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Frühjahrswanderung des Heimatvereins " Ränzelstecher " aus Güsten führt in Kirche und Heimatstube Rathmannsdorf Exponate und steinerne Zeugen geben viele Einblicke in wechselvolle Geschichte

Von Jens Schingale 26.04.2010, 04:50

Rathmannsdorf. Bei ausgesprochenem Kaiserwetter hatte sich der Güstener Heimatverein die Rathmannsdorfer evangelische Kirche St. Pauli und die naheliegende Heimatstube des Staßfurter Ortsteiles als Ziel seiner Frühjahrswanderung auserkoren. Fast dreißig Wander- und Heimatfreunde zwischen sechs und über 80 Lebensjahren nahmen daran teil. Die Führung vor Ort übernahm Günter Hartwig, Leiter der Heimatstube der Kommune und Mitglied des Staßfurter Geschichtsvereins.

" Unsere Kirche ist die dritte, die hier an dieser Stelle errichtet und im Jahre 1883 geweiht wurde ", leitete Hartwig seine Ausführungen ein. Das erste Bauwerk entstand etwa um 1177 in romanischem Stil und wurde 1635 im 30-jährigen Krieg verwüstet. Zwischen 1655 und 1665 wurde unter Einbeziehung der vorhandenen Mauern und Säulen eine zweite Kirche errichtet. Da die Kirche recht klein war und immer baufälliger wurde, beschloss man 1881 einen größeren Neubau. Dabei verwendeten die Bauausführenden auch Materialien von den vorherigen Kirchen.

" Neben einigen Säulen im Turmraum und im Kirchenschiff, die mit Würfelkapitellen verziert sind, zeugt unter anderen auch ein wertvolles Tympanon über der Eingangstür davon ", erläuterte Hartwig. Dessen besondere Merkmale sind das dargestellte griechische Kreuz anstatt eines lateinischen, welches nach dem 11. Jahrhundert nicht mehr vorkommt, das Fehlen der Überschrift, die Befestigung der Füße von Jesus am Kreuz nebeneinander und auf dem Boden stehend. Ebenfalls an der Südseite des Gotteshauses befindet sich eine Sonnenuhr aus dem Jahr 1704.

Der Hobbyhistoriker wusste dann noch weiter viele Details zu erzählen, so zum Beispiel über die wechselvolle Geschichte der zweiten Kirchenglocke oder die Grabgewölbe mit den Sarkophagen.

Anschließend führte Hartwig seine Gäste in die Heimatstube. " Rathmannsdorf wird erstmals nachweislich 1196 in einer Urkunde des Askaniers Bernhard, Herzog von Sachsen, erwähnt ", berichtete Hartwig. Seit 1466 ist das Dorf mit der Geschichte der Familie von Krosigk verbunden. 1522 zum Beispiel kaufte Lorenz von Krosigk das bisherige Lehen " Gut Rathmannsdorf " auf. Neben dem Schloss, in dem sich heute das Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum befindet, wurde in jener Zeit auch die erste Schule des Ortes eingerichtet, so Hartwig.

Beim Rundgang musste er dann noch viele Fragen beantworten, dem kam er gern nach.