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Elbingeröder Grundschüler erkunden die Geschichte über Relikte aus dem DDR-Alltag Vom Pioniertuch bis zum Forum-Scheck

Von Günther Breutel und Burkhard Falkner 07.11.2014, 01:13

Mädchen und Jungen der 4. Klasse der Grundschule Elbingerode haben die DDR-Zeit erkundet. Manches ist für sie Spaß, manches unvorstellbar und ein altes Einkaufsnetz sogar cool.

Elbingerode l Ein Projekt mit dem Titel "Mauergeschichten" haben Religionslehrer Thomas Grönhold und Ethiklehrerin Annekatrin Wagner gemeinsam mit den Mädchen und Jungen der 4. Klasse der Grundschule Elbingerode auf die Beine gestellt. Dabei wurde den Kindern die jüngere Geschichte aus der Zeit vor ihrer Geburt so gut nahegebracht, dass alle Kinder mit Begeisterung dabei waren.

Manche Mütter und Väter, aber auch Großeltern dürften sich gewundert haben über die plötzlich besonders vielen, mitunter hartnäckigen Fragen der Sprösslinge. Doch das Ergebnis konnte sich im Unterricht sehen lassen.

So erfuhr Nele Querfurth von ihren Eltern von Kinder- und Jugendorganisationen sowie von der festgeschriebenen Vorherrschaft einer Partei, von mangelnder Meinungs- und Reisefreiheit sowie Kontrollen schon in Grenznähe, wie sie berichtete. Sie weiß nun auch, dass es in der DDR ein einheitliches Schulsystem und Gesundheitswesen gab, billige Grundnahrungsmittel, niedrige Energiekosten und Mieten.

Ähnliches berichteten nach Erkundigungen zuhause Vincent Paul Kranz, Jolina Pungar, Silas Krei, Ernst Wachter und weitere Kinder. Für sie war es unvorstellbar, dass vor 25 Jahren in Mandelholz nur derjenige weiter nach Elend fahren konnte, der einen speziellen Passierschein ins sogenannte Sperrgebiet vor der Grenze hatte.

Eltern und Großeltern erzählten den Schülern von Stasiüberwachung, von Einkäufen für "Westgeld" in Intershop-Läden mitten im Osten und von Ausweiskontrollen in den Zügen. Vieles wird sie, so wurde deutlich, weiter beschäftigen.

Als Höhepunkt des Ausflugs in die DDR-Zeit präsentierten die Schüler dann mit sehr viel Spaß und Interesse zahllose Relikte aus dem DDR-Alltag. So wurden viele Personalausweise und Reisepässe vorgezeigt, sogar ein Passierschein für das diskutierte Sperrgebiet. Es gab Spartakiade-Medaillen zu sehen, Pionierhalstücher, ein FDJ-Hemd und alte Banknoten bis hin zu Forum-Schecks für den Intershop. Zum Clou wurde gar ein Einkaufsnetz aus der Kunstfaser Dederon. Winzig klein, konnten im Netz dennoch drei Brote und vier Flaschen Bier nach Hause getragen werden, so die Erwachsenen. "Cool!" hieß es da bei einigen Kindern.

Fortgesetzt wird das von der Landeszentrale für politische Bildung unterstützte Projekt am 26. November mit einer Fahrt zum Grenzmuseum Helmstedt.