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Bert Knoblauch (CDU) und Holger Goldschmidt (Einzelkandidat) im Volksstimme-Interview / Heute geht es um Kür und Pflicht Stichwahl: Mehr Ehrung und Firmen ins Boot holen

08.01.2014, 01:11

Wie stehen Bert Knoblauch (CDU) und Holger Goldschmidt (Einzelkandidat) zu den freiwilligen Aufgaben der Stadt? Was sagen sie zu einem Verwaltungsneubau? Dazu äußern sich die Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters im Volksstimme-Interview mit den Redakteurinnen Heike Heinrich und Kathleen Radunsky.

Volksstimme: Die Kandidaten waren sich einig, dass die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie ein Aushängeschild für die Stadt ist. Der Stadtrat hat sich aber kürzlich erst schwer damit getan, eine verbindliche Förderzusage bis 2018 zu tätigen...

Bert Knoblauch: Es ist jetzt erst einmal entschieden - der Zuschuss für fünf Jahre. Was danach wird, muss man dann sehen. Grundsätzlich bin ich in der Tat für diese Kammerphilharmonie, weil sie ein Alleinstellungsmerkmal und Aushängeschild für Schönebeck ist. Aber das Orchester ist eben eine freiwillige Aufgabe. Und da muss man sehen, wie man das finanzieren kann. Ich selber würde alles dafür tun, dass es dabei bleibt und dass wir diesen Zuschuss, vielleicht wird es auch mehr, aufbringen können. Momentan sagen wir erst einmal: Standard halten. Letztendlich: Es ist die Kammerphilharmonie in Schönebeck, und sie sollte auch in Schönebeck bleiben.

Holger Goldschmidt: Die Kammerphilharmonie braucht unsere Sicherheit. Für mich gibt es kein Argument gegen die Kammerphilharmonie. Insofern verstand ich auch nicht, dass die CDU-Fraktion dem Ansinnen ihres OB-Kandidaten nicht gefolgt war.

"Derzeit wird es keine Reduzierung der Sportstätten geben"

Bert Knoblauch

Volksstimme: Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der Sportstätten aus? Kann, muss, sollte sich Schönebeck die derzeitige Anzahl leisten?

Goldschmidt: Man muss sich in Ruhe und ohne Emotionen die freiwilligen Aufgaben der Stadt vor Augen führen. Denn keiner weiß genau, was bezahlen wir zu viel. Und keiner weiß, was der Anspruch der Zukunft ist. Es ist sicherlich indiskutabel, ob das Stadion weg soll. Das muss bleiben. Aber man kann bei der einen oder anderen Sporthalle sicher etwas effektiver handeln. Kann man sie besser auslasten? Wie lassen sich Betriebskosten einsparen? Das muss man mal durchsprechen. Ich bin nicht abschließend in der Lage, zu sagen, welche Sporthalle nicht benötigt wird. Ich weiß nur, ich kann jede gute Sporthalle für jeden unserer Vereine benötigen. Aber in welchem Spektrum? Auf der Betriebskostenseite - ist da schon alles getan?

Knoblauch: Sportstätten finde ich ganz wichtig, und Sportvereine auch. Es bringt nichts, die Vereine gegeneinander auszuspielen. Jeder Verein hat seine Bedeutung. Die Sporthalle Berliner Straße wird derzeit mit Fördermitteln aus Stark III ertüchtigt. Jede Halle, die wir so ertüchtigen können - das ist sehr gut. So können wir Betriebskosten einsparen. Ansonsten haben wir einige Hallen, die schon in privater Trägerschaft sind, zum Beispiel die Karatehalle in Frohse oder Wacker Felgeleben. Da zahlt die Stadt zwar Betriebskosten zu, aber die Vereine stehen erst einmal voll in der Kreide für die Kosten, bis der Zuschuss der Stadt kommt. Sportstätten sind ganz wichtig, aber es sind freiwillige Aufgaben. Das, was wir haben, zu ertüchtigen, ist ganz ganz wichtig. Etwas neu zu schaffen, wird schwierig sein. Leider ist aber alles vom lieben Geld abhängig. Ich bin der Meinung, je mehr wir dort investieren können, umso besser. Es muss aber als freiwillige Aufgabe auch leistbar sein.

Volksstimme: Es wird also keine Reduzierung der Sportstätten geben?

Knoblauch: Zum derzeitigen Zeitpunkt nicht.

Goldschmidt: Nein.

Volksstimme: Apropos Sport. Ein Gutachten besagt, dass die Schwimmhalle bis 2021 Bestand hat. Wie stehen Sie zu einem Neubau?

Knoblauch: Wir sollten neue Räume herstellen, schon allein wegen des Schulunterrichts. Dass Kinder schwimmen lernen, ist wichtig, genauso wie der Sport mit den Schwimmern. Ein Neubau ist unumgänglich. Die Finanzierung muss man dann stehen. Ich weiß, dass die Stadt in den Planungen steckt.

