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Wohnungsunternehmen in Burg, Genthin und Zerbst realisieren Projekte "Altersgerechtes Wohnen" / Studie: Bedarf wesentlich höher als das Angebot

Von Steffen Reichel 03.11.2010, 05:18

Mit Fördermitteln setzen die großen Wohnungsunternehmen der Region Projekte für altersgerechtes Wohnen um. Doch der Bedarf an seniorengerechtem Wohnraum ist längst nicht gedeckt und wird durch die demografische Entwicklung weiter steigen, sagen Experten.

Burg/Genthin/Zerbst/Parey. Wenn die Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften der Region Häuser für altengerechtes Wohnen neu bauen oder umbauen, gibt es immer viel mehr Bewerber als in diesen Häusern zu vergebende Wohnungen. Damit bestätigt sich scheinbar eine Studie, die die Verbände der Bau- und Immobilienwirtschaft gemeinsam mit der IG Bau kürzlich vorgelegt haben: Bereits in 15 Jahren, so heißt es darin, würden im Landkreis Jerichower Land 2340 altengerechte Wohnungen benötigt. Die bisherigen Anstrengungen der Wohnungsunternehmen erscheinen damit wie der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein – dennoch konnten mit eingeworbenen Fördermitteln, ohne die sich solche Projekte für die Unternehmen meist nicht realisieren lassen, Akzente gesetzt werden, auch städtebaulich.

In Burg will die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) bis Ende des Jahres 22 altengerechte Wohnungen an die Mieter übergeben. Das Projekt "Wohnen 55plus" kostet 2,2 Millionen Euro, davon sind 950 000 Euro Fördermittel. Das neue Quartier, das auch über einen Gemeinschaftsraum verfügen wird, grenzt an den Burger Markt. Um Baufreiheit zu schaffen, wurden Plattenbauten aus DDR-Zeiten abgerissen.

Auch in Zerbst standen am historischen Markt Plattenbauten. Der Umbau zum "Generationenhaus", unter anderem mit 44 barrierefreien Wohnungen, wurde in diesem Jahr abgeschlossen. Die kommunale Bau- und Wohnungsgesellschaft Zerbst (BWZ) investierte fünf Millionen Euro, davon 1,4 Millionen Euro Fördermittel.

Auch die Städtische Wohnungsbaugesellschaft Genthin (SWG) konnte in diesem Jahr ein Haus für altengerechtes Wohnen übergeben. In einem gewachsenen Wohngebiet mit Miets- und Einfamilienhäusern wurden in einem leer stehenden Wohnblock 22 altengerechte Wohnungen nebst drei Treppenhäusern, Fahrstuhl, Laubengängen, Balkonen und Gemeinschaftsräumen geschaffen. Wie für das Burger Projekt wurden inklusive Fördermitteln (hier 790 000 Euro) 2,2 Millionen Euro ausgegeben. Ebenfalls im Genthiner Süden hat auch die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft "Frohe Zukunft" ein Projekt für altengerechtes Wohnen realisiert. Auf den Grundmauern einer alten Kaufhalle entstanden fünf altengerechte Wohnungen mit Reihenhauscharakter sowie Gemeinschaftsräume für das Wohngebiet "Gröblerstraße".

Während man bei der Genthiner SWG einen Antrag auf Fördermittel für ein zweites Projekt "Altersgerechtes Wohnen" mit 21 Wohnungen in der Schublade hat – als Standort für den Neubau für 1,8 Millionen Euro ist ein SWG-Grundstück vorgesehen, auf dem 2005 ein unsanierter Wohnblock abgerissen worden war –, scheint der Bedarf für altengerechtes Wohnen in den ländlicheren Gemeinden geringer als in Burg, Zerbst oder Genthin zu sein.

Die Pareyer Wohnungsbaugesellschaft (PWG) verfügt bereits seit dem Jahr 2000 über einen Neubau mit 14 alten- bzw. behindertengerechten Wohnungen in Parey. "Das Haus ist zwar voll vermietet, eine Warteliste haben wir allerdings nicht, so dass weitere solche Projekte bei uns nicht auf der Tagesordnung stehen", sagt Wilfred Kahle, Geschäftsführer der PWG.

Kahle hat die Erfahrung gemacht, dass sich Mieter sehr schwer tun, aus ihrer angestammten Wohnung in eine altengerechte Wohnung zu wechseln, solange sie noch einigermaßen mobil sind. Erst wenn gesundheitliche Probleme auftreten, gebe es die Bereitschaft, in eine andere Wohnung zu wechseln, auch um das Pflegeheim zu vermeiden.