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Bekämpfung aus der Luft Behörden rüsten gegen Eichen-Schädlinge

Bei Menschen und Tieren lösen ihre Härchen allergische Reaktionen aus, Eichen fressen sie bis aufs letzte Blatt kahl - die Raupen des Eichenprozessionsspinners haben sich im Norden Sachsen-Anhalts zuletzt stark vermehrt. Behörden rücken ihnen deshalb ab April mit Gift zuleibe.

19.03.2014, 01:19

Stendal l Im Landkreis Stendal laufen die Vorbereitungen für den Kampf gegen die gefräßigen Raupen des Eichenprozessionsspinners. Spätestens ab April sollen Hubschrauber über rund 90 Hektar Wald das Insektizid Dimilin gegen den Schädling versprühen, 1000 Einzelbäume will der Kreis vom Boden aus schützen. "Wenn es weiter so warm bleibt, werden wir mit der Bekämpfung der Raupen schon Ende März beginnen", erklärt Denis Gruber, Leiter des Umweltamtes in Stendal.

Die Brennhaare der Schädlinge halten sich sechs Jahre

Dass der Eichenprozessionsspinner von den Behörden als Plage wahrgenommen wird, liegt nicht etwa nur daran, dass er Bäume kahl frisst. Seine Härchen sind giftig und können bei Menschen und Tieren allergische Reaktionen auslösen. Gleich 20 Soldaten auf einmal mussten sich im vergangenen Sommer in ärztliche Behandlung begeben, weil sie während der Bekämpfung des Hochwassers zwischen Fischbeck und Sandau mit den giftigen Härchen in Kontakt gekommen waren, die Raupen dort hinterlassen hatten.

"Die Brennhaare der Schädlinge halten sich sechs Jahre in der Umwelt", sagt Gruber. Deshalb wirke der Gift-Einsatz lediglich lindernd auf die Plage. Seit 2007 ist die giftige Schmetterlingsraupe im Land auf dem Vormarsch. Die Ausbreitung des Schädlings reicht von der brandenburgischen Grenze über Anhalt und die gesamte Altmark. Auch Brandenburg, der nordöstliche Teil von Niedersachsen, Rhein-Main-Ebene und Teile von Bayern sind betroffen. "Problematisch ist, dass der Eichenprozessionsspinner häufig mit anderen Schädlingen gemeinsam auftritt, vor allem mit den Schmetterlingsarten der Eichenfraßgesellschaft. Und diese Vergesellschaftung kann Waldbestände zum Absterben bringen", erklärt Detlef Thiel, Sprecher des Umweltministeriums.

Seit 2011 werden deshalb im Auftrag der Forstverwaltung des Landes Eichen- und Kiefernwälder auch großflächig mit Insektiziden besprüht. 2011 waren 3500 Hektar betroffen, 2012 8200 Hektar und 2013 gut 1800 Hektar.

Verfehlt haben die Insektizide ihre Wirkung offenbar nicht. Denn in diesem Jahr soll es trotz akuter Problemgebiete im Landkreis Stendal keine Großeinsätze gegen den Schädling geben. Thiel verweist hierbei auf das strenge Pflanzenschutzrecht. So sei der Einsatz von Insektiziden nur dann erlaubt, wenn ganze Waldbestände vom Absterben bedroht sind, was derzeit nicht der Fall sei.

Bauernverband: Land soll Schädlinge naturverträglich bekämpfen

Beim Bauernverband löst diese Haltung Murren aus. "Viele Bauern in der Altmark leben nicht nur von der Landwirtschaft, sondern auch vom Tourismus", sagt Sprecher Christian Apprecht. Er fürchtet, dass Gäste wegbleiben könnten, wenn sie Gesundheitsgefahren durch die Raupen fürchten müssen.

"Wenn es möglich ist, die Prozessionsspinner naturverträglich zu bekämpfen, sollte das Land sich daran beteiligen", fordert Apprecht. Das Umweltministerium sieht dazu aber keinen Grund, die örtliche Bekämpfung sei Sache der Landkreise. Ein großflächiger Gifteinsatz müsse zudem ökologisch vertretbar sein und würde im Zweifelsfall auch viel Geld kosten.