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"Stadtmauer"-Dritt- und Viertklässler lernen sich im Notfall richtig gegen Fremde zu wehren Angst adé dank Käsebrötchentrick

Von Natalie Häuser 27.03.2015, 02:25

Misstrauisch sein, schnell reagieren und laut auf sich aufmerksam machen: Dieses Rezept soll den jungen Teilnehmern des Sicherheitstrainings auf dem Grundschulhof "An der Stadtmauer" künftig bei Angriffen durch Fremde helfen und schützen.

Zerbst l Laut und kraftvoll ruft Viertklässlerin Carla Richter "Hilfe, die Frau verfolgt mich!" und sucht Schutz bei Toni Hofmann vom Kinder-und-Jugend-Sicherheits-Team. Das Mädchen verhält sich so, genau wie ihre Mitschüler, die das gleiche Rollenspiel trainieren, goldrichtig.

Das Feindbild sind die "Mitschnacker"

Viele solcher Rollenspiele, aber auch theoretisches Wissen rund um Selbstbehauptung und -verteidigung lernten die Gründschüler der Schule "An der Stadtmauer" in dieser Woche bei einem viertägigen Sicherheitstraining mit dem Verein, der dieses Programm zur Prävention von Gewalt und Missbrauch an Kindern und Jugendlichen anbietet. "Mitschnacker" heißen die Feindbilder, wie Sicherheitstrainerin Ellen Hase den Kindern auf spielerische Weise nahe bringt. Immer wieder schafft sie es, die Grundschüler auszutricksen und ihnen so am Beispiel zu zeigen, wie schnell sie sich in eine gefährliche Situation begeben. Schon hat sich ihre Kollegin Jessica Brandt die Drittklässlerin Nele Germann geschnappt, die nichtsahnend an dem auf dem Schulhof geparkten Auto mit geöffnetem Fenster vorbeilief.

"Jetzt kommt gleich der Käsebrötchentrick", mutmaßt Lennert Brodowski aus der 3a. Der Grundschüler kann sich noch gut an das Training im vergangenen Jahr erinnern und beweist in der Folgeübung, dass er sich mit diesem Wissen erfolgreich aus dem Griff von Jessica Brandt befreien kann.

"Ich finde es super, dass wir alle Situationen durchspielen. So merkt man sich die Regeln viel besser", erzählt Carla aus der 4b begeistert. Ellen Hase macht den Kindern immer wieder klar, wie sie sich am schnellsten aus eine Notlage befreien können. "Erwachsene brauchen im Normalfall nie Hilfe von fremden Kindern. Sie können immer einen anderen Erwachsenen fragen", wiederholt die 26-Jährige mehrmals, um die Hilfsbereitschaft der Grundschüler gegenüber Fremden zu bremsen.

"Immer auf euer Bauchgefühl hören. Kommt euch etwas komisch vor, sofort reagieren."

Rucksäcke können ersetzt werden - das Leben nicht

"Stopp, lassen sie mich in Ruhe!" schreit Jeremy Finke KiJu-Teamerin Jessica Brandt an. Das zeigt Wirkung. Der Drittklässler hat damit nicht nur erreicht, dass sie von ihm ablässt, sondern auch die in der näheren Umgebung Passanten auf seine Situation aufmerksam gemacht. Für jedes Erfolgserlebnis gibt es von der Trainingsgruppe einen Applaus.

Nicht nur Erwachsene können für die Grundschüler gefährlich werden. Auch Jugendliche, die zum Beispiel persönliche Dinge wie Schultaschen, Geld oder Ähnliches von den Kindern fordern, sind eine realistische Situation. "Wir sagen den Kindern dann, dass ihre Eltern bestimmt nicht böse sind, wenn sie ihren Rucksack herausgeben.

Schließlich sind sie froh, wenn das Kind heil nach Hause kommt", so Hase. Neben Rollenspielen auf dem Schulhof ging es am Donnerstag in den Klassenzimmern auch um das Thema Internetkriminalität. Dann geht das KiJu-Team unter anderem auf die Fragen "Wie verhalte ich mich in einem Chat?", "Was sind In-App-Käufe" oder auf das Herunterladen von illegalen Downloads ein.