Goldschmidt: Ich kenne die Thematik erst aus dem Wahlkampf heraus. Ich weiß, dass die Sportler die Halle als Trainingsstätte brauchen. Es hängt von uns ab, ob wir Mehreinnahmen organisieren können. Bis 2021 ist noch hin, aber man muss sich bis Tag X vernünftig aufstellen. Natürlich wollen wir einen Ersatzneubau. Anders kann ich mir das nicht vorstellen.

Volksstimme: Wäre es überlegenswert, Schwimmhalle, Freibad und Solequell zusammenzulegen und über den Solepark, die Stadt oder extern vermarkten zu lassen?

Knoblauch: Das wurde schon vielfach diskutiert, auch die Privatisierung des Solequells. Man kann durchaus diskutieren, Schwimmhalle und Freibad in den Solepark mithineinzunehmen. Wenn es Synergien gibt, gerade auch beim Personal. Davor möchte ich mich nicht verschließen.

Goldschmidt: Wenn es in ein Betreiberkonzept hineinpasst, okay. Das sollte man in der Zukunft immer im Auge behalten. Ob das die Stadt ist oder ein gut aufgestellter anderer Investor/Betreiber, das sei dahingestellt. Das Thema sollten wir offen halten.

"Wir müssen für die Jugendclubs Kofinanziers ins Boot holen."

Holger Goldschmidt

Volksstimme: Wie stehen Sie generell zur Privatisierung von städtischen Eigenbetrieben?

Knoblauch: Ich sehe beim Solepark keine Privatisierung. Beim Bauhof ist das auch nicht möglich. Es gibt Aufgaben, die die Stadt selber erledigen muss. Dafür bedarf es einer schnellen Eingreiftruppe. Man kann höchstens überlegen, gewisse Gewerke aus dem Bauhof herauszunehmen. Im Einzelnen muss man schauen. Aber ich stelle klar, ich möchte nicht den Bauhof platt machen.

Goldschmidt: Beide Eigenbetriebe sind für mich in Stein gemeißelt. Daran gibt es nichts zu rütteln. Auch wenn man nie nie sagen soll. Aber es ist zum Beispiel so, dass die Wasserwehr davon abhängig ist, dass der Bauhof funktioniert.

Volksstimme: Die Jugendclubs, die einst von der Stadt und nun vom Verein Rückenwind betrieben werden, erhalten einen jährlichen Zuschuss. Soll das so bleiben?

Knoblauch: Schwierig. Wenn es nach mir geht, ja. Jeder Club hat seine Bedeutung und Zielgruppe. Es ist schwer vorstellbar, die Leute in einen anderen Club zu schicken. Es ist aber eine freiwillige Aufgabe. Jedes Jahr haben wir das Streitthema, wenn es ums Geld geht. Ich würde mir wünschen, sie zu erhalten.

Goldschmidt: Der Wunsch ist bei mir. Es wäre eine Katastrophe. Das geht ins Fleisch. Es war schon schmerzlich, als der Forest-Club in Elbenau zugemacht wurde. Dadurch orientieren sich manche Jugendliche neu, das ist nicht immer hilfreich. Diese Daseinsfürsorge möchte ich in die Köpfe der Stadträte bringen. Ich kann mir vorstellen, dass sich unsere Unternehmen zum Beispiel in solchen Bereichen engagieren. Wir müssen Kofinanziers ins Boot holen.

Volksstimme: Die Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe der Kommune, die auf die Freiwilligkeit der Kameraden baut. Könnten Sie sich vorstellen, das Ehrenamt anders als bisher zu würdigen?

Knoblauch: Ganz wichtig ist, die Feuerwehr wieder ordentlich zu fördern. Dazu zähle ich auch den Tag des Ehrenamtes. Die Kameraden unternehmen schon viel bei der Nachwuchsarbeit. Dabei sollte man sie unterstützen. Ob über kurz oder lang in jedem Ortsteil die Feuerwehr erhalten bleiben kann, das wird die große Frage sein. Zum Beispiel in Plötzky gibt es Probleme, aber die helfen sich durch gemeinsame Ausbildungen mit Pretzien. Das kann und muss die Stadt mit begleiten. Wir müssen die aktive Feuerwehr unterstützen. Sie machen gesellschaftlich viel und sind für die Gefahrenabwehr da.

Goldschmidt: Rechtzeitig werben für die Feuerwehren. Manpower einsetzen, damit Kinder lernen, mit Gefahrenstoffen vernünftig umzugehen. Wichtig ist, die jetzigen Kameraden bei der Stange zu halten. Wir müssen das Feeling der Kameraden erschließen, auf sie zugehen. Man darf die Kameraden nicht kalt stehen lassen. Immer wieder ernst nehmen und wahr nehmen. Das Traditionsbewusstsein möchte ich pflegen. Sie werden gebraucht, das müssen sie wissen. Ohne Feuerwehrleute wäre der Oberbürgermeister nichts. Man muss dieses Ehrenamt ernst nehmen und nach außen hin tragen. Feuerwehr ist die ehrenvollste Aufgabe.

"Wir müssen die Feuerwehr ordentlich fördern."

