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Marianne Fritz entführt in einer mongolischen Jurte in die Kunst des Erzählens / Geschichten für Kinder und Erwachsene am Puppentheater "Ich bin keine Vorlese-Oma"

Von Marco Papritz 26.09.2014, 03:07

Buckau l Sie arbeitet ohne ein Buch und Manuskript, sie blickt den Besuchern direkt in die Augen, sie nutzt Wörter und die Fantasie als Instrumente für ihre Kunst: Marianne Fritz ist professionelle Erzählerin und gestaltet die Erzähltheatertage am Ofenfeuer in einer mongolischen Jurte. Die dritte Ausgabe der Reihe am Puppentheater an der Warschauer Straße steht unter dem Titel "Zeit-Geist" und hinterfragt, wie sich Geschichten im Laufe der Zeit verändert haben. Marianne Fritz: "Mich beschäftigt, wie sich Mythen, Geschichten und Erzählungen im Laufe der Zeit verändert haben und die Frage nach deren Bedürfnis."

Für die Besucher bedeutet ein Eintritt in das Rund der Jurte, sich "auf so etwas Einfaches wie eine Erzählerin einzulassen. Aber: Ich bin keine Vorlese-Oma". Ohne technische Hilfsmittel werden die oft jahrhundertealten Geschichten in einem neuen Gewand im Zelt am wärmenden Ofen vermittelt. Die Besonderheit besteht darin, dass sich die Anwesenden direkt ansehen. "Wir haben einander und die Geschichte. Erzählen bedeutet, mit den Menschen zu kommunizieren", so Marianne Fritz. Sie erzähle Geschichten, weil "ich sie liebe". Die 17 Vorstellungen der Aktionstage verbindet eine Dramaturgie - thematisch leiten sie ineinander über.

Das erste Drittel der Theatertage, an denen die Erzählerinnen Uta Linder (Berlin) und Dorothea Nennwitz (Helmstedt) sowie Dramaturg Tim Sandweg (Berlin) mitwirkten, ist vorüber. Das Zwischenfazit ist positiv: "Die Besucher verweilen nicht selten nach den Vorstellungen in der Jurte und kommen miteinander ins Gespräch." Dabei hilft die intime Atmosphäre des ungewöhnlichen Ortes sowie die Erzählungen für Kinder wie Erwachsene wie die vom 1000 Jahre alten Rotkäppchen, die mit Magdeburger Zutaten gewürzt werden. "Sie habe ich erzählt bekommen und sie sind biografisch. Sie bilden einen Kontrapunkt zu den tradierten Geschichten." Damit werden diese in die Gegenwart geholt, was zur Frage nach dem Bedürfnis führt.

In der Galerie M., Schönebecker Straße 21, sind Druckgrafiken und Zeichnungen zu sehen, die zum Programm der Erzähltheatertage entstanden sind.