1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Unterricht ohne Zensur, aber mit Schulhund

Ein Jahr Gemeinschaftsschule Unterricht ohne Zensur, aber mit Schulhund

Von Hagen Eichler 10.07.2014, 03:28

Magdeburg l Sachsen-Anhalts jüngste Schulform ist endgültig etabliert: Knapp ein Jahr nach Gründung der ersten 13 Gemeinschaftsschulen haben diese auch offiziell Schulleiter. Am Mittwoch überreichte Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) die Urkunden. Ernannt wurden die Pädagogen, die den Aufbau geleitet haben, in der Regel Sekundarschulleiter.

Die Gemeinschaftsschule unterrichtet Kinder gemeinsam, egal, welchen Schulabschluss diese später erhalten. "Dadurch halten wir Bildungswege länger offen", sagte Dorgerloh. Die Schullandschaft sei "in einem guten Sinn in Bewegung gekommen". Im kommenden Schuljahr werden sich neun weitere Schulen zur Gemeinschaftsschule umwandeln.

Rund 70 Schüler, Eltern und Lehrer berieten am Mittwoch bei einer Bilanztagung über das Erreichte und Änderungsbedarf. Häufig geäußerter Wunsch: die Umwandlung sämtlicher Klassen einer Sekundarschule zur Gemeinschaftsschule. "Viele wünschen sich das, aber dafür brauchen wir das Personal", sagte Helmut Thiel von der Wolmirstedter Gutenberg-Schule. Nach dem bisherigen Konzept wächst die neue Schulform von unten: Bislang gibt es lediglich fünfte Klassen, jedes Jahr kommt ein Jahrgang hinzu.

Die Gemeinschaftsschulen erproben unterschiedliche Konzepte, gemeinsam ist ihnen die Offenheit für Neues. "Da sind Schulreformer am Werk", lobt die Lehrergewerkschaft GEW. Die Freie Ganztagsschule Neinstedt (Landkreis Harz) bezieht ihren Schulhund Maya in den Unterricht ein, eine Französische Dogge. "Und wir haben auch keinen normalen Geschichtsunterricht, sondern bearbeiten Projekte", berichtet der elfjährige Lauris, "gerade haben wir uns zwei Wochen mit dem alten Rom und Griechenland beschäftigt." In einer eigenen Druckerei entstehen Bücher, derzeit ein von Schülern geschriebener Band im Stil von Hans Fallada.

Die Neue Schule in Magdeburg setzt auf Zeugnisse in Textform: Noten gibt es nur, wenn die Eltern das wünschen. "Meine finden das nicht nötig", sagt der Fünftklässler Can. Wichtig hingegen ist das Pensenbuch: Jeder Schüler notiert nach jeder Stunde, was er gemacht hat - und er bewertet seine Leistung mit einem Smiley. Mehr als dieses Buch und das Frühstück müssen die Schüler auch nicht mitbringen. "Alles andere haben wir in der Schule", sagt Noah, "auch die Hausaufgaben machen wir da."