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Anlaufstelle in der Wolmirstedter Bahnhofstraße wird gut angenommen Beratung zeigt Wege aus der Sucht

Von Gudrun Billowie 07.12.2010, 05:18

Karoline Lindemann betreut seit 2009 die Wolmirstedter Außenstelle der Drogen- und Suchtberatung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Nach telefonischer Terminvereinbarung bekommen Hilfesuchende in der Bahnhofstraße Unterstützung.

Wolmirstedt. "Die Betroffenen, die zu uns kommen, sind zwischen 13 und 70 Jahre alt", sagt Karoline Lindemann. Das Alter der meisten Hilfesuchenden liegt jedoch zwischen 30 und 50 Jahren und sie leiden seit vielen Jahren unter Alkoholsucht. "Es dauert oft sehr lange, bis Betroffene erkennen, dass sie ein Problem haben, mit dem sie allein nicht mehr fertig werden", weiß die Suchtberaterin, "oft müssen sie erst ganz unten sein".

Das heißt: die Arbeit ist weg, der Führerschein entzogen, die Schulden drücken, die Ehe ist im Eimer und die Kinder wenden sich ab. Ärzte, Familienangehörige, manchmal auch Mitarbeiter der Arbeitsagentur weisen den Weg in die Bahnhofstraße. Dennoch, das Prinzip der Suchtberatung beruht auf Freiwilligkeit. "Manche werden von ihren Ehepartnern zu uns gedrängt", weiß Karoline Lindemann, "bei diesen Menschen braucht es oft lange, bis sie einsehen, dass sie krank sind."

Karoline Lindemann ist 24 Jahre alt. Wird sie akzeptiert? "Das Alter ist bisher noch kein Hindernis gewesen", gesteht sie, "eher, dass ich keine Drogenerfahrungen habe. Da sagen die Leute schon mal, ich weiß nicht, wovon Betroffene reden." Helfen kann sie trotzdem, nämlich an die zuständigen Stellen verweisen. "Zuerst müssen sich die Betroffenen einer Entgiftung unterziehen. Im Idealfall folgt eine Therapie." Im Anschluss können Betroffene eine sechsmonatige Nachsorge in der Beratungsstelle in Anspruch nehmen.

Starke Kinder sind seltener abhängig

Alkoholsucht ist bei weitem nicht die einzige Sucht. Manche sind dem Cannabis verfallen oder den Spielautomaten. "Manchmal kommen nicht mal die Betroffenen selbst, sondern die Angehörigen", sagt Karoline Lindemann. Eltern längst erwachsener Kinder sogar. "Wir müssen ihnen dann klar machen, dass sie den Süchtigen nicht ändern können, wohl aber lernen müssen, selbst zurecht zu kommen." Bei minderjährigen Kindern sind die Eltern selbstverständlich in der Verantwortung.

Am besten ist es natürlich, wenn Kinder gar nicht erst in die Sucht rutschen. "Wir gehen auch in Kindergärten und Schulen", erzählt Karonline Lindemann. Dort gehe es nicht vordergründig um Sucht, sondern darum, die Kinder stark zu machen. "Das heißt, wir zeigen ihnen, wie sie mit Gefühlen wie Trauer, Wut und Einsamkeit umgehen können und machen sie damit stark. Starke Kinder sind weniger suchtgefährdet."

Der Erfolg beginnt bei kleinen Veränderungen

Nicht immer sind die Bemühungen von Drogen- und Suchtberatern von Erfolg gekrönt. Aber was heißt eigentlich Erfolg? Karoline Lindemann überlegt. "Ich sehe als Erfolg meiner Arbeit, wenn jemand Veränderungen zeigt. Wenn beispielsweise jemand einsieht, dass er krank ist und Hilfe braucht." Durch die Rückkehr zur sechsmonatige Nachsorge in ihre Beratunsstelle fallen Karoline Lindemann oft auch ganz große Veränderungen auf. Manch Schweigsamer redet nach der Therapie wie ein Buch.

Die Sucht- und Drogenberatung ist kostenlos. Mit einer Ausnahme. "Hat jemand seinen Führerschein verloren und muss zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU), bereiten wir auch darauf vor. Das ist kostenpflichtig." Anmeldungen zur Drogen- und Suchtberatung unter der Telefonnummer (03 9 04) 6 56 84.