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Musikprojekt an der Walternienburger Grundschule beschäftigt sich mit John Cage Erst Mikado, dann wird Musik zum Zirkus

Von Petra Wiese 24.04.2013, 03:14

Mit John Cage beschäftigten sich die Viertklässler der Walternienburger Grundschule in ihrem Musikprojekt. Der Orchestermusiker Thomas Fichtner lud die Schüler zum Musikzirkus ein.

Walternienburg l "Zu Besuch bei John Cage" waren die Mädchen und Jungen der 4. Klasse der Walternienburger Grundschule gestern. Diesen John Cage brachte ihnen der Orchestermusiker Thomas Fichtner von der Anhaltischen Philharmonie näher. Zum ersten Mal war der Geiger damit in Walternienburg. Das Workshopangebot gibt es seit dem vergangenen Jahr. "Da wäre John Cage 100 Jahre alt geworden", so Thomas Fichtner, der es angemessen fand, mal ein wenig über ihn unters Volk zu bringen.

Auf jeden Fall ist dieser John Cage - verrückt und genial gleichermaßen - etwas für Kinder. "Er hat Kompositionsmethoden entwickelt und angewandt, die mit Kindern einfach umzusetzen sind", erklärte es der Musiker. Zufall habe bei ihm eine große Rolle gespielt, so Fichtner weiter. Da passte es unbedingt, die großen Mikado-Stäbe auszupacken, die, wenn sie fallen, sich ganz zufällig verteilen. Und die Bewegung der Stäbe kann man haltbar machen.

Was für außenstehende Erwachsene vielleicht ein wenig skurril anmutet, ist für die Kinder leicht nachvollziehbar. Auch den Vortrag über "nichts" verfolgten die Schüler gespannt. Fichtner blieb ganz nah an der Biografie Cages, in der verrückte Ideen zu Hauf zu finden sind.

Ein Teil des Workshops bildete schließlich der Musikzirkus, angelehnt an das große Projekt von Cage, das er mehrfach in Amerika inszeniert hat. Das Prinzip ist einfach: alles was greifbar ist, gleichzeitig musizieren lassen. Und so durften die Kinder ihre mitgebrachten Instrumente hervorholen: die Trommeln, die Flöten. Nicola packte ihre Geige aus, Moritz holte das Saxophon hervor. Die Flöten spielten das Kuckuckslied, die Trommeln ließen es alá Queen rocken und bekamen drei Sängerinnen dazu. Moritz durfte sein Weihnachtslied spielen, dazu kam ein gesungenes Frühlingslied, "Alle meine Entchen" auf der Blasharmonika und als Krönung die "Lila Wolken" vom Handy. Was für ein Musikzirkus!

Für alle, die noch nie etwas von John Cage (1912 - 1992) gehört haben: Er war ein US-amerikanischer Komponist und Künstler. Mit seinen mehr als 250 Kompositionen, die häufig als Schlüsselwerke der Neuen Musik angesehen werden, gilt er als einer der weltweit einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Hinzu kommen musik- und kompositionstheoretische Arbeiten von grundsätzlicher Bedeutung. Cage gilt als Schlüsselfigur für die Ende der 1950-er Jahre entstehende Happeningbewegung und als Anreger für die Fluxusbewegung und die Neue Improvisationsmusik. Er betätigte sich als Maler und befasste sich mit Mykologie.