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Aus Angst vor Abriss ihrer Sparten gründen Laubenpieper eigene Partei / Fast 100 Mitglieder in den ersten 24 Stunden Magdeburger Kleingärtner proben Aufstand gegen Stadt

09.08.2013, 01:10

Magdeburg l "Stuttgart 21" in Magdeburg: Kleingärtner in der Landeshauptstadt proben den Aufstand. Sie protestieren gegen die Räumung ihrer Sparten für Eigenheime und haben Mittwochabend die "Magdeburger Gartenpartei" gegründet. Innerhalb von nur 24 Stunden sind der Vereinigung schon 89 Mitglieder beigetreten. Bis Jahresende sollen es 3000 sein.

Das Ziel: Der Einzug in den Stadtrat im Mai 2014. "Wir kämpfen für den Erhalt unserer Parzellen", sagt Vorsitzender Roland Zander. Hintergrund ist eine Prüfung der Stadtverwaltung, ob die Gartensparten mehrerer Vereine in Bauland für Einfamilienhäuser umgewandelt werden können. "Das werden wir verhindern", sagt Zander. "Es ist uns ernst."

Die Gartenpartei hat innerhalb weniger Tage Satzung und Programm erarbeitet, die Dokumente wurden am Donnerstag an den Bundeswahlleiter verschickt. Hauptanliegen: besonderer Schutz der Gartenvereine. Grundstücke sollen nicht mehr zur Bebauung ausgeschrieben werden dürfen, wenn mehr als 80 Prozent der Parzellen verpachtet sind.

"Wir sind bestens ausgelastet. Warum sollen wir Platz für Eigenheime machen? Das würde unsere Arbeit völlig ruinieren. Wir bleiben", sagt Zander. Er und seine Parteifreunde lehnen eine Umsiedlungs-Abfindung als Ausgleich ab. "Viele unserer Gärtner sind über 60. Die wollen nicht woanders noch einmal von vorn anfangen", sagt der Vorsitzende.

Damit der Einzug in den Stadtrat gelingt und die Stimmen nicht nur von den 14000 Kleingärtnern der Stadt kommen, hat sich die Partei mehreren Zielen verschrieben. Dazu zählen: Hartz IV abschaffen, Rente mit 65, mehr Polizeikräfte, Abschaffung von Umweltzonen und Parkuhren sowie die Senkung der Preise im öffentlichen Nahverkehr. Gestern hat die Gartenpartei Arbeitsgruppen gegründet, um die Themen inhaltlich zu untersetzen.

Die Kleingärtner sind unkonventionell: Mitgliedsbeiträge gibt es nicht, Spenden werden nicht angenommen, Wahlkampf fällt aus. "Wir Kleingärtner schaffen auch so den Einzug in den Stadtrat und werden diesen Unsinn beenden", sagt Harald Hartmann, stellvertretender Vorsitzender. Das Engagement sei zwar vorerst nur auf Magdeburg beschränkt. "Aber wer weiß?", sagt er. "Unsere Probleme haben andere Gartenfreude auch. Vielleicht wird aus der Gartenpartei eine Bewegung."