1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. 6000 Euro könnten der Streuobstwiese helfen

Wirtschaftsausschuss empfiehlt die Mitfinanzierung einer Fachkraft für den Obstbaumschnitt 6000 Euro könnten der Streuobstwiese helfen

Von Maik Schulz 14.04.2014, 01:23

Unterstützung bei der Rettung von Streuobstwiesen und Obstbaumalleen hat der Wirtschaftsausschuss dem Naturschutzbund (Nabu) in Aussicht gestellt. Der Ausschuss empfahl der Gemeinde die Mitfinanzierung eines Fachmannes für Obstbaumschnitt.

Irxleben/HoheBörde l Um die Streuobstwiesen und Obst- baumalleen ist es auch in der Hohen Börde schlecht bestellt. Früher waren die Streuobst- bestände und Obstbaumalleen ein Kulturgut auf dem Lande, zogen einen Obstgürtel durch die bäuerliche Kulturlandschaft. Die Bauern pflegten ihre Streuobstwiesen und Alleen intensiv, ganz ohne Maschinen und Chemikalien.

Aufgrund des Billigobst-Imports haben heute diese artenreichen Obstbaumbestände mit wohlschmeckenden regionaltypischen Sorten kaum noch eine wirtschaftliche Bedeutung und verschwinden allmählich. Ihre ökologische Bedeutung ist aber auch heute noch enorm. Streuobstwiesen als ursprünglich bewirtschaftete Wiesenlandschaft be- stechen durch Blüten- und Insektenreichtum. Das erklärte Yves Ploege, von der Barleber Nabu-Gruppe im Wirtschaftsausschuss der Gemeinde Hohe Börde.

Die Nabu-Gruppe betreut seit 2012 ein Projekt zum Erhalt der Artenvielfalt auf Streuobstwiesen und ihrer Nutzung als Genpool alter Obstsorten im Landkreis Börde. Dabei haben sie nahezu sämtliche Bestände erfasst, kartografiert und ihren Zustand bewertet.

Tut sich nichts, wird Streuobst schon bald zu einem Fremdwort

Das Ergebnis: Die stark überalterten Bestände sind meist nur noch in Resten vorhanden, sie sind schlecht gepflegt, an ihrem Obst hat kaum noch jemand Interesse. "Ohne Nachpflanzungen aber vor allem ohne die - für die Lebensdauer der Bäume und den Geschmack ihrer Früchte wichtige - Pflege der Bestände wird sich diese Entwicklung fortsetzen. Und das in solch einem Ausmaß, dass wir unsere nächste Generation nicht mehr nach Streuobst fragen brauchen", mahnte Ploege. Viele Sorten werden verschwinden. 200 Apfel- und 55 Birnensorten unter den 5500 Obstbäumen hat das Nabu-Projekt ermittelt. Eine der schönsten Obstbaumalleen der ganzen Börde schlängelt sich nordwestlich von Rottmersleben nach Bebertal. Nach Einschätzung des Nabu ist die Hohe Börde der beste Birnen- standort europaweit. Aber auch dort stehen dutzende Bäume vor dem Aus.

Suche nach regionalen Partnern für den Erhalt der Bestände

Allein die Barleber Nabu-Gruppe betreut derzeit 900 Obstbäume auf Streuobstwiesen und an Obstbaumalleen im Landkreis Börde. "Wir haben unsere Grenzen erreicht, haben uns vielleicht sogar übernommen. Unser Bemühungen reichen nicht aus, um den Verfall dieser Kulturlandschaft bei uns in der Börde aufzuhalten", betonte Ploege. "Deshalb suchen wir Mitstreiter für den Erhalt der Bestände in der Fläche. Mögliche Partner sind Landschaftspflegeverbände, Privatpersonen, Landwirte, Interessenverbände. Und Gemeinden."

Der Wirtschaftsausschuss Hohe Börde setzte sich dafür ein, die Möglichkeit sogenannter Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den Erhalt des Streuobstbestandes im Gemeindegebiet zu nutzen. Solche Maßnahmen verlangt der Gesetzgeber bei baulichen Eingriffen in die Natur und Landschaft.

"Allein Nachpflanzungen ohne anschließende Pflege bringen nichts. Vor allem der für Obstbäume wichtige Spezialschnitt ist unerlässlich. Schön wäre es, wenn sich vier Nachbargemeinden bereit erklären, gemeinsam einen Fachmann für Obstbaumschnitt zu finanzieren. Das würde nach unseren Berechnungen insgesamt 24000 Euro, also für jede Gemeinde 6000 Euro pro Jahr, kosten", berichtete Ploege.

Gemeinde soll 6000 Euro für Obstbaumfachkraft einstellen

Den Faden nahm Ausschussmitglied Rolf Zimmermann auf und stellte den Antrag, für ein solche Fachkraft, in den Haushaltsplan der Hohen Börde für 2015 6000 Euro einzustellen. "Mit diesen Mitteln kann mit gewährleistet werden, dass durch regelmäßige und fachgerechte Betreuung und Pflege ein regionaltypisches Kulturgut, das vom Standpunkt der Sorten- und Artenvielfalt einmalig ist, nachhaltig gesichert und geschützt wird."

Der Wirtschaftsausschuss stimmte einmütig zu und empfahl die Mitfinanzierung für die Beschlussfassung im Gemeinderat.