1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Lebensgefahr für Nichtschwimmer

Immer weniger Kinder lernen vor der Schule schwimmen / DLRG ruft zu mehr Achtsamkeit auf Lebensgefahr für Nichtschwimmer

Von Franziska Ellrich 21.08.2014, 03:13

Wenn dutzende Zweitklässler einmal pro Woche durch die Schwimmhalle toben, wird es mit dem Schwimmen lernenschwierig. Ein Grund, warum immer weniger Kinder schwimmen können. Die DLRG rät zu einem Anfängerkurs - am besten vor der Einschulung.

Zerbst l Günter Benke von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) gibt jedes Jahr Schwimmkurse für die Anfänger in der Zerbster Halle. Seine Erfahrung: "Es werden immer weniger Kinder, die schon mit fünf oder sechs Jahren schwimmen lernen." Ein Großteil der Eltern verlasse sich anscheinend auf den Schwimmunterricht, der auf dem Stundenplan der Zweitklässler steht. "Aber das klappt oft nicht", muss der Rettungsschwimmer regelmäßig feststellen.

In den kurzen Stunden sei eine intensive Betreuung, angepasst auf den jeweiligen Stand der Kinder, gar nicht möglich. Wer schon vor der Einschulung schwimmen lernt, ist klar im Vorteil. Ab fünf Jahren seien die Kleinen dafür bereit. "Auch Vierjährige schaffen das oft schon", räumt Benke ein.

Nicht schwimmen zu können, kann lebensgefährlich werden. "Die Kinder sind in den Freibädern oder am See unterwegs - so schnell kommen die Eltern manchmal gar nicht hinterher und haben die Kleinen nicht im Blick", erklärt Günter Benke. Er ist technischer Leiter der DLRG Ortsgruppe Zerbst-Roßlau und wünscht sich mehr Achtsamkeit. "Die Badegäste müssen sich an die Regeln halten: Hängt die rote Flagge, darf niemand baden, bei der gelben nur die Erwachsenen", erklärt Benke - und spricht von einer schlimmen Saison für die Rettungsschwimmer. Die Zahl der Badetoten - vor allem an der Ostsee - sei in diesem Jahr besonders hoch gewesen.

"Es wird Zeit, dass bei solchen absichtlichen Regelverstößen die Verantwortlichen zur Kasse gebeten werden", sagt Benke. So ein Rettungseinsatz könne zwischen 6000 und 8000 Euro kosten. Anders sei das in Fällen, bei denen der Betroffene unverschuldet in Gefahr gerät. "Wer gerettet werden muss, weil er einen Krampf bekommt und sich an die Regeln gehalten hat, soll natürlich nicht zahlen", so Benke.

Und diese Regeln seien für die Jüngsten besonders wichtig. Wer nicht schwimmen kann, sollte Schwimmflügel tragen. "Das ist besser als ein Schwimmring. Der kann umkippen", so der Rettungsschwimmer. Was für ihn eine "Unsitte" ist: Dass Eltern ihre Kleinkinder mit ins tiefe Becken nehmen. "Rutscht der Säugling aus der Hand stehen die Erwachsenen oftmals so unter Schock, dass sie nicht schnell genug reagieren können." Kommt Wasser in die Lunge, kann das lebensgefährlich werden.

Gegen Eltern, die ihren Kindern selbst das Schwimmen beibringen wollen, hat Benke nichts. Jedoch: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das mit einem Außenstehenden besser klappt." Oft würden die Eltern erst die Arm- und dann die Beinbewegung trainieren. "Das ist die schwierigere Reihenfolge", sagt Benke.