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Lebendige Magdeburger Festungsgeschichte "In fünf Minuten in einer anderen Welt"

Die Festung lebt. Dort, wo die alten Militärbauwerke überlebt haben,
werden sie mehr und mehr genutzt. Zu Besuch beim neuesten
Rettungsversuch im Ravelin II.

Von Stefan Harter 09.03.2015, 02:31

Altstadt l Meistens nimmt man die Backsteingebäude kaum mehr als das wahr, was sie einst waren: Bestandteile der stärksten Festung Preußens. Über die ganze Stadt verteilt liegen die Forts, Kavaliere und Zwischenwerke, meist zerstört, oft vergraben unter dem Schutzmantel der Geschichte, aber einige Gebäude sind doch bis heute in Benutzung beziehungsweise wurden wieder dafür hergerichtet. Die Festung Mark und die Lukasklause sind die prominentesten Beispiele (siehe Infokasten und Karte).

In den Festungsanlagen an der Maybachstraße soll nun der nächste Festungsort entstehen, der für alle Magdeburger und ihre Gäste zugänglich und nutzbar ist. Seit kurzem ist der Sanierungsverein "Ravelin II" für den gleichnamigen städtischen Teil des Areals zuständig. Die anderen Bauwerke Kavalier 5 und 6 gehören der Bahn beziehungsweise einem Privatmann. Für alle zusammen feilt die Stadt derzeit an einem Rahmenplan, der eine grobe Marschroute für die künftige Entwicklung vorgeben soll. In der vergangenen Woche wurden drei Visionen dafür von einem Planungsbüro vorgestellt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zwischen touristischer, kultureller und kreativer Nutzung schwankten die Konzepte. Welches letztendlich den Zuschlag bekommen hat, steht erst fest, wenn die Verwaltung den Beschluss dem Stadtrat vorlegt.

Jemand, der großes Interesse am Ausgang hat, ist Rüdiger Stefanek vom Sanierungsverein. Mit 30 Mitstreitern war er am Sonnabend im Ravelin zugange. Sie befreiten das Areal von Müll und Buschwerk und durchbrachen eine Mauer, um einen zweiten Zugang als Notausgang zur Kehlkasematte zu bekommen.

Diese wollen sie als Ausstellungsort für die Festungs- und Garnisonsgeschichte der Stadt nutzen und setzen dabei auf Eigeninitiative und Unterstützung von Spendern und Sponsoren. Hilfe gibt es demnächst zum Beispiel von Studenten der Hochschule, die die Anlage mit 3-D-Lasertechnik vermessen wollen, erzählt Stefanek. Vielleicht gehen sie auch noch mit dem Bodenradar auf die Suche nach verborgenen Bauwerken, hofft er. Ähnliche Kooperationen wünscht sich der Verein auch mit Handwerkern, die sie bei ihrem Vorhaben unterstützen können.

Stefanek sieht das größte Potenzial in der Nutzung des Maybach-Areals im Tourismus. "Wir liegen direkt am Hauptbahnhof. Da steigt man aus und in fünf Minuten ist man in einer anderen Welt", sagt er, "und man muss es nicht mal erst ausgraben."

Er sieht den Verein als "kleines Pflänzlein", das über Jahre gedeihen muss. Und auch wenn es 20 oder 30 Jahre dauern sollte. "Wir haben keine Angst davor", erklärt er und verweist auf die vielen jungen Vereinsmitglieder, die die Arbeit fortsetzen werden.

Die nächste Veranstaltung steht bereits fest. Am 11. April heißt es "Frühling im Ravelin" und die alte Festung wird wieder mit Kunst, Kultur, Kabarett und vor allem Leben gefüllt.