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Politischer Weg wird eingeschlagen : Stiftungsrat Gedenkstätten wendet sich an das Bundesministerium Ist Walbecker Turm der letzte seiner Art?

Von Marita Bullmann 25.11.2009, 05:52

Der Grenzturm muss in Walbeck bleiben, und er muss wieder aufgebaut werden, war das Ergebnis der Beratung gestern Nachmittag. Deshalb wird sich die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt jetzt an den Bund wenden. In Sachsen-Anhalt stehen nur noch sechs Grenztürme, und der Walbecker ist wahrscheinlich der einzige seiner Bauart.

Walbeck. Ganz genau weiß es Dr. Elisabeth Rüber-Schütte, Referatsleiterin im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle, nicht. Doch sie vermutet, dass dieser rechteckige Grenzturm bei Walbeck der einzige seiner Art in Sachsen-Anhalt sein könnte, der noch vorhanden ist. Dr. Rüber-Schütte kam gestern in Vertretung für ihre Kollegin Annegret Haseley zu der Beratung nach Walbeck.

Ein Potsdamer hatte den Walbecker Grenzturm von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ( BImA ) gekauft und ihn abbauen lassen. Anfang Oktober sollte er abtransportiert werden, doch der Walbecker Bürgermeister Martin Herrmann schlug Alarm, der Abtransport wurde gestoppt ( Volksstimme berichtete ).

Nur noch sechs Türme stehen an der früheren Grenze in Sachsen-Anhalt, und auch in den Nachbarbundesländern sei bereits sehr viel abgerissen, gab Dr. Rüber-Schütte zu bedenken. Dabei wird gerade über ein europäisches Kultur Label Eiserner Vorhang nachgedacht. Das Landesamt für Denkmalpflege plane sogar, die Grenze abzugehen, um sich einen exakten Überblick zu verschaffen, was noch vorhanden ist. Der Abbau des Walbecker Turmes sei auf alle Fälle ein Verstoß gegen das Denkmalschutzgesetz.

Rüdiger Erben, Vorsitzender des Stiftungsrates Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, bezeichnete es zudem als politisch unsensibel, gerade im 20. Jahr nach der Grenzöffnung dieses Denkmal abzubauen. Er wird sich als Vorsitzender des Stiftungsrates an das Bundesfinanzministerium wenden, dem die BImA untersteht. " Man kann Verträge auch rückabwickeln ", erklärte er. " Wir bekommen alljährlich vom Bund Geld für die Gedenkstätten in Marienborn und Hötensleben. Da macht es keinen Sinn, einen Turm zu entfernen, der gar kein Geld kostet. "

Martin Krems, Mitglied des Gemeinderats in Walbeck und Pressesprecher im Innenministerium, hatte einen Vertreter der BImA zu der gestrigen Beratung eingeladen. Doch die Anstalt hatte nur schriftlich erklärt, für sie sei der Kaufvertrag wirksam. Der BImA sei nicht bekannt gewesen, dass der Turm unter Denkmalschutz steht. Der Käufer habe den Turm bereits weiterverkauft. Ein Antrag zur Wegnahme des Turm sei gestellt, der sei noch nicht entschieden, daher sehe die BImA keinen Gesprächsbedarf. Hier werde eine nachträgliche Legalisierung der Zerstörung versucht, erklärte Krems. Jeder private Käufer muss Gesetzlichkeiten prüfen, das gelte umso mehr für eine Einrichtung des Bundes. Die Bundesanstalt hatte in den Kaufvertrag geschrieben, der Turm müsse abgebaut werden.

Bürgermeister Martin Herrmann kann die Dreistigkeit immer noch nicht fassen. Der Käufer hatte sich im Februar dieses Jahres an die Gemeinde gewandt und 10 000 Euro für den Grenzturm geboten. Er habe ihm mitgeteilt, dass der Turm ein Denkmal sei und der Gemeinde nicht gehöre, sagte Herrmann. Der Käufer habe also gewusst, dass es sich um ein Denkmal handelt. Um so größer war der Schock, als die BImA den Turm mit der Auflage verkaufte, ihn bis Ende September abzureißen. Der Turm müsse wieder aufgebaut werden, bekräftigte er. Die Gemeinde sei bereit, dann den Grund und Boden zu erwerben und für ein ordentliches Umfeld zu sorgen. Den Turm zu kaufen, sehe der Gemeinderat aber nicht ein.