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18. Landesausstellung / Schönebecker Vogelverein " Gut Hohl " feiert hundertjähriges Bestehen Eigenwillige Persönlichkeiten im exotischen Gefi eder

Von Thomas Linßner 19.10.2009, 07:01

Am Wochenende stießen die Mitglieder des Schönebecker Vogelvereins " Gut Hohl " auf ihr hundertjähriges Bestehen an. Zu den ausgestellten Exoten der Jubiläumsschau zählten auch die sehr seltenen Goldmaskenamazonen. Warum deren Zucht so schwierig ist, verriet Landesgruppensprecher Uwe Arnhold der Volksstimme.

Eggersdorf / Schönebeck. " Oh ja, schön sind die, aber laut ! Laut wie alle Südamerikaner ", grinst Züchterin Kerstin Knopf und meint damit ein Sonnensittich-Paar. Besonders die Laien unter den Besuchern sind entzückt, wie die hübschen Vögel miteinander turteln. Auch die Breitbinden Allfarbloris tun es ihnen gleich. Harmonie auf der Käfigstange pur. Nur ein Stanleysittich hat es vorgezogen, die Eggersdorfer Kultur- und Sporthalle außerhalb seiner Volière zu erkunden. Er flattert munter einige Runden, bis ihn der Hunger wieder an seinen Napf heim in den Käfig treibt.

Die Amazonen sind die Stars der ganzen Schau. Sie sind schön, werden einige Jahrzehnte alt, beeindrucken als " eigenwillige Persönlichkeiten ", wie Landesgruppensprecher Uwe Arnhold es ausdrückt.

" Die sind sehr wählerisch, was den Partner angeht. Ein Männchen und ein Weibchen sind noch lange kein Paar. " Soll heißen : Es muss auch zwischen den Federn " funken ", bevor man zusammen ins Nest flattert. " Hinzu kommt, dass Amazonen oft äußerlich nach Geschlecht nicht zu unterscheiden sind ", runzelt der Landessprecher die Stirn. Zwar könne man das heute mittels DNA-Test feststellen, was aber aufwändig sei. So kam es schon vor, dass Züchter mit großer Geduld ein Pärchen in der Volière hielt, das in vollkommener Harmonie lebte, aber einfach kein Nachwuchs schlüpfte. Konnte ja auch nicht, weil es beides Männchen waren …

Die Mitglieder des Schönebecker Vogelvereins " Gut Hohl " sind breit aufgestellt. " Wir haben zwei grundlegende Richtungen : Arterhaltung durch Zucht von Wildformen und Zucht von domestizierten Arten ", informiert Arnhold. Zu letzteren zählen beispielweise Wellensittiche und Kanarien. Das Spektrum reicht von der unscheinbaren Wildform bis zum gezüchteten Schönheitsideal heutiger Tage. " Das ist immer eine Glaubensfrage des jeweiligen Züchters ", betont Arnhold, der aber sofort darauf hinweist, dass alle " Fraktionen " im Landesverband gleichberechtigt ihren Platz haben.

" Gut Hohl hat mit dem Gesang der Kanarienvögel zu tun "

Wer die Gründer des Schönebecker Vereins vor hundert Jahren waren, ließ sich bisher nicht ermitteln. " Wir haben lange recherchiert, aber nichts raus bekommen ", gesteht Vereinschef Reimo Beck. Aber weiß er wenigstens, was sich hinter dem seltsam klingenden Name " Gut Hohl " verbirgt ? " Das werden wir oft gefragt. Das hat was mit dem Gesang der Kanarienvögel zutun ", erklärt Beck. Deren breites Sangesspektrum wurde schon im 19. Jahrhundert mit " Hohlrolle ", " Wasserschläger ", " Schockel " oder " Knorre " beschrieben. Eben so, wie die Menschen meinten, den Gesang übersetzen zu müssen.

Apropos, Kanarien. In untertägigen Bergwerken avancierten sie zu Lebensrettern. Bergleute nahmen sie mit in die Grube, weil die gefiederten Sänger auch Giftgas " anzeigten ". Dabei handelte es sich überwiegend um Kohlenmonoxyd, das vom Menschen nicht wahrgenommen wird. Bei den zierlichen Vögeln genügten schon geringe Dosierungen, um sie von der Stange fallen zu lassen. Sie waren quasi natürliche Gaswarner. Wenn das geschah, wusste der Bergmann, dass er sich schleunigst aus dem Staub machen musste, bevor die Dosierung anstieg und ihn selbst vergiftete.

Unter den Ausstellern war auch Reinhard Wagner aus Peine. Der Niedersachse erinnert sich daran, dass sogar noch in den 80 er Jahren neben den Hochöfen des Stahlwerks Peine Kanarienkäfi ge hingen. Der giftigen Hochofengase wegen.