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Feuerwehrmann Hans Wink will kürzer treten - die Feuerwehrwettbewerbe bleiben weiter in seiner Hand "Den Pieper habe ich jetzt beiseite gelegt"

Von Petra Wiese 30.05.2014, 03:17

Der Jütrichauer Kamerad Hans Wink überließ Jüngeren im Kreisfeuerwehrverband seinen Posten. Doch nicht nur mit Wettkämpfen hat er weiter genug zu tun.

Jütrichau l "Jetzt habe ich den Pieper beiseite gelegt", sagt Hans Wink. Mit 65 sei die Zeit einfach erreicht, einen Schlussstrich zu ziehen. Im März feierte der Jütrichauer Geburtstag, schied zum Ende des Monats aus dem Berufsleben aus. Doch bis dahin gehörte er zur operativen Einsatztruppe seiner Ortsfeuerwehr. Einer von sehr wenigen Kameraden, die in dem Alter tatsächlich noch aktiv mit zu Einsätzen ausrücken.

Auch aus der Arbeit im Kreisfeuerwehrverband Köthen/Zerbst-Anhalt hat sich Wink zurückgenommen. Ebenso planmäßig wie der Kamerad Siegfried Schellin seinen Vorsitz nach der ersten Amtsperiode abgab, tat Wink es mit dem Posten des Stellvertreters. Schellin war es auch, der Wink mit ins Boot geholt hatte, "um mit dem Verband in Gange zu kommen". Wink sah die Chance, seine Kameraden in dem neuen Verband vertreten zu können, wollte Probleme hinein- und hinaustragen. Was er bedauert ist, dass es nicht gelungen ist, das Stimmrecht für alle Mitglieder der Feuerwehr durchzusetzen, sowohl in den Ortswehren, als auch auf Landesebene. Warum sollten zum Beispiel nur aktive Kameraden den Wehrleiter wählen?

Dem Kreisfeuerwehrverband bleibt Hans Wink weiter erhalten. Er wird sich auch in Zukunft als Leiter der Fachgruppe Wettbewerb um die Feuerwehrausscheide kümmern. Eine weitere Aufgabe, die Hans Wink jetzt abgegeben hat, ist die Ausbildungsleitung im Verbund Zerbst-Jütrichau, die er seit Zusammenlegung der Abschnitte ausfüllte. Jetzt sind Jüngere an der Reihe, so Wink. Als Kampfrichter wiederum will er weitermachen. Auf Landes- und Bundesebene kann er eingesetzt werden. Vor zwei Jahren war er beispielsweise bei der international besetzten Weltmeisterschaft im Löschangriff nass und anderen Disziplinen in Cottbus als Beobachter dabei, als Kampfrichter zuletzt bei Wettkämpfen auf Landesebene.

Hans Wink stammt aus einer Umsiedlerfamilie, die es in die Region verschlug. Mit der Heirat 1972 zog Wink zu seiner Frau nach Jütrichau. 1975 trat er in die Feuerwehr ein. "Eigentlich war ich nicht feuerwehrvorbelastet", erinnert er sich. Der damalige Wehrleiter Heinz Stange sprach ihn an. Nach entsprechender Qualifizierung übernahm er schon zwei Jahre später die Aus- und Weiterbildung in der Feuerwehr. 1978 wurde in Jütrichau die Arbeitsgemeinschaft Junge Brandschutzhelfer gegründet, die Wink von da an ebenfalls leitete.

"Es hat Spaß gemacht", blickt der Jütrichauer heute auf die Anfänge sowohl der Ausbildungsarbeit mit den Kameraden als auch mit dem Nachwuchs zurück. Pakendorf und Wertlau gehörten dazu, viele Ausbildungen und Schulungen wurden gemacht. Dass von den Kindern und Jugendlichen heute noch einige in der Feuerwehr aktiv sind und auch höhere Funktionen übernommen haben, freut den nunmehr Alterskameraden, der stellvertretender Wehrleiter in Jütrichau war und auch einmal für etwa eineinhalb Jahre als Wehrleiter eingesetzt wurde.

Wink, der sich vom Gruppen-, über den Zugführer, Leiter einer Feuerwehr, Verbandsführer bis zur Stabsarbeit qualifizierte, war Abschnittsleiter Güterglück, später für das Gebiet Steutz bis Güterglück, wozu auch Zerbst gehörte. Mit der Bildung der Verwaltungsgemeinschaften kamen Bereiche dazu, andere Teile fielen weg. Auf Grund der kommunalpolitischen Strukturen musste es schließlich einen Gemeindewehrleiter in der VG Zerbster Land geben. "Das war eine schwere Zeit", so Wink, der auf einmal eine ganze Reihe Feuerwehren "am Hals hatte". Den Posten hatte es vorher noch nicht gegeben, und die Wehren waren skeptisch. Heute wäre alles selbstverständlich, vergleicht Wink den Gemeindewehrleiter mit dem Stadtwehrleiter. Als die Eingemeindung der Dörfer nach Zerbst vollzogen war und der Stadtwehrleiter gewählt wurde, stellte sich Hans Wink nicht zur Wahl. Zu der Zeit kämpfte er mit gesundheitlichen Problemen.

