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Ehemalige Gutskirche in Schönfeld: Streitobjekt von Kirchenverantwortlichen und Förderverein / Abrissantrag abgelehnt Verkauf, Verfall oder Notsicherung?

Von Axel Junker 30.12.2010, 05:26

Die ehemalige Gutskirche in Schönfeld steht seit Jahren zum Verkauf. Der erst im August gegründete Förderverein will das verhindern und hat mittlerweile175 000 Euro zusammen, mit denen die Notsicherung der Kirche realisiert werden könnte. Doch Kirchenkreis und Kirchspiel lehnen bislang jede Verhandlung ab.

Schönfeld. Verkauf, Verfall oder Notsicherung? – der Umgang mit der ehemaligen Gutskirche in Schönfeld wird immer mehr zum Streitobjekt. Nicht zuletzt, weil der Förderverein eine nicht unbedeutende Summe für die notwendigsten Arbeiten an Dach und Mauerwerk in Aussicht stellt. Doch die Kirche als Eigentümer beharrt auf Verkauf. Unter anderem, weil in dem nur 87 Einwohner zählenden Dorf mit einem Feldsteinbau aus dem Mittelalter eine zweite Kirche steht. Ausschließlich ihn nutzen die Gemeindeglieder, die zum Kirchspiel Schinne gehören, für Gottesdienste.

"Wir haben für die Gottesdienste die kleinere, ältere Feldsteinkirche, und können uns in so einem kleinen Ort wie Schönfeld einfach nicht zwei Kirchen leisten. Das wäre ökonomische Unvernunft", erklärte Superintendent Michael Kleemann am 10. Dezember in der Mitteldeutschen Kirchenzeitung "Glaube und Heimat". Die ehemalige Gutskirche wurde von 1883 bis 1885 von der Familie von Rundstedt als Patronatskirche errichtet und war zuletzt über Jahrzehnte ohne Pflege und Nutzung.

"Die Hoffnung, im kommenden Jahr im Volumen von 175 000 Euro die Notsicherung der Schönfelder Gutskirche in Angriff nehmen zu können, ist inzwischen wohlbegründet", erklärt Vereinsvorsitzender Felix Meister. Seit seiner Gründung im August dieses Jahres konnte der Förderverein "Freunde der Gutskirche Schönfeld" in erheblichem Umfang Spenden einwerben und private wie öffentliche Fördermittelgeber für das Anliegen begeistern, sagt Meister. Auch entsprechende Planungen des Architekten liegen vor. Im nächsten Sommer könnte die Gutskirche wieder wetterfest gemacht und damit dauerhaft erhalten werden. Ein neues Dach, Ausbesserungen des Mauerwerks und die Sicherung der Chorscheitelmalerei könnten innerhalb von vier Monaten ausgeführt werden. "Das alles ohne einen einzigen Cent der evangelischen Kirche, also von Kirchenkreis, Kirchspiel oder Landeskirche", sagt Felix Meister.

Der Förderverein, der mittlerweile 120 Mitglieder zählt, hat einen Entwurf für einen Überlassungsvertrag nach einem Muster der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ausgearbeitet. Darin übernimmt der Verein sämtliche Verpflichtungen gleich einem Eigentümer – auch die Haftung für die Kirche, erläutert Vereinsvorsitzender Felix Meister. "Den Vertragsentwurf haben wir dem Kirchenkreis und dem Kirchspiel als Diskussionsgrundlage angeboten", sagt Meister. "Jede Verhandlung darüber haben aber Kirchenkreis und Kirchspiel abgelehnt, für sie kommt nur der Verkauf oder das Verfallenlassen in Frage."

Warum wird die Gutskirche dann nicht vom Förderverein gekauft? "Der Verein möchte die Kirche als sakralen Ort erhalten wissen und sieht in der EKM eine verlässlichere und stabilere Institution als sich selbst", erklärt Felix Meister in "Glaube und Heimat". Da hakt Superintendent Michael Kleemann ein: "Was, wenn sich der Verein in fünf Jahren auflöst? Dann hätte das Kirchspiel eine halbsanierte, zweite Kirche in Schönfeld zu unterhalten", erwidert Kleemann in besagtem Artikel der Kirchenzeitung. "Aber wir sind kein Denkmalpflegeverein, sondern müssen zuerst gucken, wie wir unsere vorhandenen Gotteshäuser mit Leben füllen", sagt Kleemann.

Im Streit um die ehemalige Gutskirche in Schönfeld scheint sobald keine Lösung in Sicht. Einzig der Abriss der Kirche ist vom Tisch. Der Antrag auf Abriss der ehemaligen Gutskirche wurde vom Landesverwaltungsamt abgelehnt. Somit bleibt es bei der eingangs gestellten Frage: Verkauf, Verfall oder Notsicherung?