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Julia Bieber absolviert ein FÖJ im Tierheim Ein Faible für die Stubentiger

Von Daniela Apel 04.02.2015, 02:30

Julia Bieber absolviert derzeit ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Zerbster Tierheim. Nach den ersten Monaten zieht die junge Frau ein positives Fazit. Die Arbeit mit den Vierbeinern gefällt ihr. Vor allem schätzt sie den Einsatz fern der Heimat als wichtige Lebenserfahrung.

Zerbst l "Ich kann das FÖJ nur empfehlen", sagt Julia Bieber. Für jeden, der sich ökologisch interessiert oder noch nicht weiß, was er einmal beruflich machen möchte, sei das Freiwilligenjahr genau das Richtige. Für sie selbst stand nach dem Abitur fest, dass sie sich für ein FÖJ bewirbt. Und auch von ihrer Einsatzstelle hatte sie ganz konkrete Vorstellungen. "Ich wollte ins Tierheim oder in eine Tierauffangstation, obwohl mir klar war, dass ich das nicht ein Leben lang machen werde", erzählt die 21-Jährige.

Ihre Suche nach einem freien Platz weitete die junge Frau aus Ratingen deutschlandweit aus - aus rein finanziellen Gründen. In Nordrhein-Westfalen hätte sie sich die Miete mit dem monatlichen Taschengeld und trotz der Zuschüsse nicht ohne weitere Unterstützung leisten können. So stieß sie durch Zufall auf Zerbst. "Es ist keine Großstadt, aber ich fand es ganz süß. Es hat mir hier gefallen", schildert sie ihren ersten Eindruck von der Rolandstadt.

Am 1. September startete ihr FÖJ offiziell. Seither verstärkt Julia das Team des Tierheims in der Biaser Straße. Täglich von 8 bis 16 Uhr ist sie vor Ort, um bei den wichtigsten Tätigkeiten mit anzupacken. Das beginnt beim morgendlichen Füttern. "Gerade die Zubereitung des frischen Fleisches für die Hunde dauert etwas länger", berichtet Julia. Nachmittags erhalten die bellenden Vierbeiner zur artgerechten, ausgewogenen Ernährung noch eine Portion Gemüse.

Momentan jedoch kümmert sich die 21-Jährige hauptsächlich mit um die vielen Katzen. Das umfasst ebenfalls das Säubern der Räume und das Auffüllen der Katzentoiletten mit frischem Streu. Nebenbei sind die Futternäpfe zu reinigen. "Wir haben auch immer viel Wäsche", listet Julia auf. Gewissenhaft erfüllt sie ihre Aufgaben.

"Es macht mir Spaß, vor allem der Kontakt zu den Tieren", zieht sie eine positive Bilanz nach den ersten Monaten. "Ich bin gern hier und werde traurig sein, wenn das Jahr zu Ende ist", ist sich die junge sympathische Frau mit den blau gefärbten Haaren sicher. "Die Monate gehen wahnsinnig schnell rum", bedauert sie.

Zumal sie so manchen Stubentiger schon tief ins Herz geschlossen hat. Berta zum Beispiel, eine "bunte, verrückte Katze", die auf den Arm genommen plötzlich total verschmust war. "Sie wurde vermittelt", erinnert sich Julia lächelnd an die Samtpfote, die so oft auf ihrer Schulter saß. "Da freut man sich natürlich für die Tiere, wenn sie einen neuen Besitzer finden."

Das FÖJ beinhaltet allerdings nicht nur die Arbeit im Tierheim. Regelmäßig finden Seminare statt, die sich jeweils über eine Woche erstrecken. Dort trifft Julia stets auf etwa 40 weitere junge Frauen und Männer, die irgendwo anders ein ökologisches Jahr absolvieren. "Wir haben zwei Betreuerinnen, die supernett sind." Begeistert erzählt Julia nicht nur vom breit gefächerten Themenspektrum, das sich von Öko-Landbau bis hin zum nachhaltigen Konsumverhalten erstreckt. Sie schwärmt ebenfalls von den vielfältigen Aktivitäten. "Wir haben schon den Brocken bestiegen und gelernt, wie man im Wald überlebt." Gekocht werde nur mit Produkten aus biologischem Anbau, wobei sie als Veganerin schon einige neue Rezepte lernte.

Für Julia lohnt sich das FÖJ schon aus dem Grund heraus, "dass man Leute findet, die ähnlich denken." Vor allem jedoch schätzt sie das Freiwilligenjahr als wichtige Lebenserfahrung auf dem Weg zur Selbstständigkeit. "Ich wohne zum ersten Mal allein", erzählt die 21-Jährige, wie sie fernab der Heimat völlig auf sich gestellt ist. "Da reift man schon ziemlich", gesteht sie.

Was ihren zukünftigen Beruf angeht, da ist die Abiturientin immer noch unschlüssig. Momentan schwankt sie zwischen Bauingenieurswesen, Gerichtsmedizin oder Buchhaltung. "Ansonsten schaue ich mal", meint sie.