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Hamburger Airbus-Motorfluggruppe wieder auf dem Stendaler Flugplatz "Ein befreiendes Gefühl"

Von Donald Lyko 16.05.2015, 03:22

Auch in diesem Jahr haben Mitglieder der Airbus-Motorfluggruppe aus Hamburg wieder ihr Fliegerlager auf dem Flugplatz Borstel aufgeschlagen. Unter anderem absolvieren Flugschüler dort Teile ihrer praktischen Ausbildung.

Stendal l Als Kind hatte Sinikka Nietzschmann zwar auch schon mal daran gedacht, Pilotin zu werden, doch mit dem Fliegervirus infiziert wurde die heute 29-Jährige erst viele Jahre später. Während ihres dualen Studiums als Airbus-Mitarbeiterin nahm sie an einem erlebnispädagogischen Seminar des Unternehmens teil. Dort lernen die Teilnehmer unter anderem, wie sie als Passagier mit Hilfe des Towers ein Flugzeug notlanden können, falls der Pilot ausfällt. "Danach wollte ich dann selbst fliegen", erzählt die junge Frau, während sie den Ölstand der Piper PA28 "Archer II" kontrolliert.

Dieser Tiefdecker ist eines von acht Flugzeugen der Airbus-HFB-Motorfluggruppe Hamburg. Der Vereinsname geht auf die Ende der 1950er Jahre von Werksangehörigen des damaligen Hamburger Flugzeugbaus gegründeten HFB-Fluggemeinschaft zurück, aus der im Mai 1965 die HFB-Motorfluggruppe wurde.

Seit Mittwoch starten und landen die acht Maschinen wieder auf dem Flugplatz Borstel. Denn dort findet wie in den Vorjahren am Herrentagswochenende ein Fliegerlager des Vereins statt.

"Man kann sich vier Tage lang aufs Fliegen konzentrieren"

Volker Carstensen, Vereinsvorsitzender

Für Sinikka Nietzschmann schon ein fester Termin. Sie ist in diesem Jahr zum fünften Mal in Stendal dabei. Wie viele andere Flugschüler hat sie hier trainiert, hat sich freigeflogen, wie es bei den Piloten heißt. Dieses Freifliegen, das ist nach der Ausbildung der erste Alleinflug. Der Fluglehrer schaut von unten zu. "Ich war davor sehr nervös, aber sobald ich in der Luft war, war es ein befreiendes Gefühl", erinnert sich die 29-Jährige. Mittlerweile ist sie viel geflogen, meist in einer Cessna. Weil sie aber gern auch die Piper des Vereins fliegen möchte, musste sie mit einem Einweisungsberechtigten einige Platzrunden drehen, musste Starts und Landungen üben. Dies übernahm am Donnerstag Fluglehrer Hermann Schmoeckel, wie Sinikka Nietzschmann bei Airbus beschäftigt. Weil sie am Donnerstag nicht das ganze Pensum geschafft hatten, gingen beide am Freitagmittag noch einmal für 20 Minuten in die Luft - Zeit für drei Starts und drei Landungen, mit denen verschiedene technische Möglichkeiten des Fliegers ausprobiert wurden. Nachdem die junge Pilotin auch das gemeistert und der Fluglehrer die Piper-Berechtigung erteilt hatte, ging es gleich los in Richtung Usedom. Am Abend waren die 29-Jährige und ihre Begleiter zurück in Stendal.

Seit die Airbus-Motorfluggruppe vor zehn Jahren das erste Mal auf dem Borsteler Flugplatz war, kommt sie immer wieder gern in die Altmark. "Der Platz ist sehr groß, es wohnen relativ wenige Leute in der Umgebung und wir können bis in die Abendstunden fliegen", zählt der 1. Vorsitzende Volker Carstensen einige Vorteile auf. Zudem gibt es keine hohen Berge oder Gebäude in direkter Nachbarschaft, wodurch das Flugplatzgelände gut einsehbar ist - von Vorteil, gerade wenn die Flugschüler Starts und Landungen trainieren. Zudem gibt es nicht die Einschränkungen, die für den Luftraum über Hamburg gelten. Darum verlassen die Airbus-Motorflugsportler gern ihren Heimatplatz in Finkenwerder. "Und Stendal ist ja mit dem Auto gut erreichbar, auch das spricht für den Platz", sagt Volker Carstensen.

Ein Vorteil des Lagers selbst sei, "dass man sich vier Tage lang aufs Fliegen konzentrieren kann". Flugschüler können hier die Praxis lernen, erfahrene Flieger lassen sich in neue Flugzeuge einweisen. Manche bleiben vier Tagen, andere nur einen oder zwei. Einige campen auf dem Platz, andere logieren in Hotels.

Die Airbus-Motorfluggruppe, die derzeit zirka 270 Mitglieder hat, darunter etwa 170 aktive, will im Juni ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Dann können vielleicht einige der derzeit 15 Flugschüler - sie sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, pro Jahr kommen maximal acht neue Schüler für die Basisausbildung hinzu - schon stolz ihre Privatpiloten-Lizenz präsentieren. Auch für sie wird einer der wichtigsten Momente im Fliegerleben dann für immer mit dem Borsteler Flugplatz verbunden bleiben - der Augenblick des Freifliegens.