe bisher so nicht geklappt. Und deshalb sieht Wenger die Politik mehr in der Pflicht, die Ansiedlung zu fördern. Ausschuss-Mitglied Ortrun Cyris intervenierte, dass die Stadt Kalbe sogar ein Praxisgebäude errichten und an Mediziner vermieten wollte, damit diese sich nicht verschulden müssen. Das sei dann aus der Ärzteschaft der Region heraus geblockt worden.

Konkret gefragt, musste Wenger eingestehen, dass es für die verwaiste Praxis in Dähre in absehbarer Zukunft keine Lösung gebe. Probleme gebe es auch weiterhin im Raum Kalbe, wo zwei Hausärzte plötzlich verstarben. In Arendsee hingegen, "ist mit einer Praxisneueröffnung innerhalb eines halben Jahres zu rechnen", teilte die KV auf Anfrage der Volksstimme mit.

Bessere Vernetzung

Viele mögliche Lösungsansätze wurden im Ausschuss diskutiert. So führte Vorsitzender Joachim Becker ins Feld, dass sich die Ärzte auf ihre Kernleistungen beschränken sollten und über speziell ausgebildetes Personal wie Gemeindeschwestern, die bestimmte Aufgaben übernehmen, entlastet werden. Ein weiterer Vorschlag war eine Vernetzung von Allgemeinmedizinern mit Versorgunszentren an den Krankenhäusern. Diese könnten Technik vorhalten, damit Praxisneugründungen nicht zu teuer sind. Ein Weg seien zudem Filialpraxen, in denen angestellte Ärzte arbeiten, die das Niederlassungsrisiko scheuen. Letztendlich müssten auch die Kommunen einspringen und materielle Anreize schaffen.