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Ausflug in die Welt der Mathematik am renommierten Balliol College Staßfurter Tobias Huxol lernt seit einem Jahr in Oxford

Von Daniel Wrüske 13.10.2009, 06:58

Ein Fenster gibt den Blick frei auf mittelalterliche Fassaden. Gotische Giebel, Fenster- und Türrahmen, Türmchen und verzierte Schornsteine. Das ist der Blick, den Tobias Huxol aus seinem kleinen Zimmer hat. Der Staßfurter studiert seit einem Jahr am Balliol College in Oxford Mathematik. Einem Ort, der Geschichte atmet, einer Hochburg von Wissen und Können. " Das erste Jahr hier verlief so wie ich es mir vorgestellt habe ", sagt der 19-Jährige. In Vorlesungen und Tutorien wurde er in die Grundlagen seines Studiums eingeführt. Im Zusammenleben mit Studenten aus England und der ganzen Welt lernte Tobias schnell, sich zu verständigen.

Staßfurt / Oxford. Eine E-Mail sorgte im Frühjahr 2008 bei Familie Huxol für große Aufregung. Tobias bekam einen Platz am renommierten Balliol College in Oxford. Ein Traum wurde wahr. " Ich wollte nach der Schule unbedingt im Ausland studieren, um etwas Neues zu erleben ", sagt das Staßfurter Mathematik-Ass, das sein Abitur am nicht weniger bedeutenden Siemens-Gymnasium in Magdeburg ablegte. Amerika und Großbritannien waren dagegen als Länder reizvoll.

Besonders das Vereinigte Königreich – Oxford und Cambridge sind große Namen. Im Dezember 2007 nahm Tobias im Kreis weiterer 20 Kandidaten an einer mündlichen Prüfung in Oxford teil. Zweieinhalb Stunden war sein logisches Denken gefragt, entwickelte er im Gespräch mit zwei Collegemitarbeitern Lösungsansätze für verschiedene Aufgaben – und überzeugte. Nach der elektronischen Post kam der offizielle Brief. Die Bedingung, sein Mathematik-Abitur mit mindestens 14 Punkten zu bestehen, meisterte Tobias, ein bisschen aufgeregter als bei anderen Klausuren. " Denn es ging ja diesmal um mehr. "

Gespräche mit der Familie, die ihm die uneingeschränkte Unterstützung zugesagt hätte, und mit Freunden, bestärkten Tobias in dem Entschluss, sich im Ausland zu bilden. Anfangs sei er sehr aufgeregt gewesen. " Was erwartet mich ? Läuft alles so wie ich es mir vorstelle ?" Das waren Fragen, die immer wieder in seinem Kopf schwirrten.

Heute ist das Geschichte. Die mittelalterliche Umgebung der Schule, gegründet von John de Balliol im Jahr 1263, ist Zuhause von Tobias Huxol. Das Studium unterscheidet sich von dem in Deutschland. Es gibt Trimester. Im ersten Semester hatte der Student elf Pflichtvorlesungen, Tutorien und vier Seminare. Rund 20 Wochenstunden Arbeit und Wissensvermittlung im Hörsaal.

" Man muss in erster Linie kreativ sein, Lösungsansätze suchen "

Dazu kommen die Aufgabenzettel, die zweimal in der Woche verteilt werden und die es Tobias und seine Mitstudenten zu lösen haben. " Sie sind das eigentliche Studium ", sagt der 19-Jährige. " Hier gilt es alles das praktisch anzuwenden, was theoretisch gelehrt wird. " 20 bis 30 Stunden Arbeit stecken in den Aufgabenblättern. " Man muss in erster Linie kreativ sein, Lösungsansätze suchen, einem Beweis führen und den Verlauf Schritt für Schritt logisch darstellen ", erklärt Tobias das, was ihn an seinem Studium reizt. Der Student wehrt sich gegen das Image seines Faches, Mathe sei verstaubt und langweilig. " Es geht um das Verstehen von Prozessen, um den Weg, der zum Ziel führt, das ist spannend. "

Die ersten zwölf Monate in Oxford seien ihm nicht schwer gefallen. Tobias war gut vorbereitet durch seine schulische Ausbildung und durch die Teilnahme an Mathematikolympiaden. Spannend wird es jetzt, wenn neuer Stoff dazu kommt. Dann sitzt der Student in seinem kleinen Zimmer im Studentenwohnheim und lernt. Ein Schreibtisch und ein Bett stehen darin. " In perfekter Ort um zu arbeiten. " Auch in den Tutorien gibt es Unterstützung. Auf acht Lernende kommen zwei Tutoren. Beste individuelle Hilfestellungen sind so möglich. " Die Bedingungen sind besser als in Deutschland. "

Tobias hat sich gut eingelebt. So gut, dass er nach drei Monaten Ferien in Deutschland seine englische Wahlheimat schon ein bisschen vermisst. In Deutschland hat er ein bisschen bei einer IT-Firma gearbeitet und programmiert. Doch jetzt zieht es ihn wieder nach England, das neue Semester hat begonnen. " Ich habe alle meine Freunde dort und freue mich, sie wieder zu sehen. " Mit ihnen lernt und verbringt er seine Freizeit.

Neben Tischtennis, Fußball und Tennis hat Tobias Ultimate Frisbee für sich entdeckt. Sieben Leute spielen in einer Mannschaft und es gilt die Scheibe nach bestimmten Regeln hinter die Linie der gegnerischen Formation zu bringen.

" Die Bedingungen sind hier besser als in Deutschland. "

Tobias hat seine Welt in Oxford gefunden, will hier den Bachelor-Abschluss machen, dann den Master. Der junge Mann kann sich auch vorstellen, in der Lehre zu bleiben, vielleicht einmal selbst in Oxford zu unterrichten.

Eines hat er geschafft. Sein Name reiht sich ein in eine Liste von Balliol-Studenten, auf der auch schon Richard von Weizsäcker, Sir Edward Richard George Heath und Maurice Harold Macmillan ( beide ehemalige Premierminister ) stehen.