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Insolvenzverwalter von Level One veranlasst Fortsetzung der Sanierungsarbeiten "Haribo-Land" wird frisch gestrichen

Von Reinhard Opitz 22.09.2009, 04:58

Mehr als ein Jahr war ein Wohnblock an der Albrecht-Dürer-Straße eingerüstet, doch Handwerker waren weit und breit nicht zu sehen. Jetzt sind sie wieder da, um die Fassade des Hauses, das zum Bestand der insolventen Level One gehört, zu vollenden. Dafür hat Insolvenzverwalter Rolf Rattunde gesorgt.

Stendal. Wegen der grellbunten Farben ihrer Häuser – Orange, Gelbgrün und nun auch Himmelblau – nennen die Mieter ihr kleines Viertel ganz gern " Haribo-Land ". Wenn sie gut gelaunt sind. Doch dafür hatten sie in der zurückliegenden Zeit wenig Anlass. Baugerüste und Planen verdunkelten länger als ein Jahr die Wohnungen des Blocks an der Albrecht-D ürer-Straße. Weil ihr das Geld ausging, ließ die global von Berlin aus agierende Immobiliengruppe Level One Anfang 2008 die Sanierungsarbeiten stoppen. Die Gerüste blieben stehen. In den Treppenhäusern waren die alten Tapeten heruntergerissen, ohne dass der nackte Beton mit neuen überklebt wurde. Die Schalter fürs Treppenhauslicht bekamen keine Abdeckungen mehr.

Noch kein neuer

Besitzer der Häuser

Besonders ärgerlich wurde es im Juni vergangenen Jahres, als die Stadtwerke wegen offener Rechnungen von Level One damit drohten, den Allgemeinstrom abzuschalten und den Wasserhahn zuzudrehen. Überweisungen im allerletzten Moment verhinderten dies.

Jetzt scheint Besserung in Sicht. An der Straßenfassade des Hauses sind wieder Handwerker bei der Arbeit. Die Balkonbrüstungen bekommen ein freundliches Himmelblau. Man könnte meinen, das aus vier Häusern bestehende kleine Karree habe seinen Besitzer gewechselt. Doch das ist nicht der Fall.

" Insolvenzverwalter Rolf Rattunde hat veranlasst, dass die ins Stocken geratenen Instandsetzungsarbeiten, die schon vor der Insolvenz geplant waren, vollendet werden ", lautet die Auskunft eines Sprechers des Berliner Rechtsanwalts, der den Scherbenhaufen der Pleitefi rma Level One verwaltet. Das geschehe in Abstimmung mit den sogenannten Grundpfandrechtsgläubigern, zu denen im Wesentlichen Banken zählen.

Der Sprecher zur Volksstimme : " Damit wollen wir für die Mieter ein zumutbares Wohnumfeld schaffen, und die Häuser sollen für einen möglichen Verkauf in einen vernünftigen Zustand versetzt werden. " An den Häusern werde das Notwendige getan, versichert er.

Im Strudel der

großen Pleite

Einen Käufer für die Level-One-Wohnungen in Stendal gibt es nach seinen Worten noch nicht. Die Gesellschaft hatte im Jahr 2005 mehr als 700 Wohnungen in Stadtsee erworben – neben dem Quartier zwischen Dürer-, Zille- und Liebermannstraße auch Wohnblöcke in umliegenden Straßenzügen.

Im September 2008 gerieten sie in den Strudel einer der größten Pleiten auf dem deutschen Immobilienmarkt. Level One meldete Insolvenz für rund 200 Tochtergesellschaften an, darunter auch für diejenige, die die Stendaler Wohnungen hielt. Betroffen waren deutschlandweit rund 20 000 Wohnungen und 500 Gewebeobjekte.

Schulden in Höhe von 1, 5 Milliarden Euro

Der als Insolvenzverwalter eingesetzte Berliner Rechtsanwalt Rolf Rattunde sprach von Schulden in Höhe von 1, 5 Milliarden Euro, die Level One aufgetürmt hatte. Er versicherte aber auch, dass die Pleite " keinerlei Auswirkungen auf die Mieter " haben werde. Sie seien durch das Mietrecht geschützt. Er führe die Immobilien weiter und habe mit den Banken abgesprochen, dass die Gelder an die örtlichen Versorger gezahlt werden.