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Keine Ausfälle durch die Varoa-Milbe über den Winter beim Egelner Imker Peter Graf Sonnenschein lässt die Bienen schwirren

Von Thomas Höfs 09.03.2015, 02:31

Das Wochenende war richtiges Bienenwetter. Ausgiebig flogen die Bienen in die Umgebung und sammelten den ersten Nektar in diesem beginnenden Frühling. Damit ziehen sie die nächste Generation auf.

Egeln l Der Feind der Imker heißt Varoa. Die Milbe mit dem klangvollen Namen setzt seit Jahren den Bienenvölkern zu. Bis zu 30 Prozent Verluste meldete in dieser Woche der Deutsche Imkerbund. Neben der Milbe machen die Imker das Wetter verantwortlich.

Allerdings gibt es kein flächendeckendes Bienensterben, sagt der Egelner Imker Peter Graf. Von seinen 18 Völkern haben alle den Winter überlebt. Graf ist einer der Imker in Deutschland, die spezielle Bienenköniginnen züchten. Die Varoa-Milbe kann diesen Völkern weniger anhaben. Bei der Zucht wählen die Imker nur Königinnen aus, die besonders auf die Sauberkeit achten. Das überträgt sich später auf das Volk. Hier habe die gefürchtete Milbe weniger Chancen. Befallene Eier sortieren die Arbeiterinnen sofort aus.

Weite Wege reisen Peter Grafs Königinnen, um von den richtigen Drohnen befruchtet zu werden. Doch insgesamt lohne sich der Aufwand, ist er überzeugt.

Am Sonnabend besuchte er seine Bienen, die zur Zeit am Stadtrand von Egeln überwintern. Die Sonne lockte die emsigen Insekten an die Luft. Überall summte es vor den Bienenstöcken. Gleich neben den Waben hat Peter Graf Frühblüher ausgesät. Die kleinen gelben Blüten locken die Bienen an. Nicht weit von der Bienenunterkunft befinden sich außerdem zahlreiche Kleingärten. Dass es dort auch reichlich Blüten zu besuchen gibt, haben die Bienen schon entdeckt. In Schwärmen zieht es die kleinen Flieger in die Gärten, zeigt Peter Graf in den blauen Himmel.

Die Winterbienen sammeln jetzt die Nahrung und ziehen damit die Sommerbienen heran. "Wir befinden uns mitten im Bienenjahr", sagt er. Denn für ihn beginnt das neue Bienenjahr mit dem Herbst. Wenn die Nahrung im Spätsommer zunehmend knapper wird, werden die Winterbienen aufgezogen. Sie halten das Leben im Bienenstock in den kommenden Monaten aufrecht.

Erwachen die Pflanzen im Frühling, wird es turbulent im Bienenstock. Die Winterbienen schaffen jetzt fleißig Futter ran, um den Nachwuchs damit aufzuziehen. Binnen Wochen vergrößert sich nun das Volk. Bis zu 60 000 Insekten können damit einen Stock bevölkern. Regelmäßig muss der Imker dann nach den Bienen schauen. Sein besonderes Augenmerk richtet er dabei auf die Königin, verrät er. Zwei bis drei Jahre lebt die Königin. Das Volk merke sehr schnell, wenn es mit der Königin zu Ende gehe, weiß er. Dann züchten die Bienen einfach eine neue Königin. Doch so weit dürfe es nicht kommen, macht er deutlich.

"Ich bin bestrebt, immer junge Königinnen zu haben. Junge Königinnen legen viele Eier und sind vitaler", weiß er. In den kommenden Wochen reist der Egelner Imker mit seinen Bienen wieder durch die Region. Bei den Landwirten ist er gern gesehen, freut er sich. "Die wissen, was sie an den Bienen haben", ist er sicher. Zwar kann sich der Raps auch selbst bestäuben. Hat die Rapsblüte eine Biene besucht, schließe sich die Blüte aber sofort, ist unter anderem der Vorteil der Bienenbestäubung. Pflanzenschutzmittel sind während des Bienenflugs tabu für die Landwirte. Früher hielten sich nicht alle Bauern daran, erinnert er sich. Die Bauern besuche er nun nicht mehr. Im Spätsommer werden die Bienen erneut umquartiert. Im Hakel finden sie ausreichend Nahrung. Doch so einfach darf der Imker mit seinen Bienenstöcken nicht einfach in den Wald fahren. Zuvor muss er seine Insekten dem Kreistierarzt vorstellen. Ein Gesundheitszeugnis muss er von dem Veterinär haben, um mit den Bienen über die Kreisgrenze zu wechseln. Im Veterinäramt des Nachbarkreises muss er außerdem den Umzug anzeigen. "Für alles brauche ich eine Genehmigung und alle wollen dafür Geld haben", schildert er. Der Hakel ist bei Imkern auch aus weiter entfernten Bundesländern ein Begriff, weiß Peter Graf. Regelmäßig steuern Berufsimker mit mehr als 100 Völkern das riesige Waldgebiet an. Wenn die Völker dann nicht regelmäßig kontrolliert werden und von der Varoa-Milbe befallen sind, können sich seine Völker schnell anstecken, erzählt er. Stirbt ein Bienenvolk, geht es zu wie bei einer Haushaltsauflösung. Abgesandte vieler anderer Bienenvölker schauen vorbei und nehmen mit, was sie gebrauchen können. Für die Milbe ist das ideal. Sie findet schnell neue Wirtstiere und wird dazu noch zu einem anderen Volk geflogen. Deshalb müsse der Imker regelmäßig nach den Insekten schauen.

Außerdem muss er den leckeren Honig abschöpfen. Die Bienen sammeln soviel davon, dass ohne einen menschlichen Eingriff die Bienenwaben schnell voll wären. Nimmt der Imker den Honig weg, sammeln die Insekten einfach weiter.