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Keine Chance wegen falscher Fächer Land weist Lehrerin ab - seit acht Jahren

Sachsen-Anhalt findet nicht mehr genügend Lehrer, klagt der
Kultusminister. Eine 38-Jährige möchte nichts lieber, als hier zu
unterrichten. Doch das Land lehnt sie bereits seit acht Jahren ab.

Von Hagen Eichler 28.09.2013, 03:05

Schönhausen/Magdeburg. Ina Dankert ist ein Kind der Altmark. In Schönhausen ist sie großgeworden; Großmutter, Eltern und Geschwister wohnen dort. Sie mag die weite Landschaft und geht gern an der Elbe joggen. "Das hier ist mein Zuhause", sagt die Lehrerin. Die Schule, in der sie unterrichtet, ist allerdings 400 Kilometer entfernt, im oberfränkischen Coburg. Sie würde nichts lieber als in ihre Heimat zurückziehen. Sachsen-Anhalt hat für die Lehrerin jedoch keine Verwendung.

Dabei klagt Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), es falle immer schwerer, Pädagogen für Sachsen-Anhalt zu finden. Mangel gibt es etwa in der Altmark. Dankert möchte unbedingt in der Altmark arbeiten. Dennoch kassiert sie seit acht Jahren eine Ablehnung nach der anderen.

Nach dem Studium in Magdeburg geht sie als Referendarin nach Coburg. 2005, nach dem zweiten Staatsexamen, will sie wieder zurück in die Heimat. Ein Schulleiter ist auch interessiert an ihr. Die Bewerbung allerdings wird vom Ministerium abgelehnt. "Das habe ich sportlich genommen, 2006 habe ich es gleich wieder versucht." Sie scheitert erneut. Als sie nachfragt, heißt es, Landeskinder hätten Vorrang. "Dabei bin ich doch ein Landeskind", ärgert sie sich.

Heute, acht Jahre später, arbeitet sie noch immer in Coburg, obwohl sie sich auf jede in Frage kommende Stelle beworben hat. Sie wäre auch bereit, ein drittes Fach zu studieren oder weniger Stunden zu arbeiten - es hilft ihr nichts. Vor zwei Jahren hat sie geheiratet. Das gemeinsame Haus in Schönhausen bewohnt ihr Mann werktags allein. "Jetzt gehen wir ins dritte Jahr Fernehe, über Kinder brauchen wir da gar nicht zu reden", sagt ihr Mann Alexander. "Es ist zum Verzweifeln."

Das Kultusministerium sagt, bei einer Bewerbung müsse eben alles passen: die gewünschte Region, die Schulform und die Fächerkombination. Für die Altmark etwa würden Lehrer für Realschule und Gymnasium gesucht - nicht aber für Berufsbildende Schulen. Viele fallen so durch den Rost. Alexander Dankert hat selbst jahrelang gebraucht, um von Brandenburg nach Sachsen-Anhalt zu wechseln. "Ich kenne jede Menge solcher Fälle", sagt Thomas Lippmann, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft GEW. Lange, so seine Prognose, kann sich das Land diesen Kurs jedoch nicht mehr leisten. "Der Mangel wächst. Die werden flexibler werden müssen."