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Zerbster Wahrzeichen durch Unfall von der Säule gefallen Butterjungfer auf dem Pflaster

Von Thomas Drechsel 26.10.2010, 04:18

Die Zerbster Butterjungfer ist gestern früh von ihrer Säule gefallen. Ein Auto war dagegen gefahren, die über 30 Kilogramm schwere Figur und der Säulenkopf, mit dem sie verschraubt war, fielen aus sieben Metern Höhe auf das Marktpflaster. Verletzt wurde niemand. Die Figur ist beschädigt, das weitere Vorgehen noch unklar. Der Säulenkopf hingegen befindet sich bereits zur Reparatur bei Tischlermeister Volker Pietrek.

Zerbst. Nein, das hätte er sich auf keinen Fall gedacht oder gewünscht. "Nutzt aber nichts, jetzt ist es passiert, und nun müssen wir das reparieren." Tischlermeister Volker Pietrek nimmt den Unfall von gestern früh, in dessen Folge die Zerbster Butterjungfer und ihr eichenhölzernes Säulenpostament neben dem Kofferraumdeckel des Verursachers die schwersten Schäden erlitten, mit einigem Humor. Die gesamte, rund sieben Meter lange Säule warjüngst monatelang in Pietreks Tischlerei zu Gast, wurde hier restauriert und fachgerecht gelagert – denn auf dem Markt wurde gebaut.

Am 27. August kehrte dann die Butterjungfer unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf ihren Stammplatz zurück. Schick war sie, neu vergoldet und tadellos glänzend. Normalerweise verbringt die gütige Lady aus dem Mittelalter nach solcher Verjüngungskur Jahrzehnte auf ihrer Säule.

Normalerweise. Denn wie bereits vor rund 30 bis 40 Jahren wurde sie gestern von einem Kraftfahrzeug aus der Ruhe gerissen. Der junge Mann wollte wenden und setzte rückwärts gegen die frisch sanierte Butterjungfersäule. Der Ruck dürfte sich in sieben Metern Höhe zu einem deutlichen Schlenker potenziert haben. Die Figur verlor jede Trägheit und zerrte mitsamt den darunter befindlichen Einzelteilen der Säulenspitze – das Säulenkapitel mit vergoldetem Blattwerk, dem Kupferteller gegen Regen von oben und weitere Teile – mächtig an den drei 30 Millimeter starken Holzdübeln, mit denen Säule und Säulenkopf verbunden waren.

Glücklicherweise befand sich zu der Zeit – der Unfall geschah gegen 9.30 Uhr – außer dem Verursacher niemand unterhalb der Säule. Und auch er hatte Glück im Unglück, wird er von der niedergehenden Butterjungfer verschont.

Die Reparaturen am Holz werden vorsichtig auf rund 3000 Euro geschätzt. Wer bezahlen muss, wird sich noch klären. Völlig offen ist, was mit der Figur geschieht. Das Oberteil ihres Geldsäckchens ist abgebrochen, das Holz muss repariert und teils neu vergoldet werden. Volker Pietrek kalkuliert vorsichtig acht Wochen dafür ein. Und ob man dann "tatsächlich dort hinauf kann, um den Säulenkopf wieder auf der Säule anzubringen, zu verdübeln und zu verleimen, müssen wir auch erst mal abwarten."