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68 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – Warnstufe 2 bei maximalem Pegel von 1,86 Metern Hochwasseralarm am Wochenende an der Ilse

Von Rainer Marschel 15.11.2010, 04:23

Der Pegel der Ilse erreichte am Sonnabendvormittag mit 1,86 Meter die Hochwasserstufe 2 (zum Vergleich 2002: 2,10 Meter). Verstopfte Wehre, vollgelaufene Keller: Die Wehren aus Ilsenburg waren sechs Stunden im Dauerein-satz. Dazu die vom Vortag reihenweise umgestürzten Bäume, die so schnell nicht beräumt werden konnten.

Ilsenburg. Gleich in mehrfacher Hinsicht wurde die Situation am Wochenende in und um Ilsenburg von den Rettungsdiensten als kritisch oder gar als "chaotisch" beschrieben. Tobte sich am Freitag noch Tief "Carmen" aus und knickte Bäume nicht nur im Ilsetal reihenweise um, sorgte der auch noch am Sonnabend anhaltende Dauerregen mit bis zu 68 Litern pro Quadratmetern im Oberharz für rasch anschwellende Pegel der kleinen Bäche und Flüsse. In Ilsenburg liefen Teiche über und das Treibgut versperrte mehrere Wehre und Überläufe.

"Waschmaschine, stand halben Meter tief im Wasser"

Das wiederum führte zu höchst unliebsamen Überraschungen, unter anderen bei Ina Willgeroth und ihrem Lebensgefährten Thomas Streletzki in der Wiesenstraße. Gegen 9 Uhr bemerkten sie einen Wassereinbruch in ihrem Keller. Wieder mal, denn ihre tiefe Lage ist für derartige Vorfälle geradezu prädestiniert. "Waschmaschine, Trockner und ein Tiefkühlschrank standen bis zur Hälfte im Wasser", berichteten sie. Und davon, dass sich die Fluten üblicherweise ihren Weg durch die nahe Schrebergartensiedlung suchten. Zunächst versuchten es die beiden allein, den Fluten irgendwie Herr zu werden. Um 10.29 Uhr mussten sie erkennen, dass viel mehr nachlief, als sie auszuschöpfen in der Lage waren. Die um 10.29 Uhr alarmierte Feuerwehr rückte daraufhin mit mehreren Löschzügen und Pumpen an. Bis 16 Uhr waren die Kameraden im Dauereinsatz.

"Willkommene Übung für einen späteren Ernstfall"

Den ganzen Tag über pendelte Hans-Joachim Bley aus dem Bereich Gefahrenabwehr der Ilsenburger Verwaltung zwischen dem Feuerwehrgerätehaus und "seinen üblichen Verdächtigen" entlang der Ilse hin und her. Er kennt an Tagen wie diesen die Schwachstellen zur Genüge. Im Übrigen auch jene, bei denen längst Hochwasserschutz-Investitionen fließen sollten, aber damit aus finanziellen Gründen noch nicht einmal angefangen wurde. "An Tagen wie diesen könnte sich das bitter rächen", weiß Hans-Joachim Bley.

Alles in allem zeigte er sich mit dem Zusammenspiel der Behörden zufrieden, auch wenn es in einem Fall "etwas konfus" wirkte. So habe die Einsatzleitstelle in Halberstadt um 13 Uhr für die Zeit bis 19 Uhr eine Orkanwarnung herausgegeben. Diesen gab es aber gar nicht, so Bley. Zudem erreichte ihn eine Vorwarnung vom Wetteramt Halle und besagter Leitstelle, demzufolge für 18 Uhr mit einem neuen Hochwasserstand der Ilse zu rechnen sei. "Zu diesem Zeitpunkt war deren Pegel schon über mehrere Stunden um 20 bis 30 Zentimeter gesunken".

"Seit 15 Uhr begann sich die Situation zu entspannen"

Bley: "Etwa seit 15 Uhr begann sich die Situation bei uns spürbar zu entspannen". Abgesehen davon sei es seit Jahren technisch per Hotline möglich, den Ilsepegel unterhalb der Paternosterklippen telefonisch abzufragen. Kritisch merkte er an, dass er sich vom Nationalpark Harz eine zeitnähere und gründlichere Reinigung der Ilse von Astholz und Laub gewünscht hätte. Dennoch resümierte er: "Das war eine willkommene Übung für einen eventuell späteren Ernstfall. Ich bin ungeachtet der zeitweiligen konfusen Meldungen weitestgehend zufrieden."