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Winfried Ernst - Hobbyschrauber aus Leidenschaft Von der belächelten "Rennpappe" zum Hingucker-Auto

Von Michaela Schröder 01.09.2014, 03:30

Herrenkrug l Liebhaber, Schrauber und Sammler von Oldtimern sind am Wochenende so richtig auf ihre Kosten gekommen. Beim Ost-Mobil-Meeting Magdeburg (Ommma) wurden eine ganze Reihe von außergewöhnlichen Modellen präsentiert. Der kantige Wartburg, vor allem aber der kleinere Trabant werden inzwischen bei Sammlern und Fachleuten als Oldtimer wahrgenommen. Ob skurril mit Drehleiter, pragmatisch mit Campinganhänger oder als lässig-schickes Cabrio - "Trabanten" aller Art bevölkerten den Großen Cracauer Anger. Aus dem tuckernden Auspuff der Oldies kommen Schwaden mit dem typischen Geruch eines Zweitaktgemischs.

Von der belächelten "Rennpappe" hat sich so mancher betagte "Trabi" zum Hingucker-Auto gemausert, so auch Winfried Ernsts Ostmobil. Der Landsberger ist mit seinem 500er Trabant angereist und hat das Stück sächsischer Wertarbeit für das Treffen der IFA-Freunde Sachsen-Anhalt auf Hochglanz poliert. 100 Kilometer liegen hinter ihm und seinem himmelblauen Ostmobil. Bereits mehrere Pokale hat der 44-Jährige für seinen Trabant im Orginalzustand gewonnen. Die "Pappe" hat er 1990 in einer allten Scheune in Weißenfels gefunden und bis auf die letzte Schraube zerlegt, erzählt Winfried Ernst. Mit geschickten Händen und einer Portion Tüftlerkönnen hat der Landsberger das Schmuckstück wieder zum Laufen gebracht. Fast fünf Jahre hat er gebraucht, um die "Gehhilfe" in ihren Originalzustand wiederherzustellen. Ersatzteile hat er über Internetplattformen ersteigert oder auf Teilemärkten gekauft.

Heute kommt der Trabant nur noch zu besonderen Anlässen aus der Garage. Damit sein "Baby" auch gut läuft, mischt der Hobbybastler selber seinen Sprit, bestehend aus 2-Takt-Öl und Superbenzin. Den Mineralölriesen vertraut Winfried Ernst nicht. Eine Umweltplakette hat sein Gefährt übrigens nicht.

Der 44-Jährige ist Schrauber mit Leidenschaft. Seit seiner Kindheit bastelt er an Autos und Motorrädern. Aus modernen Autos macht er sich allerdings nicht viel. Auf seiner Werkbank werden die PS-Schätzchen der zurückliegenden Jahrzehnte wieder flott gemacht. Seine besondere Leidenschaft sind die Ostmobile. In seiner Garage steht nicht nur der 500er Trabant, sondern auch ein Wartburg 311 und verschiedene Mopeds. Besonders in den Wintermonaten trifft man den Landsberger vorwiegend in seiner Werkstatt. "Meine Frau duldet meine Leidenschaft", erzählt der Autoliebhaber schmunzelnd. Bereits viermal hat Winfried Ernst an der Ommma in Magdeburg teilgenommen. "Hier hat man einfach die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, Fachfragen zu diskutieren und so manch lang gesuchtes Ersatzteil zu finden", so der Landsberger.

Der kultige Treff rund um die Ostmobile lockt Tausende Besucher in den Elbauenpark. Zur Freude der zahlreichen Zuschauer, die sich zwischen den langen Autoreihen umschauten, ist die Vielfalt der Fahrzeuge mal wieder beeindruckend. Die Besucher finden alles, was im Osten gebaut und gefahren wurde. Knapp 300 Trabis, Wartburgs und Ladas sind nach offiziellen Angaben in Magdeburg auch 24 Jahre nach der Wiedervereinigung noch unterwegs.