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Gleichstellungsbeauftragte Heike Ponitka Schnelle Erfolge gibt es nicht

Gleichstellungsbeauftragte arbeiten in Behörden, Verwaltungen und
Unternehmen. Auch die Stadt Magdeburg hat eine. Womit sie sich
tagtäglich befasst, hat sie der Volksstimme einmal erklärt.

Von Ariane Amann 21.04.2015, 01:22

Magdeburg l Eine Gleichstellungsbeauftragte beschäftigt sich den ganzen Tag mit der Förderung und Durchsetzung der Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern. Das tut sie aber nicht nur für die Verwaltung, sondern auch für die Magdeburger.

Im Rathaus-Beratungsraum breitet Heike Ponitka ihre Unterlagen aus. "Meine Aufgaben als Gleichstellungsbeauftragte sind so vielfältig, dass ich das gar nicht in drei Worte fassen kann", sagt sie. Natürlich gehe es viel darum, die Rechte von Frauen zu wahren. Anfragen zu Themen wie Belästigung am Arbeitsplatz, häusliche Gewalt und Vereinbarkeit von Beruf und Familie bekommt sie aber nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern. "Klar sind es mehr Frauen als Männer. Insgesamt habe ich zu ungefähr drei Vierteln mit Frauen zu tun, aber immerhin zu einem Viertel auch mit Männern", erklärt Heike Ponitka.

Vereine bitten um Hilfe

Neben den Anfragen, die immer wieder im Rathaus eintrudeln, arbeitet Heike Ponitka mit ihrem Team auch regelmäßig mit den Vereinen in der Stadt zusammen und berät sie in Sachen Gleichbehandlung von Männern und Frauen.

Für die Stadtverwaltung ist ihre Gleichstellungsbeauftragte die Ansprechpartnerin, wenn es darum geht, in den städtischen Ämtern und Stellen das "Gender Mainstreaming" durchzusetzen. Hinter diesem sperrigen englischen Begriff verbirgt sich die Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern bei allen Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Weil Männer und Frauen nun einmal unterschiedlich leben und denken, müssten eben bei Entscheidungen oft auch verschiedene Blickwinkel berücksichtigt werden.

Wenn all diese verwaltungstechnischen Aufgaben gerade einmal erledigt sind, kommen noch Fragen zu sexistischer Werbung und fragwürdigen Veröffentlichungen in den Medien dazu: "In letzter Zeit bekomme ich oft Anfragen zu diskriminierender Werbung, in der Frauen in eindeutigen Posen für Telefondienste und Ähnliches werben. Ich habe den Eindruck, dass diese Art Werbung zunimmt, aber auch die Kritik daran wird größer." Wenn sie mit einer solchen Beschwerde konfrontiert wird, schreibt sie an den deutschen Werberat oder den Presserat, je nachdem, ob die diskriminierende Darstellung in der Werbung oder auch in einer Zeitung zu finden war.

Jungen als Erzieher

Auch die Diskriminierung im beruflichen Alltag ist ein großes Thema: "Gerade hochqualifizierte Frauen erleben oft, dass man sie nicht ernst nimmt. Da wird die Oberärzting wegen des weißen Kittels auch mal als `Schwester` angesprochen und die Wissenschaftlerin nach ihrem Vorgesetzten gefragt, den es so gar nicht gibt", bringt Heike Ponitka zwei Beispiele aus der Stadt. Im Jahr 2015, fast 100 Jahre nach der Einführung des hart erkämpften Wahlrechts für Frauen, halte sie sowohl das eine als auch das andere für längst nicht mehr zeitgemäß.

Einen Teil ihrer Zeit widmet Heike Ponitka auch der geschlechterspezifischen Erziehung oder vielmehr deren Aufweichung. "Mal ehrlich, wenn heute ein 16-Jähriger sagt, dass er als Erzieher im Kindergarten arbeiten will, wird er vermutlich von den meisten seiner Altersgenossen ausgelacht. Wir arbeiten mit speziellen Projekten daran, dass sich das ändert", weiß Ponitka.

Und mehr als andere trockene Themen berührt es sie, wenn sich Magdeburger wegen häuslicher Gewalt an sie wenden. Dann kümmert sie sich um Hilfsangebote für die Frau, die Kinder oder auch den Mann. Das Gleichstellungsteam arbeite eng mit der Beratungsstelle ProMann zusammen, die sich hauptsächlich der Arbeit mit Jungen und Männern verschrieben hat. Heike Ponitka weiß auch: "Das Frauenhaus ist immer voll belegt, und es ist erschreckend, in wie vielen Familien Gewalt gegen Frauen oder Kinder stattfindet."

Die Schwierigkeit an Heike Ponitkas Arbeit ist, dass es nicht immer schnelle Erfolge gibt: "Althergebrachte Erziehungsmuster zu überwinden ist zum Beispiel eine sehr langwierige Angelegenheit."

Ausdauer ist wichtig

Einen langen Atem hat sie allerdings, schließlich arbeitet sie schon seit mehr als 20 Jahren an der Gleichstellung im Rathaus.

Wenn es aber um praktische Fragen der Magdeburger geht, ist eine schnelle Hilfe oft möglich: "Das funktioniert meistens dann, wenn es darum geht, mit dem Kindergarten eine Vereinbarung zu treffen, die sich nicht nur an den Öffnungszeiten orientiert. Das ist besonders wichtig, wenn die Eltern im Schichtdienst arbeiten."

Heike Ponitka sieht "ihr" Amt für Gleichstellung nicht nur als Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Gleichbehandlung von Männern und Frauen, sondern auch als Netzwerk. "Wir arbeiten mit so vielen Stellen, Vereinen und Behörden zusammen, dass wir eigentlich zu jedem Problem früher oder später eine Lösung finden."