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Archäologie in Magdeburg Ein Jahrtausend Geschichte freigelegt

Aus dem 12. Jahrhundert dürfte das Pflaster einer Straße stammen, die in
der Baugrube am Breiten Weg in Magdeburg zwischen Haeckel- und Danzstraße
aufgetaucht ist. Bis Ende Oktober wollen die Archäologen hier Licht ins
Dunkel Magdeburger Geschichte bringen.

Von Martin Rieß 17.09.2014, 03:11

Magdeburg l Die Abrissbagger sind abgerückt. Nun haben Archäologen das Sagen an jener Stelle, wo 40 Jahre am Breiten Weg 261 bis 264 ein Wohnblock stand. Grabungsleiter Dr. Gösta Ditmar-Trauth gibt einen ersten Überblick über die Funde: "Die Funde reichen aus der jüngeren Zeit bis weit zurück ins Mittelalter."

Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses stehen derzeit Reste einer Straßenpflasterung. Diese befand sich im Mittelalter noch vor dem Stadttor. Frank Besener ist Grabungstechniker und er sagt: "Es könnte sich um den Breiten Weg handeln, vielleicht aber auch um eine platzartige Struktur in dessen Umgebung, um eine Verbindungsstraße zur Elbe oder die Zufahrt zu einem Grundstück." Die Grabungsarbeiten sollen noch bis Ende Oktober andauern, bis dahin hoffen die Archäologen auf weitere aussagekräftige Ergebnisse. Zwei Schnitte parallel zum Breiten Weg mit einer Länge von je 100 Metern sollen dazu von den vier Archäologen untersucht werden.

Der Querschnitt bis in eine Tiefe von mehr als vier Metern gleicht einem Gemälde magdeburgischer Geschichte. Allein: Die Geheimnisse und Zeichen zu entschlüsseln bedarf mühevoller Kleinarbeit. Jedes Knöchelchen, jede Scherbe, jede Münze könnten Hinweise liefern. Klar ist, wie Gösta Ditmar-Trauth berichtet, dass eine Siedlungsschicht knapp über dem mittelalterlichen Straßenpflaster aus dem 13.Jahrhundert stammt. Humusreste erinnern an das Leben der Menschen, Holzkohlestücke an Brände, Schlackereste an die Metallverarbeitung in der vorindustriellen Epoche. Entscheidend sei es, die Lage der Fundstücke genau zu dokumentieren. Frank Besener sagt: "Eine alte Münze hat für uns beispielsweise ohne das genaue Wissen über ihren Fundort kaum noch einen Wert."

Mit Blick auf den derzeitigen Stand der Grabungen sagt Gösta Ditmar-Trauth: "Dieser alte Straßenbelag dürfte nach unseren derzeitigen Schätzungen im 12. Jahrhundert entstanden sein." Mit weiteren Details hoffen er und seine Kollegen, neue Erkenntnisse über das alte Magdeburg zu gewinnen. "Diese können für Stadtplaner ebenso wie für den Tourismus von großem Interesse sein", nennt der Grabungsleiter Beispiele für den Nutzen ihrer Arbeit.