Bert Knoblauch

Volksstimme: In den umliegenden Gemeinden gibt es bereits Kinderfeuerwehren, um zeitig den Nachwuchs zu begeistern. Die Stadtverwaltung Schönebeck tut sich damit noch immer schwer.

Knoblauch: Wenn es rechtlich möglich ist, und in der Feuerwehr jemand ist, der die Kinder betreut, dann bin ich dafür.

Goldschmidt: Ich würde gern eine Kinderfeuerwehr in Schönebeck zulassen.

Volksstimme: Wie stehen Sie dazu, die aktive Mitgliedschaft in einer Feuerwehr zum Einstellungskriterium zu machen, um so die Bereitschaft der Einsatztruppe zu gewährleisten?

Knoblauch: Überzeugung ist besser als Pflicht. Denn man muss dieses Ehrenamt auch mit Überzeugung machen.

Goldschmidt: Es gibt Alternativen, dass ich zum Beispiel in die Ausschreibung einflechte, es wäre begrüßenswert, wenn der Bewerber in der Feuerwehr aktiv ist. Dann kann man gucken, ob der Kandidat genauso gut qualifiziert ist.

Volksstimme: Kann Schönebeck mit einem guten Personennahverkehr punkten?

Knoblauch: Ganz klares Ja.

Goldschmidt: Da gibt es Lücken. Die Senioren haben das oft angesprochen. Hier muss sich der Kreis noch einmal positionieren.

Volksstimme: Wie stehen Sie zu Bürgersprechstunden?

Knoblauch: Wenn es zeitlich einzurichten ist, immer. Neben den Sprechstunden gehört aber auch die Erreichbarkeit auf den Plan, dass Probleme auf den Tisch kommen.

Goldschmidt: Die nächsten Dienstage und Donnerstage sind bei mir gebongt. Ich möchte deutlich signalisieren, dass der Oberbürgermeister da ist für die Bürger. Es soll auf jeden Fall jedes Bürgerproblem bearbeitet werden. Nach zehn Tagen sollten sie mit entsprechenden Worten beantwortet werden.

Volksstimme: Was soll aus den Objekten werden, die aufgrund von Neubauten leergezogen werden? Jüngstes Beispiel: Einkaufszentrum Schillerstraße - nur wenige 100 Meter weiter stehen nun zig Ladenräume leer. Gleiches Schicksal für einst Aldi Barbyer Straße und Lidl Magdeburger Straße.

Goldschmidt: Ich möchte gern Einfluss nehmen. Man muss hinterfragen, was sind die Ursachen des Desasters? Leerzug ist ein dramatisches Aushängeschild, das sich hier gerade etabliert. Jedoch war die Grundsatzentscheidung, die Industriebrache Gummiwerk zu beseitigen, gut. Wir müssen im Auge behalten, dass die Stadt nicht zu viel Leerstand hat.

Knoblauch: Für die Stadt ist es gut, dass die Ruine Gummiwerk weg ist. Die Möglichkeiten der Einflussnahme der Stadt sind aber begrenzt. Die Frage ist, was können wir als Stadt jetzt machen. Da müssen wir sehen, wie wir die leeren Räume in die Vermarktung einbeziehen.

"Der Leerzug ist ein dramatisches Aushängeschild."

Holger Goldschmidt

Volksstimme: Was zieht Sie persönlich in die Innenstadt?

Knoblauch: Es gibt Läden gibt, die ich gern besuche. Ich erwarte, das meine Dienste in Anspruch genommen werden genauso möchte ich die Dienste, die angeboten werden, in Anspruch nehmen. Wenn ich die Innenstadt bis zur Elbe zählen darf, dann ist die Promenade und die Salineinsel anziehend. Mit dem Marktplatz, wenn er gemacht ist, wird die Attraktivität erhöht.

Goldschmidt: Die Angebotslage nimmt man durchaus wahr. Hier und da kann ich meine Einkäufe erledigen. Aber auch die Elbnähe sollte genutzt werden. Die Attraktivität des Marktplatzes dann bis hin zur Schollstraße - das ist verheißungsvoll.

Volksstimme: Wie wollen Sie mit Problemstraßen umgehen?

Knoblauch: Eine Prioritätenliste ist wichtig.

Goldschmidt: Transparenz nach außen ist wichtig, dass der Bürger versteht, wie diese Entscheidung zu Stande gekommen ist.

Volksstimme: Was sollte getan werden, um das Kulturleben und damit die Vereine, die dieses bereichern, zu erhalten und zu fördern?

Knoblauch: Finanziell im Rahmen der Möglichkeiten. Ganz wichtig ist Anerkennung. Wahrnehmung der Vereine und Verantwortlichen. Der Besuch eines Offiziellen, durch den Oberbürgermeister, wertet zum Beispiel eine Veranstaltung auf.

Goldschmidt: Wertschätzung der Vereine nach außen deutlich machen durch Präsenz des Oberbürgermeisters. Sicher auch Jubiläen besonders wertschätzen. Zum Beispiel Unternehmer zur Spende eines Gutscheines motivieren.