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Verlauf des Ersten Weltkriegs Die Russen in Ostpreußen, die Deutschen vor Paris

Große Verluste bereits in den ersten Kriegswochen. Je länger die Kämpfe dauerten, desto größer wurden die Versorgungsprobleme.

Von Oliver Schlicht 01.08.2014, 03:16

Magdeburg l Heute auf den Tag genau vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Das Deutsche Historische Museum hat in einem umfangreichen Themenpaket im Internet (www.dhm.de) den Kriegsverlauf beschrieben, dem die folgenden Fakten zu den europäischen Truppenbewegungen wesentlich entnommen sind.

Deutschland erklärt Russland am 1. August 1914 und Frankreich am 3. August 1914 den Krieg. Erst am 6. August wendet sich Kaiser Wilhelm II. mit einer Erklärung zum Krieszustand "An das deutsche Volk". "Wir werden uns wehren bis zum letzten Mann und Roß", kündigt er an.

Die Deutschen stehen 60 Kilometer vor Paris

Schon am 2. August , es war ein Sonntag, besetzen deutsche Truppen Luxemburg und rücken am 3. und 4. August in das neutrale Belgien vor. Sie treffen auf starken Widerstand, doch die Festung Lüttich wird genommen. Die Franzosen marschieren ihrerseits in Richtung Elsaß-Lothringen. In der Schlacht bei Mülhausen (19. August), Vogesen und in Lothringen (20. bis 22. August) kommt die französische Offensive zum Erliegen.

Eine große Offensive der fünf deutschen Armeen im Westen beginnt am 18. August. Trotz erheblicher Verluste stehen die Deutschen Anfang September nur noch 60 Kilometer vor Paris. Doch dem deutschen Heer gelingt kein entscheidender Sieg. Die Kampfkraft der Truppen der Entente ist trotz ihrer Niederlagen nicht entscheidend geschwächt.

Im Westen erstarrt der Krieg von der Kanalküste bis Lothringen bereits Ende September in einen Stellungskrieg ohne entscheidenden Landgewinn der Franzosen und Briten und der Deutschen. Der Plan der Deutschen von einer schnellen Entscheidung an der Westfront war gescheitert. Auch im Osten entwickelte sich der Krieg gleich zu Beginn anders als erwartet. Die 8. Armee bricht die Schlacht von Gumbinnen (19./20. August) ab und zieht sich mit ihren Einheiten aus Ostpreußen hinter die Weichsel zurück.

Die ostpreußische Bevölkerung ist dem russischen Einfall preisgegeben. Zehn Tage später gelingt aber in der Schlacht bei Tannenberg (26. bis 30. August) die Einschließung der 2. russischen Armee, die vernichtend geschlagen wird. Rund 92000 russische Soldaten werden gefangen genommen. Zwei Wochen später wird die 1. russische Armee in der Schlacht an den Masurischen Seen (8. bis 15. September) ebenfalls vernichtend geschlagen. Die Gefahr für Ostpreußen ist zunächst beseitigt.

Bereits im Herbst 1914 zeichnen sich Schwierigkeiten bei Versorgung und Nachschub der Mittelmächte ab. England errichtet erfolgreich eine Seeblockade weit im Norden der Nordsee, die sich weitgehend den Angriffen der deutschen Flotte entziehen kann.

Die Staaten der Entente werden im Kriegsverlauf dagegen zunehmend besser aus den USA versorgt. Die mit großer Propaganda hochstilisierte deutsche Hochseeflotte wird im gesamten Kriegsverlauf der britischen Flotte unterlegen bleiben. Während Millionen deutsche Kinder in Matrosenanzügen die neue deutsche Seemacht symbolisieren sollten, versank die Kaiserflotte militärisch in der Unbedeutsamkeit.

Etwa 27 Millionen Menschenleben kostete der Erste Weltkrieg. Im Deutschen Reich leisteten im Kriegsverlauf 13,25 Millionen Mann Militärdienst, davon fielen bis Kriegsende zwei Millionen Soldaten.

Das große Sterben begann bereits im August und September. Mehrere zehntausend Soldaten fielen in den ersten Schlachten an West- und Ostfront oder gerieten in Gefangenschaft. Die sinnlosen Versuche, im Westen tief verschanzte Stellungen mit "Hurra!" zu erstürmen, bezahlten vor allem die ersten jungen Kriegsfreiwilligen mit dem Leben. Das Sperrfeuer der modernen Maschinengewehre mähte sie in der Schlacht bei Langemarck (Belgien, 10. November) zu Tausenden nieder, um nur ein Beispiel zu nennen.