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Bürgerinitiative ist gegen neues Vorranggebiet zwischen Güterglück, Gödnitz und Walternienburg Statt kreisender Windräder Tourismus weiter entwickeln

Von Daniela Apel 30.10.2010, 06:18

Zwischen Güterglück, Gödnitz und Walternienburg soll eine rund 200 Hektar große Fläche als Windvorranggebiet ausgewiesen werden. Ob es tatsächlich dazu kommt, entscheidet die Regionalversammlung der regionalen Planungsgemeinschaft Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg am 12. November. Derweil hat sich in Güterglück eine Bürgerinitiative gegründet, die gegen das Vorhaben ist. Statt kreisender Windräder möchte sie die touristischen Potenziale der Region entwickeln.

Güterglück. Windräder bringen eine Verschlechterung der Lebensqualität mit sich. Davon ist Katrin Sadurski überzeugt und mit der Ansicht steht die junge Frau nicht allein da. Rasch fand sie Gleichgesinnte, die gegen einen Windpark zwischen Güterglück, Walternienburg und Gödnitz sind. Der ersten Zusammenkunft in der vorigen Woche folgte am Donnerstagabend die zweite. 18 Frauen und Männer nahmen an dem Treffen in der Gaststätte "Ossi‘s Lokschuppen" teil. Neben Bürgern aus den betroffenen Dörfern war der Güterglücker Ortschaftsrat beinahe vollständig vertreten. Ortsbürgermeister Lutz Voßfeldt hätte auch gern teilgenommen, saß zur gleichen Zeit jedoch in der Versammlung des Abwasserzweckverbandes.

"Diese Windkraftanlagen gehören woanders hin", erklärte Hans-Georg Brosig. Nicht in einem so dicht besiedelten Gebiet wie dem Zerbster Land, sondern draußen auf dem Meer, wo sie am wenigsten Schaden machen, sollten sie errichtet werden, meinte er. Stattdessen könnte es passieren, dass in naher Zukunft gut 140 Meter hohe Windräder auf einem Streifen zwischen Gödnitz und Güterglück stehen. "Die am Stiefelknecht sind Zwerge dagegen", bemerkte Brosig. Dass sie "richtig Krach machen", wusste Thomas Garn zu berichten. "Es geht nur noch ums Geld und man kann mit Energie viel Geld verdienen", bedauerte er.

Neben dem Biosphärenreservat Mittelelbe hätten sie den Elberadweg direkt vor der Tür, gab Hans-Georg Brosig zu bedenken, dass es vor Ort andere Pfründe gibt, die genutzt werden sollten. "Da ist ein Pflänzchen gewachsen", blickte er auf die mit Fördergeldern ausgebaute Radwegestrecke, die mittlerweile jedes Jahr zahlreiche Touristen in die Region führt. "Das touristische Konzept sollte weiterentwickelt werden und zwar angelehnt an die Bahnstrecke Güterglück-Barby", schlug Brosig vor. Zum Beispiel könnte man die stillgelegte Strecke als Radweg ausbauen. Auch an das Angebot einer Draisinenfahrt dachte er. Perspektivisch warf er ebenfalls die Idee eines Skaterparks oder einer Crossgolf-Anlage in den Raum. Dabei war Hans-Georg Brosig durchaus klar, dass solche Projekte nicht von heute auf morgen zu realisieren sind. Doch genauso sicher war er sich, dass man sich mit der Errichtung von Windkraftanlagen solche Entwicklungsmöglichkeiten verbaut. Die übrigen Anwesenden stimmten ihm da zu.

Zusammen überlegte die Runde, wie sie verhindern kann, dass unmittelbar vor ihrer Haustür ein rund 200 Hektar großes Areal als Windvorranggebiet ausgewiesen wird. "Der Plan ist, einen offenen Brief an den Zerbster Stadtrat zu schreiben. Wir wollen die Stadträte auffordern, sich hinter uns zu stellen", erläuterte Katrin Sadurski.

Zudem soll in der nächsten Woche eine Unterschriftenaktion starten. Die Mitglieder der Bürgerinitiative werden herumgehen, um Unterschriften gegen den Windpark und für die Entwicklung der touristischen Potenziale der Region zu sammeln. Auch an öffentlichen Orten, in Geschäften und Arztpraxen, werden Listen ausgelegt, in denen sich jeder eintragen kann.

"Vielleicht kriegen wir die Bauern wieder mit ins Boot", überlegte Thomas Mücke. Doch das wurde stark bezweifelt. Für die Landwirte sei es kein Minus-Geschäft, wenn Windräder auf den von ihnen bewirtschafteten Äckern stehen, hieß es. Und für den Eigentümer der Flächen sei es lukrativ, sagte Katrin Sadurski. Pro Windrad würden 15 000 bis 25 000 Euro pro Jahr gezahlt, nannte Thomas Garn Summen.

Wie er ausführte, könnten die Gänse, die in der Region rasten, ein Argument gegen den Windpark sein. "Sie brauchen einen breiten Korridor zum Starten und Landen." Das in Lübs brütende Seeadlerpaar indes helfe ihnen wohl nicht weiter. "Es wäre schön, wenn man einen Fachmann hat, der sich mit Vögeln auskennt", so Brosig. Ein solcher soll nun gesucht werden. "Wir haben in Güterglück auch Fledermäuse", warf Udo Lindemann noch ein. So wurden verschiedene Ansätze zusammengetragen.

Die Bürgerinitiative trifft sich am nächsten Donnerstag wieder ab 19 Uhr in "Ossi‘s Lokschuppen" in Güterglück.