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Statistisch hat Sachsen-Anhalt bundesweit die meisten Krankheitsfälle Frühaufsteher im Krankenbett

Von Lion Grote 29.08.2013, 03:15

Magdeburg l Eine Krankheitswelle sorgt in Halle für Aufregung. Doch eine Aufstellung des Bundesgesundheitsministeriums zeigt, dass alle Sachsen-Anhalter offenbar besonders krankheitsanfällig sind.

In Halle grassiert ein mysteriöser Parasit. Seit Ende Juli erkrankten 51 Menschen an einer Kryptosporidien-Infektion (die Volksstimme berichtete). Der Parasit löst Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber aus. Die Ursache ist bis heute nicht gefunden.

Doch eine Aufstellung des Bundesgesundheitsministeriums zeigt nun, dass derartige Krankheitsfälle für Sachsen-Anhalt offenbar nichts ungewöhnliches sind. Pro 100.000 Einwohner kommen hier bundesweit die meisten Norovirusfälle vor (326). Bei Salmonellen (51), Rotaviren (94,2) und Grippe (36,7) kommt das Land auf Platz zwei. Und ausgerechnet die Stadt Halle weist bei fast allen Krankheiten besonders hohe Zahlen aus. Sind Hallenser also besonders kränklich? Mitnichten, sagt Stadtsprecher Drago Bock. Die hohen Zahlen ergäben sich aus dem Meldeverhalten der Ärzte.

Das bestätigt auch Claudia Kohlstock vom Landesamt für Verbraucherschutz. In Ostdeutschland insgesamt würden Krankheiten zuverlässiger an das Robert-Koch-Institut gemeldet als im Westen. "Das ist zum Teil noch ein Erbe der DDR", sagt Kohlstock. Tatsächlich weisen auch andere Ost-Länder zum Teil sehr hohe Fallzahlen auf. So gibt es in Thüringen beispielsweise mehr als doppelt so viele Salmonellen-Erkrankungen pro 100000 Einwohner als im Bundesschnitt. In Sachsen fast drei Mal so viele Norovirus-Fälle. Objektive Ursachen dafür gibt es aber auch aus Sicht des Robert-Koch-Institutes nicht.

"Möglicherweise gehen die Menschen hier auch einfach häufiger zum Arzt als andernorts", sagt Claudia Kohlstock. Dr. Ulrich Arnold, Mikrobiologe der Uniklinik Magdeburg, hält die Statistik für irreführend. "Betrachtet man die Gesamtzahl der Fälle, gibt es in Bayern oder Nordrhein-Westfalen natürlich mehr als bei uns."

Einzelne Krankheitsausbrüche sind zudem das Ergebnis besonderer Ereignisse. So gab es 2012 ungewöhnlich viele Norovirus-Erkrankungen, die sich vor allem als Magen-Darm-Grippe zeigen, durch verunreinigtes Essen in Schulen und Kindergärten. Gerade Sachsen-Anhalt war damals betroffen.

Bedrohlich oder gar lebensgefährlich aber sind die genannten Krankheitserreger für Erwachsene nicht. In den meisten Fällen ist nach ein paar Tagen Bauchschmerzen, Durchfall und Kopfschmerzen alles vorrüber. "Nur kleine Kinder und alte Menschen sollten vorsichtig sein und früh einen Arzt aufsuchen", rät Dr. Ulrich Arnold. "Gegen die Grippe kann man sich leider kaum schützen. Bei den anderen Krankheiten hilft verstärkte Hygiene wie Händewaschen oder besondere Sorgfalt beim Verarbeiten von Lebensmitteln", sagt Arnold. Grundsätzlich sei das Infektionsrisiko aber in Ballungsräumen wie Halle eben höher, als zum Beispiel in der Altmark.