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Volksschwimmhalle vor 40 Jahren in Betrieb genommen Das Dach kam mit einem Hubschrauber eingeflogen

Von Ulrich Meinhard 21.04.2011, 06:31

40 Jahre und immer noch feucht hinter den Ohren. Die Schönebecker Volksschwimmhalle ist genau 40 Jahre alt. Der erste Badetag war der 20. April 1971. Darauf wies gestern Schönebecks zuständiger Dezernent Joachim Schulke in einem Gespräch mit Journalisten hin. Er erklärte auch, wie die Volksschwimmhalle zu ihrem Namen kam.

Schönebeck. Mit sicherem Abstand zum Beckenrand sind die Plastikstühle und -tische aufgestellt. Zum Pressegespräch hat Dezernent Joachim Schulke eingeladen. Eine alte Dame hat Geburtstag: Die Schönebecker Volksschwimmhalle wird 40 Jahre. Bei einem Menschen würde in diesem Alter noch von gewisser Jugendlichkeit gesprochen, ein Gebäude dieser Art aber hat nur eine Lebenserwartung von etwa 55 Jahren. Dann ist das Gemäuer aufgrund der ständigen Feuchtigkeit quasi durchnässt.

Joachim Schulke, als einstiger aktiver Ruderer selbst dem Wasser eng verbunden, spricht von den Anfängen der Volksschwimmhalle. "Rund 2,3 Millionen DDR-Mark hat der Bau gekostet. Für damalige Verhältnisse war das eine enorme Summe", sagt er. Die Stadt Schönebeck bekam das Geld nicht zusammen. Es ergingen Spendenaufrufe an die Bevölkerung. Mitarbeiter von Betrieben, wie dem Traktorenwerk, der Energieversorgung und der Kreissparkasse, verpflichteten sich (mehr oder minder freiwillig), ihren Beitrag zum Bau des Objektes zu erarbeiten. Schwimmer des Sportclubs BSG Motor beteiligten sich handwerklich, der damals zwölfjährige Schüler Jürgen Brietz verdiente 100 Mark durch das Aufstellen von Kegeln - und spendete den Betrag. "So entstand im wahrsten Sinne des Wortes eine Schwimmhalle des Volkes", berichtet Schulke.

Die Verantwortlichen hatten sich für das Modell "Anklam" entschieden. Ein Anbau, wie er noch heute existiert, war in der Projektierung gar nicht vorgesehen. Ein von Jochen Schütze, dem damaligen Abteilungsleiter für Körperkultur, Sport und Erholung beim Rat des Kreises, geführte Planungsgruppe hatte sich für den Anbau entschieden. Doch der war einfach zuviel für das Stadtsäckel, weshalb Schütze einen Verweis erhielt. Der Anbau entstand trotzdem in einem zweiten Bauabschnitt und zwar mit der bereits darlegten Hilfe aus praktisch allen Teilen der Bevölkerung.

Heutige Besucher sind die Nutznießer dieser Eigenmächtigkeit, schließlich befinden sich in diesem Anbau die Sauna und ein Sportraum. Und Jochen Schütze gehört, wie Schwimmmeister Udo Jabin versichert, noch heute zu den Gästen der Volksschwimmhalle.

Einige Daten: Die Grundsteinlegung erfolgte am 30. April 1969. Erste Pläne für eine Schwimmhalle sind jedoch bereits im Jahr 1947 ausgearbeitet worden. Am 20. April 1971 konnte das Hauptgebäude, sprich: die Schwimmhalle, eingeweiht werden. Die Annalen verraten, dass Schüler der Klassen 8 b und 5 c der Karl-Liebknecht-Schule zuerst ins Wasser durften. Die Oberaufsicht führte ab sofort Objektleiter Dieter Lindner.

Bemerkenswert war der Bau des Hallendaches. Da es weit und breit keinen geeigneten Kran gab, musste ein Hubschrauber vom DDR-Flugdienst Interflug angefordert werden. Pilot Hubert Wehner transportierte acht Stunden lang die wuchtigen Spannbetonplatten vom damaligen Betonwerk bis zur Baustelle in der Johannes-R.-Becher-Straße. "Dabei wurde so viel Staub aufgewirbelt", dass unsere Leute nur mit Schutzbrillen arbeiten konnten", erinnert sich Heinz Wolfram. Der 79-Jährige war zu jenem Zeitpunkt leitender Mitarbeiter der halbstaatlichen Firma Wolfram KG Calbe, dem Hauptauftragnehmer der Bauarbeiten.

Die Übergabe des zweiten Bauabschnitts, also der Anbau mit Sauna, Nichtschwimmerbecken, Café und sportmedizinischem Dienst, erfolgte am 12. Oktober 1971. Seither haben, den Namen Volksschwimmhalle beim Wort nehmend, Personen aller Bevölkerungsschichten die Einrichtung genutzt. Monatlich besuchen etwa 10000 Menschen die Einrichtung. Ungezählte Schönebecker haben hier das Schwimmen gelernt, erfolgreiche Leistungssportler trainierten im stetig 28 Grad warmen Wasser. In den Jahren nach der Wende investierte die Stadt mehrfach in Erhalt und Sanierung der Schwimmhalle. "Die Technik etwa", betont Objektleiterin Corinne Schwabe, "ist super modern".

Tipp: Am 25. Mai ist Tag der offenen Tür, ein buntes Programm inklusive.