Schweiß, Mundgeruch, Schuppen - Woher kommt das und wie spreche ich jemanden darauf an? Igitt, du stinkst!

Von Anna Liegel 09.03.2011, 04:27

Kennst du das? Du sitzt neben einem deiner Mitschüler und ein beißender Geruch steigt dir in die Nase. Puh, stinkt der! Und jetzt? Sollst du ihn darauf ansprechen? Und warum riecht er überhaupt so streng?

Schönebeck. Vor allem Schweiß stellt bei vielen Jugendlichen ein großes Problem dar. Jeder hat Angst vor nassen Flecken auf dem eigenen Shirt, denn man will ja nicht als unhygienisch gelten. Dabei ist das gar nicht immer der Grund. Auch Dauerduscher können schwitzen und müffeln, denn die dafür verantwortlichen Schweißdrüsen besitzt jeder. "Sie bilden sich in der Pubertät in Regionen wie Achselhöhlen, Brustwarzen und in der Genitalregion", erklärt Dr. med. Heike Weidling von der dermatologischen Abteilung an der Universitätsklinik Magdeburg. Diese Drüsen geben Duftstoffe ab, die zusammen mit den Talgdrüsen für den Körpergeruch verantwortlich sind.

Schweiß, Schuppen und Mundgeruch

"Durch emotionale Reize wie Angst, Wut, Erregung und Nervosität wird die Schweißproduktion besonders aktiviert", so Heike Weidling weiter.

Ja, aber riechen sich die Betroffenen denn nicht selbst, fragt man sich. Oft ist es in diesem Fall wie mit Parfüm. Man sprüht es morgens auf und schon nach zehn Minuten riecht man es selbst nicht mehr, während andere den Duft aber sehr wohl noch wahrnehmen. Und so riechen Menschen ihren eigenen Schweiß oft nicht mehr, wenn er dauerhaft geworden ist. Doch was hilft dagegen? Heike Weidling empfiehlt auf Tee, Kaffee und Alkohol sowie auf scharfe Gewürze zu verzichten. Außerdem sollten Betroffene Antitranspirantien (spezielle Deos mit hohem Aluminiumchlorid-Anteil) verwenden.

Für angenehmen Geruch im Intimbereich sollte man ausschließlich Baumwollunterwäsche tragen - um Käsefüße zu vermeiden, nur luftdurchlässige Schuhe wählen, sprich Finger weg von Plastik- beziehungsweise Kunstlederschuhen.

"Auch Übergewicht kann zu vermehrtem Schwitzen führen", erläutert Heike Weidling. Lässt sich die Schweißmenge durch all diese Maßnahmen nicht reduzieren, sollte man sich vom Hautarzt untersuchen lassen. Selbstverständlich beugt auch regelmäßiges Duschen, sprich Körperhygiene Schweißgeruch vor. Doch wie man sieht, ist dies nur ein kleiner Punkt, der zu diesem Problem führen kann. Deshalb sollte man nie jemanden verurteilen, wenn man die Hintergründe nicht kennt.

Ein geruchsloses, aber nicht minder unangenehmes Thema sind Schuppen. Bei manchen Leuten kann man ein wahres Schneegestöber beobachten, wenn sie sich durch die Haare fahren. Doch auch hier ist nicht unbedingt die mangelnde Hygiene der ausschlaggebende Punkt, wie uns die Dermatologin erklärt. "Innerhalb eines Monats wird die gesamte Haut erneuert, indem Hautzellen aus der Tiefe der Haut an die Oberfläche wandern und dort abgestoßen werden. Diese können sich mit Talg verklumpen; mehrere hundert Hautzellen sind dann in einer Schuppe sichtbar."

Ein vollkommen natürlicher Vorgang also. In den meisten Fällen kann man mit Anti-Schuppen-Shampoos vorbeugen. Wirkt dies nicht, so ist das entweder ein Zeichen für eine Hautkrankheit oder ein harmloses kosmetisches Problem. Es muss eine sorgfältige Klärung durch den Hautarzt erfolgen.

Richtig fies, vor allem für die jeweiligen Gesprächspartner, ist Mundgeruch. Noch fieser sind die möglichen Gründe dafür. Prof. Dr. Christoph Arens, Direktor der HNO-Universitätsklinik Magdeburg, erläutert sie: "In tiefen Einsenkungen an den Mandeln können sich Essensreste einlagern. Das funktioniert wie ein Mülleimer. Dort können sich dann Bakterien bilden, die für den Geruch mitverantwortlich sind." Wird dies zu einem dauerhaften Problem, können die Mandeln entfernt werden. Doch auch mangelnde Mund- und Zungenhygiene können ein Grund für Mundgeruch sein. Vor allem bei Rauchern bildet sich oft eine dicke Schicht auf der Zunge. Daher sollte man nicht nur seine Zähne putzen, sondern mit der Zahnbürste auch gleich noch die Zunge reinigen. Denn laut Christoph Arens ist der Zungenrücken für den Befall von Bakterien prädestiniert. Aber auch die Zahnzwischenräume. Und so rät er dringend zur Verwendung von Zahnseide. Hört sich erstmal aufwendig an, es sind aber wirklich nur ein paar Hangriffe, die nicht mal eine Minute länger dauern, als das Zähneputzen selbst. Und wenn man zu wenig trinkt und daher die Mundhöhle trocken wird, entsteht ebenfalls Mundgeruch.

Wie bringe ich es ihm oder ihr bei?

Sagen oder besser nichts sagen? Prof. Dr. med. Hans-Henning Flechtner, Kinderpsychiater, rät: "Eine Ansprache unter vier Augen ist ein Freundschaftsdienst. Wer macht es sonst?" Das heißt: Geht hin und redet mit dem Betroffenen. Ihr wärt auch froh, wenn euch wer auf solch ein Problem aufmerksam machen würde! Und wie? "Da man sich auch für andere schämen kann, sind solche Situationen meist für alle sehr schwierig. Offenheit und Nüchternheit sind deshalb wichtig, um Gefühle der Peinlichkeit nicht noch zu verstärken", so der Psychiater. "Scham ist ein sehr mächtiges und unangenehmes Gefühl, was alle zu vermeiden suchen und mit verschiedenen Mechanismen abgewehrt werden kann: nicht-wahr-haben wollen, leugnen und Aggressivität." Doch auch wenn diese Reaktion kommt - der Betroffenen wird\'s euch danken!