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Die Struktur im Bistum Magdeburg verändert sich / Aus 186 Seelsorgestellen entstehen 44 neue Pfarreien Katholiken rücken näher zusammen

Von Daniel Wrüske 03.05.2010, 06:52

Seit Sonntag hat sich die Struktur im katholischen Bistum Magdeburg verändert. Aus 186 Seelsorgestellen sind 44 neue Pfarreien geworden. Die Zahlen der Gemeindemitglieder und der hauptamtlichen Mitarbeiter sind gesunken. Manches kann nicht mehr so weitergeführt werden, wie bisher. Auch in Staßfurt, Egeln, Güsten und Schönebeck gibt es neue Pfarreien für die katholischen Christen.

Staßfurt / Egeln / Güsten. Seit gestern gehören die ehemaligen katholischen Seelsorgestellen in Staßfurt, Egeln, Hecklingen, Wolmirsleben, Westeregeln und Hakeborn zur neuen Pfarrgemeinde. Sie trägt den Namen St. Marien Staßfurt-Egeln. Rund 2300 katholische Christen gehören dazu. Ihre bisherigen Gemeinden sind mit der Entscheidung der jeweiligen Gremien aufgelöst. Die neue Pfarrei wurde per Dekret des Bischofs von Magdeburg Dr. Gerhard Feige errichtet und am Sonntag in einem Festgottesdienst in der Marienkirche Staßfurt ausgerufen.

Neu gegründet ist seit gestern auch die Pfarrei St. Michael in Aschersleben. Pfarrer Andreas Eisenmann ist gleichzeitig auch Seelsorger in Güsten, Alsleben, Sandersleben, Könnern und weiteren umliegenden Dörfern.

" Die Errichtung der neuen Pfarreien ist eingebunden in eine umfassende Reorganisation des Bistums Magdeburg ", erklärt Diethard Schaffenberg, Pfarrer der Pfarrei St. Marien Staßfurt-Egeln. Auslöser dieser Reform war das 2001 im Bistum begonnene Pastorale Zukunftsgespräch. Die entscheidende Frage sei dabei gewesen : Wie können und sollen katholische Christen angesichts einer sich verändernden Gesellschaft und kleinerer Gemeinden getreu dem Leitspruch des Bistums um Gottes und der Menschen Willen Kirche sein ? Und ein Ziel war im Blick : " Die Menschen in der Region sollen neu mit der Frohen Botschaft den Evangelium Jesu Christi, in Berührung gebracht werden ", so Pfarrer Diethard Schaffenberg. Denn obwohl der Anteil der katholischen Christen an der Gesamtbevölkerung etwa konstant geblieben sei, sanken die Mitgliederzahlen. Hinzu kam die sinkende Zahl von Pfarrern. Wie bei den Gebietsreformen im Land Sachsen-Anhalt entschied man sich auch im Bistum, Strukturen zu verändern. Zunächst entstanden aus kleineren Pfarreien und Kuratien sogenannte Gemeindeverbünde, die mindestens 1500 Christen zählen sollten. Einige haben jedoch heute unter 900.

Pfarrer Andreas Eisenmann beschreibt den langen Findungsweg. " Es gab viele Überlegungen, wer sich mit wem zusammenschließt, wie einzelne Zuständigkeiten neu verteilt werden, was beachtet werden muss, damit niemand zu kurz kommt. " Die Leitungsgremien in den Gemeinden hätten lange gerungen, bis alles in sogenannten Pastoralvereinbarungen festgehalten und beschlossen wurde. Ein wichtiger Schritt zur Umwandlung der losen Gemeindeverbünde zu den neuen Pfarreien neben der Erhebung durch den Bischof.

Insgesamt 25 Pfarreien sind so gestern offiziell neu entstanden, drei gab es im Pilotprojekt seit 2009, 16 werden am ersten Advent errichtet. Mit der Reorganisation ist nur nach außen ein sichtbarer Höhepunkt erreicht, keineswegs aber das Ende von Veränderungen. Ein Umdenken ist vor allem bei den Menschen in den ehemals selbständigen Gemeinden von Nöten. " Die Gläubigen in den neuen Pfarreien stehen vor der nicht immer leichten Aufgabe, noch mehr zu einem guten Miteinander zu finden – nicht krampfhaft an Bisherigem festzuhalten ", sagt Pfarrer Schaffenberg. Eine etwas größere Pfarrei, so seine Hoffnung, könne die Vielfalt des christlichen Lebens auch kleinerer Gemeinden eher erfahren lassen und so zu einem lebendigen Zeugnis des Glaubens beitragen. Der Pfarrer findet gute Beispiele im außerschulischen Religionsunterricht, der zum Teil komplett in Staßfurt abgehalten werde und in dem die Kinder eine große Gemeinschaft erleben würden, mehr als seien sie allein irgendwo in einem Dorf. Oder das Fronleichnamsfest, das alle katholischen Christen der Pfarrei im Kloster Marienstuhl Egeln feiern. Symbolhaft : Das Fest der Eucharistie, des Abendmahls, am Ort der ältesten und Ursprungspfarrei für das Gebiet.

Auch Pfarrer Andreas Eisenmann glaubt, dass die neuen Strukturen zwar fordern, aber auch Akzente setzen können : " Für die Pfarrei St. Michael mit Sitz in Aschersleben heißt das nicht, dass die Kirchen in Alsleben und Güsten verwaisen. Denn dort sind lebendige Gemeinden, die Gottesdienst feiern, die sich im Glauben bestärken und vor allem auch um die kümmern, die sich allein nicht helfen können. Dafür ist es sicher nötig, dass sie viele verantwortlich fühlen und ihre Fähigkeiten dort einbringen, wo es nötig ist. " Nur das, was in den kleinen Gemeinden vor Ort nicht mehr sinnvoll sei, werde zentral in Aschersleben geschehen. Verwaltungsaufgaben könnten so an einer Stelle gebündelt werden, manche Feste, aber auch die Kinderund Jugendarbeit erleben schon das große Miteinander.

Pfarrer Andreas Eisenmann und Pfarrer Diethard Schaffenberg sind zuversichtlich, dass der Mentalitätswandel gelingt : Weg von einer Kirche, die sich selbst genügt, hin zu einer Kirche, die den Aufbruch wagt und sich für die Nöte, Wünsche und Hoffnungen vieler Menschen öffnet.