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Ostdeutschlands erfolgreichster Zirkus ist nach zwei Jahren wieder in der Altmark Artist ohne Schmerzen? Gibt es nicht!

Von Ann-Christin Fischer 13.04.2012, 03:20

Die Schminke. Die Musik. Der Geruch. Die Vielfalt. Die Kostüme. Die Tiere. Das Programm. Einfach dieses Gefühl - der Zirkus ist in Stendal.

Stendal l Die Nüstern schnuppern gierig nach Futter, die Flanken zittern vor Aufregung, die Hufe sind bereit zum Absprung - dann kommt der Befehl von Alexandra Probst... Das Pony steht! Nicht auf allen Vieren, sondern auf den Hinterläufen.

Auf seiner 67. Tournee präsentiert der in Blau-Weiß gehaltene Zirkus Probst ein Programm, das sich sehen lassen kann. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr: die kubanischen Artisten. Sie bringen die Zuschauer mit faszinierender Handstandakrobatik, einem dreifachen Salto, Bungee-Jumping oder einem Doppelsalto mit doppelter Schraube zum Staunen.

Haben wir als Kinder einen Handstand, eine Rolle oder sogar einen Salto mühelos hervorgebracht, schafft es jetzt so gut wie keiner mehr. Der Rücken, der Kopf, die Beine, die Arme... das will alles nicht mehr wie früher. Man hat schließlich auch das ein oder andere Wehwehchen. Aber nicht bei den kubanischen Artisten! Und auch bei keinem anderen Mitglied der Truppe. Schmerzen werden in der Zirkuswelt "weggelacht".

"Klar, hat sich jemand etwas gebrochen, kann man nicht in die Manege. Aber blaue Flecken sind an der Tagesordnung. Genauso, dass an manchen Tagen die Laune nicht die beste ist. Dann wird eine Träne hinter der Bühne weggewischt - und gelacht", erklärt Alexandra Probst der Volksstimme. Was das gesamte Zirkusteam leistet, ist für uns unvorstellbar - der gestrige Aufbau begann teils schon um fünf Uhr morgens.

"Über die ganzen zehn Tage war ich aufgeregt. So viele Menschen, so viele Nummern. Aber es war ein tolles Erlebnis."

Alexandra Probst

Es ist eine Gemeinschaft, die ihr Wissen von der einen auf die nächste Generation überträgt. "Ich habe fast alles von meiner Mama Mercedes gelernt", so Alexandra. Und Mercedes Probst war eine Koryphäe. Mit ihrer Haustier- und Ponydressur nahmen Mutter und Tochter im Januar am 36. Internationalen Circusfestival in Monte Carlo teil und wurden mit zwei Sonderpreisen ausgezeichnet. "Das ist wie eine Oscar-Verleihung. Über die ganzen zehn Tage war ich aufgeregt. So viele Menschen, so viele Nummern, unglaublich! Aber es war ein tolles Erlebnis." Und Alexandra Probst kann stolz auf sich sein. Mit ihren 24 Jahren hat sie zwei der begehrtesten Ehrungen der Zirkuswelt ergattert.

Und das ist nicht mit einem normalen 8-Stunden-Tag getan. Täglich füttert sie nach dem Aufstehen ihre Pferde und um zehn beginnt die gelernte Pferdewirtin mit ihrem Traning. Dann wird gegen zwölf Uhr Mittag gegessen und schon beginnen die Vorbereitungen für die Show. "Ich schminke mich, dafür benötige ich zirka eine Stunde. Aber diese Minuten brauche ich auch für mich, quasi zur innerlichen Vorbereitung." Der nächste Punkt auf der Tagesordnung ist das Pony- und Pferdereiten. Anschließend müssen sich Tier und Künstler auf die Nachmittags- und Abendvorstellung vorbereiten. Der Tag endet mit einem letzten prüfenden Blick in den Stall: "Um zehn bin ich ungefähr fertig", erklärt Alexandra abschließend.

Ihr Herz hängt vor allem an den Pferden und den Haustieren. Auch in der spielfreien Zeit (drei Monate im Jahr) versorgt sie sie und trainiert sie mit ihnen. Ungefähr 100 Tiere sind im Zirkus Probst zu Hause, darunter gefährliche Schönheiten wie die sibirischen Tiger, die Rüdiger Probst traniniert.

Was man sich ansonsten nicht entgehen lassen sollte? Clown Pom-Pom, Jessica Probst und Adriana, die an seidenen Tüchern elegant über der Mangege schweben. Oder das große Zirkus-Probst-Orchester mit seinen sieben begeisterungsfähigen Musikern aus der Ukraine. Und natürlich Alexandra und ihre preisgekrönte Haustier- und Ponydressur.