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Zoo Magdeburg Affenstarke Erweiterung

Ein Osterspaziergang durch den Magdeburger Zoo? Da gibt es derzeit viel
zu entdecken. Nicht nur Tiger und Flamingos, sondern auch eine große
Baustelle: Das neue Menschenaffenhaus. In den nächsten zwei Jahren will
der Tiergarten eine ganze Reihe von Großprojekten verwirklichen.

Von Oliver Schlicht 19.04.2014, 03:13

Magdeburg l Es gibt Osterlammbraten und Seehechtfilet im Bananenblatt. Und die "Kellner" heißen Nana und Wobbo. Am Ostermontag lädt der Magdeburger Zoo Gäste zum Brunch auf die Menschenaffenhaus-Baustelle ein. Die beiden Schimpansen des Zoos, Nana und Wubbo, sollen dabei persönlich auftischen. Sie werden das gelassen zur Kenntnis nehmen. Menschenaffen haben in Magdeburg schon einiges erlebt - nun also Kellner auf der Baustelle.

Dabei könnte die eigenwillige Werbeaktion des Zoos tatsächlich das Ende eines langen Leidensweges für die Magdeburger Menschenaffen bedeuten. Der ging vor 50 Jahren los mit der Inbetriebnahme eines provisorischen Schaukäfigs von der Größe eines Wohnzimmers. Quadratisch, gekachelt, mit nicht mehr als ein paar Schaukelseilen.

Nach der Wende dauerte es noch einmal zehn Jahre, bis 2000 ein äußerlich zwar ansehnliches, aber praktisch weitgehend unbrauchbares neues Menschenaffenhaus eröffnete. Innen grassierten die Schimmelpilze auf Grund nur unzureichend möglicher Belüftung. Orang-Utans mussten 2003 abgegeben werden. Es folgten jahrelange Rechtsstreitigkeiten - mit den Planern der Anlage und mit einem Nachbarn des Zoos, der sich von dem Schreien der Affen belästigt fühlte.

Zoo Magdeburg setzt auf Zweckbau mit Stahlträgern

Doch das ist ja nun bald Geschichte. "Es wird eines der größten Anlagen für Menschenaffen in Deutschland", schwärmt Zoodirektor im Bausand stehend beim Blick an die hohe Deckenhalle. 500 Quadratmeter in zwei Gehegenbereichen in der Halle plus ein 1400 Quadratmeter großer rundherum von Besuchern begehbarer "Affen-Spielplatz" draußen - ein affenstarkes, neues Menschenaffenhaus wird das werden. Eröffnung ist Anfang Juli.

Der Zoo hat gelernt: Keine abenteuerliche Architektur, keine komplexe Holzkonstruktion, sondern ein Zweckbau mit Stahlträgern wird das, wie er für Tropen- und Gewächshäuser seit Jahrzehnten gebaut wird. Perret: "Wir werden die Halle mit vielen Pflanzen füllen, so dass der Innenraum einen tropischen Charakter bekommt."

Sieben Schimpansen werden zunächst die Anlage besiedeln. Bis auf 15 Tiere soll die Herde in den nächsten Jahren anwachsen. Ein Aquarium mit tropischen Fischen und ein Becken mit zwei kleinen Krokodilen gibt es auch noch in der Halle.

Altes Menschenaffenhaus wird umgebaut

Das "alte" Menschenaffenhaus wird keinesfalls abgerissen, sondern zu einem offenen Gehege für sechs Mandrill-Affen umgebaut. "Das Dach kommt weg, das Holz komplett raus, die Gehege-Bereiche und die Wege bleiben aber erhalten. Alles wird mit Außenpflanzen begrünt." Eine offene Dschungel-Ruine also - das passt ja. Panzerglasscheiben aus dem bisherigen Haus sollen im Neubau wieder verwendet werden. Der Zoodirektor rechnet mit einer Eröffnung des offenen Mandrill-Geheges in der ersten Jahreshälfte 2015.

Insgesamt steht die Affen-Haltung - sicher zur Freude der jüngsten Besucher - auch bei anderen, unmittelbar bevorstehenden Gehege-Neubauten im Mittelpunkt. Gleich neben dem neuen Menschenaffenhaus eröffnet gemeinsam mit dem Neubau das "Madagaskar-Land". Dort werden nicht nur die "Turnübungen" von Kattas und Varis in einem Freigelände zu bewundern sein.

In "Madagaskar" wird auch die bereits bestehende "Tierisch-nah-Arena" integriert - eine Zuschauertribüne für Tiervorführungen. Besonderheit hier: "Madagaskar" wird komplett mit Finanzmitteln errichtet, die der Zooförderverein eingesammelt hat - immerhin 120.000 Euro.

Innen eine Scheune, außen ein Gebirge

Blutbrust-Paviane werden ebenfalls bald in den Magdeburger Zoo einziehen - von der Zoo-Neugestaltung her das vielleicht interessanteste Projekt. Das alte Dickhäuterhaus aus den 1970er Jahren, wo bislang die Elefanten untergebracht sind, wird nicht abgerissen, sondern umgebaut.

Perret: "Die Innenräume nutzen wir als Scheune. Und außen hübschen wird das auf zu einer Felsenlandschaft mit Wasserfall." Dort leben dann Steinböcke, Paviane und in einer großen Voliere Geier. Von dem unansehnlichen Dickhäuterhaus sehen die Besucher nichts mehr. Stattdessen werden sie bald auf der Terrasse einer neuen Gaststätte sitzen und im "Gebirge" den Affen und Steinböcken zuschauen.

Gastronomiekette an trägt Baukosten mit

Die Schweizer Gastronomiekette Marché (Mövenpick) wird gleich neben der Felsenlandschaft den neuen Gastronomiekomplex betreiben und "sich an den Baukosten mit einem hohen sechsstelligen Betrag beteiligen", so Perret. 1,2 Millionen Euro wird der Gaststätten-Neubau mit 100 Plätzen innen und einer Außenterrasse für 150 Gäste insgesamt kosten.

Hinter den Felsen wächst der Zoo in einen Bereich, wo heute noch ein Parkplatz ist. Auf 6200 Quadratmetern entsteht dort der Bereich Africombo II. Er vervollständigt die 2010 eröffnete erste Anlage ihrer Art und beschert - endlich - den Elefanten mehr Bewegungsfreiheit. Und nicht nur denen. In dieser Savanne werden auch Antilopen, grüne Meerkatzen-Affen und afrikanische Wildhunde umherstreifen.