1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Von der Leidenschaft des Sammlers, das Erlebte in Wort und Bild festzuhalten

Heinz Warnecke, unermüdlicher Chronist aus Pömmelte Von der Leidenschaft des Sammlers, das Erlebte in Wort und Bild festzuhalten

Von Ute Nicklisch 29.04.2010, 04:49

Pömmelte. " Ich bin schon als Chronist von Pömmelte bekannt ", weiß Heinz Warnecke über seine Leidenschaft, alles Erlebte in Wort und Bild festzuhalten. Dass sich bei einem Alter von 89 Jahren inzwischen so einiges an Material angesammelt hat, ist denkbar. " Schon als junger Bursche hatte ich großes Interesse für die Fotografie ", berichtet Warnecke.

Der aus Lübs bei Gommern stammende, damals junge Mann absolvierte in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg eine Lehre als Fachdrogist in Dessau. Während seiner Lehrzeit kaufte sich der angehende Drogist seinen ersten Fotoapparat, was zu dieser Zeit eine Errungenschaft war. " Ich denke, es war eine Vogtländer. Auf jeden Fall war es schon eine Kleinbildkamera mit 36 Aufnahmen ", erinnert sich der 89-Jährige.

Seltenes Foto von Hitler geschossen

Kurze Zeit später kündigte sich ein Besuch der Regierung am Bahnhof in Lehrte an. Sogleich nutzte der junge Hobbyfotograf die Gunst der Stunde, um seine neu erstandene Kamera einzuweihen. Er fotografierte eifrig alles, was ihm vor die Linse kam. Wobei ihm unter anderem ein seltenes Foto vom " Führer " Adolf Hitler gelang. Noch heute existiert ein Bildband der allerersten Fotos in Warneckes Sammlung. " Da sind schon einige wertvolle Aufnahmen mit dabei ", erklärt er nicht ohne Stolz.

Doch das war nur der Anfang seiner Laufbahn als Chronist. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges verschlug es den damals 21-Jährigen direkt an die Front. Auf der Halbinsel Krim im damaligen Russland kämpfte er an vorderster Stelle. Dabei war die Festung Sewastopol direkt am Schwarzen Meer ein Hauptkampfplatz. Immer in Gefahr schwebend, trug der Soldat seine Kamera jedoch ständig mit am Mann. Alles hielt er fest : Soldaten in Schützengräben, Gefangenenunterkünfte oder auch Gräber von erschossenen Kameraden – Bilder, wie sie wohl heute kaum jemand noch kennt.

Als es den Gefreiten Warnecke später an die Front nach Frankreich verschlug, verlor er schweren Herzens sein Heiligtum, die Kamera. Doch die Vielzahl seiner bis zu dieser Zeit geschossenen Fotos wurden gerettet. Warnecke fasste später alles zu einem informativen Bildband mit über einhundert Fotos zusammen. Er nannte ihn " Fotos erinnern an die Schrecken des Krieges ".

Auch als Lichtbildserie fertigte der Chronist dieses Material. Daran lässt er heute noch viele Kinder und Jugendliche teilhaben, indem er Vorträge in verschiedenen Schulen über das Erlebte hält. Warnecke selbst kam nach Kriegsende nach Pömmelte und schulte um auf Lehrer. Er wurde als Fachkraft für Geschichte aber auch in anderen Fächern eingesetzt.

Schließlich lernte er seine Frau kennen und blieb in Pömmelte wohnen. Natürlich durfte zu seinem Glück eine neue Kamera nicht fehlen.

Inzwischen reicht sein Repertoire an Dokumentationen bis ins Unendliche. Dabei übernahm der leidenschaftliche Sammler auch Fotos von anderen Heimatforschern, wie zum Beispiel Wolfgang Wanckel. Darunter befinden sich auch Postkarten rund um Schönebeck, welche noch aus der Kaiserzeit stammen

Nicht der einzige mit Sammelleidenschaft

Auch nach der Wende ließ der Kriegsteilnehmer den Kontakt zu ehemaligen Angehörigen seiner Panzerdivision nicht abreißen. Gemeinsam unternahmen sie Busfahrten und besuchten dabei ehemalige Kriegsstätten, darunter auch die Insel Jalta. " Mein größter Wunsch war es, meine Station als Infanterist auf Jalta noch einmal aufzusuchen ", berichtet der ehemalige Gefreite.

Auf die Frage, ob er auch heute noch derartige Fahrten mit Gleichgesinnten unternimmt, antwortet er mit berührter Miene : " Inzwischen machen wir das nicht mehr, denn es lebt fast niemand mehr von den Kameraden ". Als Warnecke jedoch von seinem Ausflug vor drei Jahren nach Berlin erzählt, huscht ihm ein Strahlen übers Gesicht.

Dort nämlich war der Chronist von Pömmelte beim Bundespräsidenten Horst Köhler zum Empfang eingeladen. " Das war schon ein Erlebnis ", schwärmt der 89-Jährige. " Ich überlegte, was nehme ich nur als Präsent mit. Da fiel mir sofort eines meiner wertvollen Bildbände aus der Kriegszeit ein ", erzählt Heinz Warnecke eifrig. Und wie sollte es anders sein, entstand auch bei diesem Ereignis eine weitere Dokumentation mit vielen Fotos.

Doch Heinz Warnecke ist nicht der einzige in der Familie, welcher der Sammelleidenschaft aller geschichtsträchtigen Informationen verfallen ist. Nein, schon längst hat er sein Interesse auf seine beiden Kinder übertragen, worauf er sehr stolz ist.