Bis zur Wende war Hans Wink, der einen Meisterbrief als Maurer und Feuerungsbauer hat, im Hydrierwerk Rodleben beschäftigt. Nach der Wende konnte der Jütrichauer als Ausbilder und Sozialpädagoge, die entsprechenden Ausbildungen hatte er absolviert, an den Berufsbildenden Schulen in Dessau arbeiten. Weitere Stationen waren das Bauamt der VG Zerbster Land, dann das Bauamt der VG Elbe-Ehle-Nuthe, bis er als Angestellter bei der Stadtverwaltung Zerbst im Bereich Kitas landete und schließlich beim Albert-Schweitzer-Familienwerk die vergangenen drei Jahre direkt in der Kita Benjamin Blümchen in Zerbst tätig war. "Einen schönen Abschied haben sie mir dort bereitet", so Wink.

Sein Engagement für die Feuerwehr und dazu kommt das im Stab für besondere Ereignisse und in der Wasserwehr, die Hans Wink seit deren Gründung leitet, war und ist durchweg ehrenamtlich. Schon zu DDR-Zeiten gab es dafür Verdienstmedaillen, Ehrenspangen für die Kampfrichtertätigkeit, das Ehrenkreuz der Stufe II des Landes Sachsen-Anhalt und jetzt bei der jüngsten Verbandstagung des Kreisfeuerwehrverbandes Köthen/Zerbst-Anhalt im April den Ehrenstern des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt in Bronze.

Der Kamerad Wink ist sonst derjenige, der Auszeichnungen verteilt. Die Pokale für den Feuerwehrausscheid um den Pokal des Bürgermeisters der Stadt Zerbst, der im Rahmen der 800-Jahr-Feier von Jütrichau am 14. Juni ausgetragen wird, stehen schon in seinem Arbeitszimmer. Wink organisiert nicht nur den Wettkampf, er ist auch sonst in die Festvorbereitungen seines Dorfes eingebunden. Die Feuerwehr präsentiert sich auf dem Festplatz, macht Werbung in eigener Sache.

Die Feuerwehr steht und fällt mit ausreichend qualifiziertem Personal. "Wir haben eine gute Feuerwehr mit einem guten Ausbildungsstand in Jütrichau", kann Wink sagen. "Wir müssen uns bemühen, den Nachwuchs, den wir haben, zu übernehmen", sieht er in wenigen Jahren Probleme mit den Einsatzkräften voraus, wenn er den Altersdurchschnitt der Kameraden und die demografische Entwicklung betrachtet. Auch das Gerätehaus in Jütrichau ist eine solide Sache. Wink erinnert sich an das kleine Gerätehaus, in dem ein kleiner Hänger stand ... Es wurde angebaut, umgebaut, viel Eigenleistung hineingesteckt. Auch nach der Wende sei das noch so gewesen - "da hängt man dran".

Den Zusammenhalt der Feuerwehren soll auch der Kreisfeuerwehrverband fördern. Einiges haben Schellin und Wink dafür getan. Was die neugebildeten Ausrückeverbände angeht, ist Hans Wink allerdings kein Verfechter: "Das kann nur eine Notlösung sein." Die Einsatzbereitschaft der Kameraden am Tage lasse viele Fragen offen. Auch sieht er, dass immer wieder die gleichen Personen bereit sind, an Weiterbildungen teilzunehmen. Dass das FTZ in Zerbst wegrationalisiert wurde, sei nicht dienlich gewesen. Der Aufwand für Ausbildung und Qualifizierungen werde immer größer. Wink kritisiert außerdem, dass heutzutage bei vielen Führungskräften die Leitungsfähigkeit zu vermissen ist. Im Zeitalter von Handy und Internet fehle oft das persönliche Gespräch.

Nun wird sich zeigen, wieviel Zeit Hans Wink, der Otto Reichert aus Bornum als Vorbild, Wegbegleiter und guten Kameraden bezeichnet, als Rentner wirklich hat. Ein bisschen mehr für die Familie, fürs Haus oder doch für die ehrenamtliche Feuerwehrarbeit? "Solange ich lebe, war Frieden und man brauchte keine Not leiden" - das ist es, was für den Jütrichauer am meisten zählt und, dass die Familie gesund ist. Auch wenn Wink nun ein wenig mehr an sich denkt, steht die nächste Generation längst im Feuerwehr-Dienst, Tochter Daniela gehört zur Frauenmannschaft und Schwiegersohn Mario Riedel ist engagierter Jugendwart in Jütrichau.