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Die Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltete ein "heiter-politisches" Seminar Auf Fortbildung zum Thema "Witze"

Von Oliver Schlicht 18.04.2013, 03:09

Eine dreitägige Fortbildungsveranstaltung über den politischen Witz hat in dieser Woche auf Schloss Wendgräben Interessenten aus ganz Deutschland angelockt. Es wurde viel gelacht.

Wendgräben l Nein, diese Fortbildung ist kein Witz, sondern ernst gemeint. Auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung haben sich zu Beginn dieser Woche über 30 Interessenten zur Schulung "Karikatur und politischer Witz im Spiegel der Jahrhunderte" eingefunden. Stiftungsmitarbeiter Andreas Schulze: "Wir sind sogar leicht überbelegt, konnten aber alle Interessenten unterbringen."

Das abseits tief im Wald bei Loburg (Jerichower Land) gelegene Tagungsschloss Wendgräben ist die Heimstätte der CDU-nahen Stiftung. 130 Euro mit Essen und Einzelzimmer kostet das politische Vergnügen von Montag bis Mittwoch. Dabei geht es um Satire in der DDR, im Nationalsozialismus, in der Kaiserzeit und auch speziell um den jüdischen Witz.

Margarete Whittome aus Remseck bei Stuttgart hat den Weg nach Sachsen-Anhalt gefunden. "Ich bin zwar in der CDU aber gegen Stuttgart 21", flüstert sie etwas konspirativ. Das Thema habe sie interessiert und sie sammle gern mal neue Eindrücke, erzählt die Rentnerin. Ähnlich geht es Friedhelm Marks, Elektroingenieur aus Geesthacht (Schleswig-Holstein), und Werner Lange aus Celle (Niedersachsen) - "Wir haben zu Hause schon nichts zu lachen, da hat man hier vielleicht mal Abwechslung", scherzen die Männer. Behörden habe keine Angestellten zur "Witze-Fortbildung" geschickt, so Andreas Schulze von der Stiftung. "Das sind alles Privatleute", sagt er.

Vortragender am Dienstag war Thomas Lukow aus Berlin. Der 54-jährige politische Referent war in der DDR in der Kulturszene und in kirchlichen Friedenskreisen tätig. Nach einem misslungenen Fluchtversuch 1981 über Tschechien saß er 20 Monate im Gefängnis. Erst 1989 kurz vor dem Mauerfall konnte er mit seiner Familie ausreisen. Sicher ist es seiner Biografie geschuldet, dass seine Erläuterungen über die DDR weniger spaßig sind, als manche Teilnehmer vielleicht erwartet haben.

"Ich bin mitmarschiert bis ich erleben musste, wie 1977 die Polizei Jugendliche auf dem Alexanderplatz zusammengeprügelt hat. Da war für mich Schluss", erzählt er. Lukow stellt Zeitungen wie die "Junge Welt", die "Wochenpost" vor und erklärt, welche Rolle dort Satire gespielt hat. Er zeigt Karikaturen, die auch deutlich machen, was in 40 Jahren DDR wann möglich war und was nicht. So zum Beispiel eine Zeichnung, die zeigt, wie bei einem Heranwachsenden über die Stationen Kindergarten, Schule und Lehre der Spalt in der Zunge immer tiefer wird.

Einen breiten Raum nimmt am Dienstag das Alltagsleben in der DDR ein. Diebstahl im Betrieb oder Wartezeiten in der Autowerkstatt. Und natürlich Witze, die den Umgang der Menschen mit den abgehobenen Politikern offenlegen. "Witze waren ein wichtiges Ventil, um Luft abzulassen. In Diktaturen war dies besonders wichtig. Im Gegensatz dazu werde die Auseinandersetzung in der Demokratie mehr im politischen Alltag gelebt", so der Referent. Vielleicht begegnen uns deshalb heutzutage kaum Merkel- oder Haseloff-Witze kaum.

Selbstverständlich werden auf einer Fortbildungsveranstaltung über Karikaturen und Witze auch viele Witze erzählt - nicht nur vom Referenten, sondern auch von den Gästen. Aber wie das immer so ist: Die richtig guten Witze sind häufig nicht ganz jugendfrei und zum Abdruck in der Zeitung wenig geeignet. Die Volksstimme hat deshalb eine kleine "Witz-Strecke" zum Durchklicken im Internet angelegt.

Wer sich witztechnisch politisch fortbilden möchte, klickt hier.